Black Dagger 17 - Vampirschwur
Untersuchungszimmer die Akten der Brüder aktualisierte, stapfte Jane durch den Flur, bog links ins Büro ab und ging durch die Hintertür der Vorratskammer. Nicht nötig, sich mit den Türcodes aufzuhalten, sie geisterte einfach hindurch …
Und da war er, zwanzig Meter vor ihr, und entfernte sich weiter von ihr … vorbei am Trainingszentrum, um noch tiefer in die Gänge vorzudringen.
Die Neonlampen leuchteten von oben auf seine massigen Schultern und den schweren Oberkörper. So wie sein Haar glänzte, schien es nass zu sein, und der Duft der Seife hing in der Luft und bestätigte ihr, dass er gerade aus der Dusche kam.
»Vishous.«
Sie rief seinen Namen nur einmal, aber der Tunnel wirkte wie eine Echokammer, die die Silben vor- und zurückwarf und sie vervielfachte.
Er blieb stehen.
Das war seine einzige Reaktion auf ihr Rufen.
Während sie darauf wartete, dass er etwas sagte, sich umdrehte … ihre Anwesenheit zur Kenntnis nahm, entdeckte sie etwas an ihrem Geisterzustand, das sie bisher nicht gewusst hatte: Obwohl sie streng genommen nicht lebte, konnten ihre Lungen immer noch brennen, als würde sie ersticken.
»Wo warst du heute Nacht?«, fragte sie, ohne eine Antwort zu erwarten.
Und sie bekam auch keine. Aber er war direkt unter einer Leuchtröhre stehen geblieben, deshalb konnte sie selbst aus dieser Entfernung erkennen, wie sich seine Schultern anspannten.
»Warum siehst du mich nicht an, Vishous?«
Lieber Gott, was hatte er im Commodore getrieben. Lieber Himmel …
Merkwürdig, es gab schon einen Grund dafür, dass sich Leute ein Leben zusammen »aufbauten«. Obwohl die Entscheidungen, die man als Mann und Frau traf, keine Ziegelsteine waren und die Zeit kein Mörtel, errichtete man nichtsdestotrotz etwas Handfestes und Echtes. Und jetzt in diesem Moment, da ihr Hellren sich weigerte, zu ihr zu kommen – oder ihr auch nur sein Gesicht zu zeigen –, erschütterte ein Erdbeben das, was sie für ein solides Fundament gehalten hatte.
»Was hast du heute Nacht getan?«, fragte sie heiser.
Bei diesen Worten drehte er sich um und trat zwei große Schritte auf sie zu. Aber nicht, um ihr näher zu kommen. Sondern lediglich, um nicht im Licht zu stehen. Und dennoch …
»Dein Gesicht«, keuchte sie.
»Ich bin in einen Kampf mit ein paar Lessern geraten.« Als sie auf ihn zugehen wollte, hob er die Hand. »Es geht mir gut. Ich brauche nur gerade etwas Abstand.«
Irgendetwas stimmte hier nicht, dachte sie. Und sie hasste die Frage, die ihr sofort in den Kopf schoss – so sehr, dass sie sie nicht laut aussprach.
Doch damit blieb ihr nur noch, zu schweigen.
»Wie geht es meiner Schwester?«, fragte er plötzlich.
Mit zugeschnürter Kehle antwortete sie: »Sie schläft. Ehlena ist bei ihr.«
»Du solltest dir ein bisschen freinehmen und dich ausruhen. «
»Das werde ich.« O ja, ganz bestimmt. Solange die Dinge so zwischen ihnen standen, würde sie sowieso nicht schlafen können.
V fuhr sich mit der behandschuhten Hand durchs Haar. »Ich weiß gerade nicht, was ich sagen soll.«
»Warst du mit jemandem zusammen?«
Die Antwort kam ohne Zögern: »Nein.«
Jane sah ihn an … und stieß dann langsam die Luft aus. Eines, was man ihrem Hellren zugutehalten musste, eines, worauf man sich bei Vishous immer verlassen konnte, war, dass er nie log. Trotz aller seiner Makel, Lügen gehörte nicht dazu.
»In Ordnung«, sagte sie. »Du weißt, wo du mich findest. Ich bin in unserem Bett.«
Sie war es nun, die sich abwandte und in die entgegengesetzte Richtung loslief. Obwohl ihr die Distanz zwischen ihnen das Herz brach, würde sie ihn nicht zu etwas drängen, wozu er nicht imstande war, und wenn er Abstand brauchte … Nun, dann gab sie ihm eben Abstand.
Aber nicht für immer, so viel stand fest.
Früher oder später würde dieser Mann mit ihr reden.
Das musste er, oder sie würde … Himmel, sie wusste nicht, was sie tun würde.
Doch ihre Liebe würde nicht ewig in diesem Vakuum überleben.
Das konnte sie einfach nicht.
15
Dass José de la Cruz auf dem Weg ins Stadtzentrum von Caldwell ausgerechnet bei einem Donut-Laden haltmachte, war ein echtes Klischee. Es galt als eine Art Volksweisheit, dass alle Kommissare in der Mordkommission Kaffee tranken und Donuts aßen, aber das traf nicht immer zu.
Manchmal blieb einem nämlich keine Zeit, um anzuhalten.
Echt, Mann, scheiß auf die Fernsehfilme und Krimischmöker, die Wahrheit war, mit Koffein und ein wenig Zucker in den Blutbahnen
Weitere Kostenlose Bücher