Black Dagger 19 - Liebesmond
fluchte und begann umherzuwandern, nur um dabei festzustellen, dass alle anderen hier in der Gasse – die da waren Tohr, Qhuinn, Rhage, Blaylock, Zsadist und Phury – das Schauspiel beobachteten. Und sieh einer an, jeder Einzelne der Vampire schaute drein, als wäre er wirklich, aufrichtig, absolut und ehrlich froh, dass Johns letzte Bemerkung nicht aus seinem Munde gekommen war.
Wenn es euch nichts ausmacht …, gebärdete John mit wütendem Blick.
Wie auf ein Zeichen kam Bewegung in die Umstehenden, sie blickten auf in den dunklen Himmel, interessierten sich plötzlich für den Asphalt und für die Backsteinmauer gegenüber. Vielstimmiges Gemurmel wehte mit dem fauligen Wind herüber, als wären sie eine Versammlung von Filmkritikern, die den eben gesehenen Streifen diskutierten.
John aber war ihre Meinung egal.
Und in diesem Moment der Wut galt das sogar für die Meinung von Xhex.
Im Anwesen der Bruderschaft hielt No’One die Bindungsrobe ihrer Tochter in den Händen – und ein Doggen hatte sich vor ihr aufgepflanzt und verweigerte die Auskunft, wo sich die Waschküche befand.
» Nein«, sagte sie beharrlich. » Das erledige ich selbst.«
» Herrin, ich bitte Euch, es ist doch nur eine Kleinigkeit …«
» Dann dürfte es ja kein Problem sein, wenn ich mich selbst darum kümmre.«
Der Doggen machte ein langes Gesicht. » Vielleicht … sollte ich Oberbutler Perlmutter fragen …«
» Und vielleicht werde ich ihm sagen, wie hilfreich es war, dass du mir den Weg zur Waschküche erklärt hast – und wie sehr ich deine Dienste zu schätzen weiß.«
Obwohl ihr Gesicht unter der Kapuze verborgen war, erkannte der Doggen ihre Entschlossenheit: Sie würde nicht nachgeben. Weder ihm noch einem anderen Hausangestellten gegenüber. Seine einzige Möglichkeit bestand darin, sie sich über die Schulter zu werfen und wegzutragen – und das schied natürlich aus.
» Ich werde …«
» … mich sogleich hinführen, ist es nicht so?«
» Äh … ja, Herrin.«
Sie neigte den Kopf. » Danke.«
» Darf ich Euch das …«
» … das Suchen abnehmen? Ja, bitte. Ich danke dir.«
Er würde dieses Kleid nicht für sie tragen. Oder reinigen. Oder aufhängen. Oder zurückbringen.
Das hier war eine Sache zwischen ihr und ihrer Tochter.
Nicht weniger geknickt, als hätte man ihn in die Verbannung geschickt, wandte sich der Diener um und führte sie einen langen Gang hinunter, der mit zauberhaften marmornen Männerstatuen in diversen Posen bestückt war. Am Ende des Flurs ging es durch eine Flügeltür, dann nach links und durch eine zweite Tür hindurch.
Ab hier war alles anders. Das Parkett bedeckte kein Orientteppich mehr, sondern ein schlichter, ordentlich gesaugter cremefarbener Läufer. An den ebenso sauberen cremefarbenen Wänden hingen keine Gemälde und vor den Fenstern keine farbenprächtigen Stoffbahnen mit Fransen und Troddeln, sondern schwere Baumwollvorhänge in der gleichen hellen Farbe.
Sie hatten den Dienstbotentrakt betreten.
Der gleiche Gegensatz hatte im Hause ihres Vaters geherrscht: gehobener Standard für die Familie, ein etwas einfacherer für die Bediensteten.
Zumindest hatte sie das gehört. Sie war nie in den hinteren Teil des Hauses gegangen, solange sie dort gelebt hatte.
» Hier solltet Ihr« – der Doggen stieß eine Doppeltür auf –, »alles finden, was Ihr braucht.«
Der Raum war so groß und geräumig wie ihr Zimmer damals im Haus ihres Vaters. Aber es gab keine Fenster. Und auch kein großes Bett mit dem dazu passenden handgefertigten Mobiliar. Keine Gobelin-Vorleger in Apricot-, Gelb- und Rottönen. Keine Kleiderschränke voll Pariser Mode oder Schubladen voll Schmuck und Körbchen mit Haarbändern.
Heute gehörte sie hierher. Das wurde ihr klar, während der Doggen die diversen weißen Geräte, die Waschmaschinen und Trockner, erklärte und dann die Bedienung von Bügelbrett und Bügeleisen erläuterte.
Ja, der Dienstbotentrakt und nicht die Gästezimmer waren nun ihr Zuhause, so war es, seit sie … sich an diesem fremden Ort gefunden hatte.
Und wenn sie jemanden, egal wen, davon hätte überzeugen können, ein Zimmer in diesem Teil des Hauses zu bekommen, hätte sie das vorgezogen. Aber leider wurde ihr als Mutter der Shellan eines der besten Kämpfer im Haus ein Privileg eingeräumt, das sie nicht verdiente.
Der Doggen begann, alle möglichen Schränke zu öffnen und ihr Zubehör und Wässerchen zu zeigen, die er auf vielfältige Weise als Dampfbügeleisen,
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