Black Dagger 19 - Liebesmond
bist die Mutter von Xhex.«
» Ich habe sie zur Welt gebracht, ja.«
» Ich habe gehört, dass Darius und Tohr sie nach ihrer Geburt zur Adoption freigaben.«
» Das haben sie. Sie haben mich beschützt, als ich bettlägerig war.« Den Teil, wie sie sich den Dolch von Letzterem geschnappt und in den Bauch gestoßen hatte, ließ sie aus: Sie hatte ohnehin schon viel zu viel mit diesem Kerl gesprochen.
» Weißt du eigentlich, dass Tohrment, Sohn des Hharm, bei den Mahlzeiten oft zu dir blickt?«
No’One schreckte zurück. » Da irrt Ihr bestimmt.«
» Meine Augen sind in bester Ordnung. Genau wie seine, wie es aussieht.«
Jetzt lachte sie kurz und hart auf. » Ich versichere Euch, dass er mich ganz bestimmt nicht anhimmelt.«
Ihr Gegenüber zuckte die Schultern. » Nun, Freunde müssen nicht immer einer Meinung sein.«
» Bei allem Respekt, wir sind keine Freunde. Ich kenne Euch nicht …«
Auf einen Schlag wurde der Raum von einem goldenen Glanz erfüllt. Das Licht war so voll und sanft, dass es ihre Haut erwärmte und prickeln ließ.
No’One wich einen weiteren Schritt zurück, als sie erkannte, dass es keine optische Täuschung war, die auf all seine goldenen Gehänge zurückzuführen war. Der Mann selbst war der Ursprung des Lichts, sein Körper, sein Gesicht, seine Aura leuchteten wie ein glühendes Feuer.
Als er sie nun anlächelte, trug er das Antlitz eines Heiligen. » Ich heiße Lassiter und verrate dir jetzt alles, was du über mich wissen musst. Erstens bin ich ein Engel, zweitens ein Sünder, und ich bin nicht lange hier. Ich werde dir nicht wehtun, aber ich scheue nicht davor zurück, dir die Hölle heiß zu machen, sollte ich meinen Job anders nicht erledigen können. Ich mag Sonnenuntergänge und ausgedehnte Spaziergänge am Strand, aber die ideale Frau gibt es für mich nicht mehr. Ach ja, und mein liebstes Hobby ist, anderen tödlich auf die Nerven zu fallen. Ich schätze, ich wurde einfach dazu geboren, andere zu reizen – liegt wahrscheinlich an dieser ganzen Auferstehungsgeschichte.«
No’Ones Hand kroch an den Aufschlag ihrer Robe und zog ihn fest zusammen. » Aber warum seid Ihr hier?«
» Wenn ich dir das jetzt erkläre, würdest du dich nur mit Händen und Füßen dagegen wehren. Aber sagen wir mal, dass ich an Kreise glaube, die sich schließen – ich habe den, in dem wir uns gegenwärtig befinden, nur einfach nicht erkannt, bis du hier aufgetaucht bist.« Er deutete eine leichte Verbeugung an. » Pass auf dich auf – und auf dieses wundervolle Kleid.«
Damit verschwand er, schwebte von dannen und nahm die Wärme und das Licht mit sich fort.
No’One ließ sich gegen die Arbeitsfläche sinken und bemerkte erst nach einiger Zeit, dass ihre Hand schmerzte. Sie blickte an sich herab und betrachtete sie aus der Entfernung, sah die weiß hervortretenden Knöchel und die harten Konturen, die sich vom Aufschlag der Robe abhoben, als gehörten sie gar nicht zu ihr.
So war es immer, wenn sie Teile ihres Körpers betrachtete.
Aber zumindest konnte sie ihr Fleisch befehligen: Ihr Hirn trug der Hand, die an dem Arm hing, der in den Oberkörper mündete, auf, loszulassen und zu entspannen.
Während ihre Glieder gehorchten, blickte No’One wieder zu der Stelle, wo die Gestalt gestanden hatte. Die Doppeltür war zu. Nur … er hatte sie nicht geschlossen, oder?
War er überhaupt hier gewesen?
Sie eilte zur Tür und blickte in den Flur. In alle Richtungen … es war niemand zu sehen.
5
Nach fast zweihundert Jahren gelebter Partnerschaft wusste Tohr ziemlich genau, wie ein Streit zwischen einem starrköpfigen Krieger und einer aufgebrachten Shellan verlief. Doch es war albern, in Nostalgie zu verfallen, während John und Xhex sich angifteten.
Lieber Himmel, er und Wellsie hatten sich auch das eine oder andere Wortgefecht geliefert.
Noch etwas, dem man nachtrauern konnte.
Er riss seinen erschöpften Geist am Riemen und trat zwischen die beiden. Sie mussten offensichtlich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden. Wären es nicht gerade diese beiden gewesen, hätte er sich die Mühe gespart. Beziehungskram war nicht sein Bier – egal, ob es nun gut oder schlecht lief. Aber hier ging es um John. Hier ging es um … den Sohn, den er sich einstmals gewünscht hatte.
» Zeit, nach Hause zu gehen«, sagte er. » Ihr müsst euch beide behandeln lassen.«
» Halt dich da raus …«
Halt dich da raus …
Tohr packte John Matthew am Nacken und presste auf die Sehnen, bis er
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