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Black Dagger 17 - Vampirschwur

Black Dagger 17 - Vampirschwur

Titel: Black Dagger 17 - Vampirschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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sehr nahegestanden. Näher als irgendjemand sonst.

    Doch es hatte sich nicht um Selbstmord gehandelt. Es hatte keine Leiche gegeben. Nichts. Eben war der Kerl noch dagewesen, und eines Nachts war er einfach … weg.
    Die ersten ein, zwei Monate hatte José erwartet, irgendetwas zu hören – entweder von Butch selbst oder weil irgendwo eine Leiche mit eingeschlagener Nase und einem schlecht verkronten Schneidezahn auftauchte.
    Doch aus Tagen waren Wochen geworden und schließlich Monate. José vermutete, dass es so einem Arzt mit einer tödlichen Krankheit gehen musste: Endlich konnte er aus eigener Erfahrung sagen, wie sich die Familien von Vermissten fühlten. Er hatte nie erwartet, selbst einmal durch dieses gefürchtete kalte Land der Ungewissheit zu wandeln … aber nach dem Verschwinden seines früheren Partners wandelte er dort nicht nur eine Weile herum, er kaufte sogar ein Grundstück, baute ein Haus und zog verdammt nochmal darin ein.
    Doch jetzt, da er alle Hoffnung aufgegeben hatte, da er nicht mehr allnächtlich aufwachte und sich den Kopf zerbrach … jetzt hörte er diese Aufnahme.
    Sicher, es gab Millionen von Leuten mit südlichem Akzent. Aber O’Neal hatte eine verräterisch raue Stimme gehabt, die es so kein zweites Mal gab.
    Plötzlich war José nicht mehr nach Essen und dem Vierundzwanzig zumute. Aber er legte trotzdem den Gang ein und drückte aufs Gas.
    In dem Moment, als er in diesen Container geblickt und die fehlenden Augen und den zahnärztlichen Eingriff gesehen hatte, war ihm klar gewesen, dass er nach einem Serienmörder suchte. Aber er hätte nie geahnt, dass er sich noch auf eine andere Suche begeben würde.
    Zeit, Butch O’Neal zu finden.
    Wenn es denn möglich war.

16
    Eine Woche später wachte Manny mit einem Mörderkater im Bett auf. Wenigstens konnte er sich diese Kopfschmerzen ausnahmsweise mal erklären: Als er heimgekommen war, hatte er eine Flasche Lagavulin niedergekämpft wie ein Wrestler, und der hatte zurückgeschlagen, bis Manny flach auf der Matte lag.
    Als Erstes tastete er nach dem Telefon. Mit verquollenen Augen rief er den Tierarzt auf dem Handy an. Die beiden hatten eine Art Morgenritual entwickelt, und Manny dankte Gott, dass der Kerl wie er an Schlaflosigkeit litt.
    Beim zweiten Klingeln wurde bereits abgehoben. »Hallo?«
    »Wie geht es meinem Mädchen?« Das folgende Zögern sagte alles. »So schlimm?«
    »Nun ja, ihre Vitalzeichen sind weiterhin gut, und sie kommt auch mit der hängenden Lagerung zurecht, aber ich mache mir Sorgen wegen des Strauchelns. Wir werden sehen.«
    »Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
    »Aber klar doch.«

    An diesem Punkt musste er auflegen. Die Unterhaltung war beendet, er war nicht der Typ, der gern plauderte – und selbst wenn, hätte ihm ein Schwätzchen nicht geben können, was er wollte, nämlich ein gesundes Pferd, verdammt nochmal.
    Bevor sein Wecker um sechs Uhr dreißig losging und sein Katerprogramm zunichtemachte, stellte er den Radiowecker mit einem Handschlag auf stumm und dachte: Frühsport. Kaffee. Zurück in die Klinik.
    Moment, falsche Reihenfolge. Kaffee, Frühsport, Klinik.
    Kaffee brauchte er ganz eindeutig als Erstes. In seiner Verfassung war er nicht in der Lage, zu rennen oder Gewichte zu stemmen – und er sollte auch keine schweren Maschinen bedienen, wie Aufzüge zum Beispiel.
    Als er die Beine aus dem Bett schwang und sich aufsetzte, pochte in seinem Kopf ein eigener Herzschlag, aber er wehrte sich gegen die Vorstellung, dass dieser Schmerz vielleicht, nur vielleicht, nicht vom Schnaps kam: Er war nicht krank, und er züchtete sich auch keinen Gehirntumor heran – und wenn, wäre er trotzdem in die Arbeit gegangen. So war er einfach. Schon als Kind hatte er immer darum gekämpft, in die Schule gehen zu dürfen, wenn er krank war – selbst als er Windpocken hatte und aussah wie eins dieser Bilder, bei denen man die Punkte verbinden muss, hatte er darauf bestanden, zum Bus zu gehen.
    In diesem speziellen Fall hatte seine Mutter gewonnen. Und herumgenörgelt, er sei wie sein Vater.
    Das war alles andere als ein Kompliment, sein ganzes Leben lang hielt sie ihm das schon vor – doch es interessierte ihn einen Scheiß, weil er dem Kerl selbst nie begegnet war. Alles, was ihm von seinem Vater geblieben war, war ein vergilbtes Foto, das einzige Bild, das er je gerahmt hatte …
    Warum ging ihm heute eigentlich all das durch den Kopf?

    Zunächst schnappte Manny sich den Breakfast Blend von Starbucks. Dann

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