Black Dagger 19 - Liebesmond
Haltung entspannte sich, und die fahrigen Hände kamen zur Ruhe.
Xcor sammelte das Geld ein und legte es in ihren Schoß. Diese Hure verdiente es als Entschädigung für die blauen Flecken, die sie am Morgen haben würde.
Dann sank Xcor mit einem Stöhnen zu Boden und lehnte sich neben ihr an die Wand, streckte die Beine aus und überkreuzte sie an den Knöcheln. Er musste seinen Tornister mit den Souvenirs und seine Sense vom Wolkenkratzer holen, aber im Moment konnte er sich vor Erschöpfung kaum rühren.
Allerdings würde er sich heute Nacht nicht nähren. Nicht einmal in Hypnose.
Wenn er sich an der Frau neben sich vergriff, würde er sie mit großer Wahrscheinlichkeit umbringen: Er war entsetzlich hungrig, und er wusste nicht, wie viel Blut sie heute schon verloren hatte. Denn dass sie so durchgeknallt war, konnte durchaus auf einen niedrigen Blutdruck zurückzuführen sein.
Xcor beobachtete seine Soldaten beim Vögeln und musste sich eingestehen, dass die rhythmischen Bewegungen der Körper durchaus erotisch waren. Unter anderen Umständen hätte Zypher vermutlich dafür gesorgt, dass die beiden Paare sich vereinten, ein Gewirr aus Armen und Beinen, Brüsten und Händen, Schwänzen und glitschigen Mösen bildeten. Aber nicht hier. Hier war es schmutzig, unsicher und kalt.
Xcor ließ den Kopf an die Wand sinken, schloss die Augen und hörte weiter zu.
Wenn er einschlief und seine Soldaten ihn fragten, ob er sich genährt hatte, würde er die Bissstellen des anderen Vampirs benutzen, um ihre Sorgen zu zerstreuen.
Und es blieb noch genug Zeit, seine Zähne in einen anderen Hals zu senken.
Um die Wahrheit zu sagen, hasste er das Nähren. Anders als dem Bloodletter verschaffte es ihm keinen Kick, eine Frau oder Vampirin zu unterwerfen – und aus freien Stücken war wahrlich noch nie eine zu ihm gekommen.
Wie es aussah, verdankte er sein Leben den Prostituierten.
Als wieder jemand zum Höhepunkt kam, diesmal einer seiner Soldaten – Throe, wenn er raten müsste –, malte Xcor sich aus, er hätte ein anderes Gesicht, ein ansehnliches, das die Frauen anzog, statt sie schreiend in die Flucht zu jagen.
Vielleicht sollte er sich ja die eigene Wirbelsäule rausreißen.
Aber das war das Schöne an heimlichen Gedanken: Niemand musste von diesen Schwächen erfahren.
Und wenn man ihnen lange genug nachgehangen war, konnte man sie in den geistigen Mülleimer schmeißen, in den sie gehörten.
18
Qhuinn war noch nie gut im Warten gewesen. Und das galt schon für Situationen, in denen alles okay war. Aber nachdem er gerade zweimal gelogen hatte, was den Verbleib von John Matthew betraf, war er alles andere als glücklich.
Wie er an der versteckten Tür an der Freitreppe herumhing – damit er im Tunnel verschwinden konnte, sollte jemand vorbeikommen –, hatte er den perfekten Überblick über die Eingangshalle. Und so hatte er auch voll im Visier, als die Tür der Vorhalle aufging und sein absolutes Lieblingspärchen erschien: Blay und Saxton.
Er hätte wissen müssen, dass ihm das nicht erspart bleiben würde.
Blay, der alte Kavalier, hielt Saxton die Tür auf, und dieser warf ihm im Vorbeigehen einen begehrlichen Blick unter gesenkten Lidern hervor zu.
Mann, diese Art des Flirtens war schlimmer, als wenn die beiden öffentlich herumgeknutscht hätten.
Bestimmt hatten sie fein gegessen und waren danach zu Saxton gegangen, für Spielchen von der Sorte, wie man sie hier im Haus schlecht treiben konnte. Eine ungestörte Privatsphäre ließ sich schwer finden auf diesem Anwesen …
Als Blay seinen Burberry-Mantel ablegte und den Kragen des seidenen Button-down-Hemds lockerte, sah man ein frisches Bissmal an seinem Hals. Und eines am Schlüsselbein.
Der Himmel wusste, wo er sie sonst noch überall hatte …
Dann sagte Saxton etwas, das Blay zum Erröten brachte, und das scheue, verhaltene Lachen, das folgte, bescherte Qhuinn einen ernsthaften Magenkrampf.
Na super, dann war diese Schlampe also auch noch ein Komiker, und Blay gefielen seine Witze.
Gratulation.
Damit ging Saxton die Treppe hoch. Blay hingegen kam um die …
Scheiße. Qhuinn nahm Reißaus, stürzte zur Tür und fummelte an der Klinke herum.
» Hallo.«
Qhuinns Hände erstarrten. Sein Körper erstarrte. Sein Herz … erstarrte ebenfalls.
Diese Stimme. Diese weiche, tiefe Stimme, die er fast sein ganzes Leben lang gehört hatte.
Er richtete sich auf und verwarf die Fluchtidee. Dann drehte er sich um und stellte sich seinem früheren
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