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Black Dagger 19 - Liebesmond

Black Dagger 19 - Liebesmond

Titel: Black Dagger 19 - Liebesmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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ein noch luxuriöseres Leben geboten hätte als jenes, das sie von Geburt an kannte …
    Mit schrecklicher Klarheit erinnerte sie sich daran, dass sie sich das Haar gekämmt hatte, als sie das leise Klicken der Fenstertür vernahm.
    Sie hatte die Bürste auf den Toilettentisch gelegt.
    Und dann wurde der Riegel geöffnet, aber nicht von ihr …
    In stillen Stunden stellte sie sich manchmal vor, sie wäre an diesem Abend mit ihrer Familie in die unterirdischen Gemächer gegangen. Sie hatte sich unwohl gefühlt – wahrscheinlich, weil sich ihre Triebigkeit ankündigte – und war oben geblieben, weil es dort mehr Zerstreuungen gab, die sie von ihrer Rastlosigkeit ablenkten.
    Ja … manchmal malte sie sich aus, sie wäre ihnen damals in den Keller gefolgt und hätte ihrem Vater endlich von der merkwürdigen Gestalt erzählt, die bisweilen auf der Terrasse vor ihrem Schlafgemach erschien.
    Damit hätte sie sich gerettet.
    Und der Krieger ihr gegenüber müsste nicht so wütend sein …
    Sie hatte Tohrments Dolch benutzt. Unmittelbar nach der Geburt hatte sie zugegriffen und sich seiner Waffe bemächtigt. Sie konnte sich diesem Geschöpf, das sie da auf die Welt gebracht hatte, einfach nicht stellen, sie war unfähig, ihr Schicksal auch nur einen Atemzug länger zu ertragen. Und so hatte sie den Dolch gegen den eigenen Bauch gerichtet.
    Das Letzte, was sie gehört hatte, bevor das Licht sie umfing, war sein Schrei gewesen …
    Sie zuckte zusammen, als er scharrend seinen Stuhl zurückschob, und der ganze Tisch verstummte. Niemand aß, niemand regte sich, niemand sprach, als er das Esszimmer verließ.
    No’One hob die Serviette auf und tupfte sich den Mund unter ihrer Kapuze. Keiner sah sie an, als wäre niemandem aufgefallen, wie er sie angestarrt hatte. Doch vom anderen Ende des Tisches aus blickte sie der Engel mit dem blond-schwarzen Haar unverhohlen an.
    Sie wandte den Blick von ihm ab und beobachtete, wie Tohrment aus der Bibliothek kam und durch die Eingangshalle ging. Er trug eine Flasche mit dunkler Flüssigkeit in jeder Hand, und sein finsteres Gesicht glich einer Totenmaske.
    Sie schloss die Augen und ging tief in sich, um Kraft zu schöpfen. Denn die brauchte sie, um auf diesen Vampir zuzugehen, der gerade so überstürzt die Flucht ergriffen hatte. Sie war auf diese Seite gekommen, in dieses Haus, um sich mit der Tochter zu versöhnen, die sie im Stich gelassen hatte.
    Doch es gab da noch jemanden, bei dem sie etwas gutzumachen hatte.
    Letztlich wollte sie sich bei ihm entschuldigen, aber vorerst würde sie mit dem Kleid beginnen. Sie wollte es ihm zurückgeben, sobald sie es mit eigenen Händen gereinigt und gebügelt hatte. Es war eine vergleichsweise kleine Geste. Aber irgendwo musste man ja anfangen, und das Kleid war ganz offenkundig ein Erbstück aus seiner Familie, das er ihrer Tochter gegeben hatte, da sie sonst keine Angehörigen hatte.
    Selbst nach all diesen Jahren kümmerte er sich noch um Xhexania.
    Er war ein anständiger Kerl.
    No’One verursachte nicht so viel Lärm bei ihrem Aufbruch, doch einmal mehr verstummte die Tafel, als sie sich erhob. Mit gesenktem Kopf ging sie nicht durch die Tür, durch die Tohr verschwunden war, sondern durch den Dienstbotendurchgang in die Küche.
    Sie humpelte an Öfen, Arbeitsflächen und geschäftigen, missbilligend dreinschauenden Doggen vorbei und machte sich zur Hintertreppe auf, die mit den einfachen, weiß verputzten Wänden und Kiefernholzstufen …
    » Es gehörte seiner Shellan.«
    Das weiche Leder ihrer Slipper quietschte, als sie herumwirbelte. Unten am Fuß der Treppe stand der Engel.
    » Das Kleid«, erklärte er. » Es ist Wellesandras Gewand, das sie vor fast zweihundert Jahren bei ihrer Vereinigung trug.«
    » Oh, dann sollte ich es seiner Shellan zurück…«
    » Sie ist tot.«
    Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. » Tot …«
    » Ein Lesser hat ihr ins Gesicht geschossen.« No’One keuchte erschrocken auf, doch er blinzelte nicht einmal mit seinen weißen Augen. » Sie erwartete ein Kind.«
    No’One musste sich am Geländer festhalten, um nicht ins Wanken zu geraten.
    » Entschuldige«, sagte der Engel. » Ich beschönige hier nichts, und du musst wissen, in was für eine Situation du dich begibst, wenn du ihm dieses Ding zurückbringst. Xhex hätte es dir sagen sollen – es wundert mich eigentlich, dass sie es nicht getan hat.«
    Tja, merkwürdig. Obwohl sie auch nicht gerade viel Zeit miteinander verbracht hatten – und

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