Black Dagger 19 - Liebesmond
miteinander zu streiten. Zu früh für die Spannungen und die Wut.
Kann ich eine von denen versuchen?, gebärdete er.
V lüpfte eine Braue, bemühte sich aber gar nicht erst, John zur Vernunft zu bewegen. Stattdessen zog er Tabakbeutel und Papers raus. » Willst du sie selber drehen?«
John schüttelte den Kopf. Zwar hatte er V schon x-mal beim Drehen zugeschaut, es aber noch nie selbst probiert. Außerdem glaubte er nicht, dass seine Hände ruhig genug dafür waren.
V war im Handumdrehen damit fertig, reichte John den Sargnagel und zückte das Feuerzeug.
Beide beugten sich nach vorne. Kurz bevor John die Spitze in die Flamme hielt, meinte V: » Einen Rat noch. Diese Dinger hauen ziemlich rein, du solltest also nicht zu tief inhal…«
Ach du Scheiße.
Johns Lunge verwehrte dem Rauch nicht nur den Zutritt, sie bekam einen hysterischen Anfall. Und während er sich die Bronchien raushustete, nahm V ihm das scheußliche Ding wieder ab. Das war sehr hilfreich, denn jetzt konnte er sich mit beiden Händen auf die Schenkel stützen, während er sich vornüberbeugte und röchelte.
Als die Sterne langsam vor seinen tränenden Augen verblassten, sah er zu V rüber … und spürte, wie sich seine Eier zusammen- und in die Sicherheit seines Unterleibs zurückzogen. Der Bruder hatte Johns Zigarette genommen und sie sich zusätzlich zu seiner eigenen in den Mund gesteckt, um nun an beiden gleichzeitig zu ziehen.
Super. Als ob er sich nicht ohnehin schon wie ein Schlappschwanz vorgekommen wäre.
V hielt ihm die beiden Kippen zwischen Zeige- und Mittelfinger hin. » Es sei denn, du möchtest es noch einmal probieren?« Als John den Kopf schüttelte, nickte er zustimmend. » Besser so. Ein zweiter Zug, und du bist reif für die Mülltonne.«
John ließ seinen Hintern an der Wand hinabgleiten, bis er auf dem Linoleum saß. Wo steckt Tohr? Ist er schon heimgekommen?
» Ja. Ich habe ihn zum Essen hochgeschickt. Hab ihm gesagt, er darf erst wieder runterkommen, wenn er einen beglaubigten Wisch vorlegt, dass er eine volle Mahlzeit mit Dessert zu sich genommen hat.« V zog erneut an den Zigaretten und sprach durch die wohlriechenden Schwaden. » Ich musste ihn beinahe selbst hochschleifen. Er ist wegen dir gegangen, ernsthaft.«
Er hätte sich heute Nacht beinahe umgebracht.
» Das Gleiche könnte man von uns allen sagen. Das liegt in der Natur des Jobs.«
Du weißt, dass es bei ihm etwas anderes ist.
V schnaubte abfällig.
Und während so die Zeit verstrich und V seine Kippen rauchte wie ein echter Kerl, bemerkte John, dass er gerne das Unaussprechliche fragen wollte.
Der Anstand ließ ihn zögern, aber schließlich hielt er es nicht länger aus. Mit einem leisen Pfiff zog er Vishous’ Aufmerksamkeit auf sich und bewegte dann vorsichtig die Hände.
Wie wird sie sterben, V. Als sich der Bruder versteifte, gebärdete John: Ich habe gehört, dass du diese Dinge manchmal vorhersiehst. Und wenn ich wüsste, dass sie an Altersschwäche stirbt, könnte ich so viel besser mit solchen Situationen im Einsatz umgehen.
V schüttelte den Kopf, und seine dunklen Brauen wölbten sich tief über den diamantenen Augen, sodass sich die Tätowierung an seiner Schläfe verzog. » Du solltest dein Leben nicht nach meinen Visionen richten. Sie sind nur Momentaufnahmen – sie können sich auf nächste Woche beziehen, auf das kommende Jahr, auf drei Jahrhunderte später. Sie sind völlig aus dem Zusammenhang herausgelöst und sagen nichts darüber, wo oder wann es geschehen wird.«
Mit zugeschnürter Kehle gab John zurück: Dann stirbt sie also wirklich eines gewaltsamen Todes.
» Das habe ich nicht behauptet.«
Was passiert mit ihr? Bitte.
Vs Blick schweifte ab und verlor sich in dem betonierten Korridor. Und in dem Schweigen war John hin- und hergerissen zwischen Furcht und Begierde wegen dem, was der Bruder sah.
» Tut mir leid, John. Ich habe schon einmal den Fehler gemacht, jemandem diese Information zu geben. Auf kurze Sicht hat es ihn erleichtert, absolut, aber … letztlich erwies es sich als Fluch. Deshalb weiß ich aus erster Hand, dass man die Finger davon lassen sollte.« Er sah John von der Seite an. » Komisch, die meisten Leute wollen es nicht wissen, nicht wahr? Und ich glaube, das ist gut so, so ist es auch vorgesehen. Deshalb sehe ich meinen eigenen Tod nicht voraus. Oder den von Butch. Oder von Payne. Sie stehen mir zu nah. Das Leben soll nun einmal blind gelebt werden – auf diese Weise nimmt man nichts für
Weitere Kostenlose Bücher