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Black Dagger 19 - Liebesmond

Black Dagger 19 - Liebesmond

Titel: Black Dagger 19 - Liebesmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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gegenüber.
    Die Wut brodelte in seinem überfülltem Magen und verstärkte den Druck noch: Diese in Ungnade gefallene Adelige, die sich jetzt No’One nannte, war ebenso zurück, hatte das Leben erneut geschenkt bekommen von der verdammten Mutter ihrer Spezies.
    Und was war mit seiner Wellsie?
    Tot. Fort. Nichts als Erinnerungen und Asche.
    Für alle Zeit.
    Während seine Laune nun wirklich in den Keller fiel, fragte er sich, wen man eigentlich bestechen oder verraten musste, damit einem diese Gnade zuteilwurde. Seine Wellsie war eine Frau von Wert gewesen, nicht anders als diese anderen drei – warum wurde sie nicht gerettet? Warum, zum Donner, konnte er sich nicht wie diese anderen Kerle auf seine verbleibenden Jahre freuen?
    Warum hatte man ihm und seiner Shellan die Gnade nicht gewährt, als sie sie am dringendsten gebraucht hatten …
    Er starrte sie an.
    Nein … er funkelte sie an.
    Von der anderen Seite des Tisches aus bohrten sich die harten, wütenden Augen von Tohrment, Sohn des Hharm, in No’One, als würde er nicht nur ihre Anwesenheit in diesem Haus verabscheuen, sondern jeden Atemzug, den sie tat, und jedes Schlagen ihres Herzens.
    Dieser Ausdruck machte ihn nicht hübscher. Und er war so stark gealtert, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, obwohl Vampire, besonders die aus starken Geschlechtern, eigentlich bis kurz vor ihrem Ende wie Mitte bis Ende zwanzig wirkten. Und das war nicht die einzige Veränderung an ihm. Er litt an permanentem Untergewicht – egal, wie viel er bei den Mahlzeiten aß, er hatte nicht genug Fleisch auf den Knochen, die Wangen waren hohl, das Kinn trat hervor, und die tief liegenden Augen waren von Schatten umgeben.
    Seine körperliche Gebrechlichkeit, woher sie auch rühren mochte, hatte ihn jedoch nicht vom Kämpfen abgehalten. Er hatte sich vor dem Essen nicht umgezogen, seine nasse Kleidung war mit rotem Blut und schwarzem Öl besudelt und erinnerte auf drastische Weise daran, womit die Vampire hier in dieser Runde ihre Nächte verbrachten.
    Die Hände hatte er sich allerdings gewaschen.
    Wo war seine Gefährtin, fragte sie sich. No’One hatte keine Hinweise auf eine Shellan gesehen – vielleicht war er all die Jahre unverbunden geblieben? Wenn er eine Gefährtin hätte, wäre sie doch sicher hier, an seiner Seite.
    Sie senkte den Kopf noch tiefer unter ihre Kapuze und legte Gabel und Messer neben den Teller. Ihr war der Appetit auf Essen vergangen.
    Noch weniger gelüstete es ihr nach den Schatten ihrer Vergangenheit. Doch Letztere konnte sie nicht so einfach höflich ablehnen …
    Tohrment war genauso jung gewesen wie sie, als sie diese langen Monate zusammen in der verrammelten kleinen Hütte im Alten Land verbracht hatten, geschützt vor Winterfrost, vor der Nässe des Frühlings, der Sommerhitze und schließlich den Herbststürmen. Sie hatten vier Jahreszeiten lang beobachtet, wie ihr Bauch mit Leben anschwoll, einen vollständigen Kalenderzyklus, in dem er und sein Mentor Darius sie genährt, beschützt und umsorgt hatten.
    Eigentlich hätte ihre erste Schwangerschaft so ganz anders verlaufen sollen. Und eigentlich war es auch keine angemessene Lebensart für eine Vampirin von Stand. Alles war so anders als das, was sie von ihrem Schicksal erwartet hatte.
    Doch wie arrogant war es von ihr gewesen, Erwartungen zu hegen. Und es hatte kein Zurück gegeben, weder damals noch heute. Von dem Moment an, als man sie entführt und dem Schoß ihrer Familie entrissen hatte, war sie für alle Zeit verdorben, nicht anders, als wäre ihr Gesicht durch Säure verätzt oder ihr Leib bis zur Unkenntlichkeit verbrannt worden. Oder als hätte sie Glieder, Augenlicht oder Gehör verloren.
    Aber das war noch nicht alles. Schlimm genug, dass sie befleckt war, aber musste es ausgerechnet ein Symphath sein? Und musste der Schreck ihre erste Triebigkeit auslösen?
    Ein langes Jahr hatte sie unter dem strohgedeckten Dach in dem Bewusstsein gelebt, dass in ihrem Bauch ein Monster heranwuchs. Und natürlich hätte sie ihre gesellschaftliche Stellung verloren, wenn ein Vampir sie entführt und ihre Familie um das höchste Gut ihrer Tochter gebracht hätte: ihre Jungfräulichkeit. Vor ihrer Entführung war sie als Tochter des Leahdyre des Rats eine Kostbarkeit gewesen, etwas, das man sorgsam aufbewahrte und nur zu besonderen Anlässen vorzeigte wie einen funkelnden Juwel.
    Tatsächlich war ihr Vater gerade dabei gewesen, eine Verbindung mit einem Vampir für sie zu arrangieren, der ihr

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