Black Dales
hingehörte, ganz links, wo Nathan ihn schon geparkt hatte, bevor Kate zum ersten Mal mit ihm gefahren war. Ihr alter Astra, dreckverkrustet und mit verkratztem, blauem Lack, war da schon fast eine Beleidigung. So leise wie möglich rangierte sie ihn hinaus auf den Vorplatz, schloss das Garagentor und fuhr dann langsam die Straße am Herrenhaus entlang. Erst als das prächtige Anwesen einige Meter hinter ihr lag, gab sie Gas.
Kate hoffte inständig, dass sie den Weg nach Settle behalten hatte, seit sie ihn mit Allan gefahren war. Tatsächlich fiel ihr die Fahrt um einiges leichter als gedacht, auch wenn sie langsamer vorankam, als sie gehofft hatte, da sie ein paar Mal halten musste, um sich bei einer Abzweigung an die richtige Richtung zu erinnern.
Schließlich passierte sie eines der hölzernen Schilder, die sie in der Stadt willkommenhießen, und kurz darauf erkannte sie sogar die Straße wieder, an der sie am ersten Abend gehalten hatte, um in ihrem Reiseführer nach einem Hotel zu suchen.
Kate war recht erstaunt, wie viele Menschen zu dieser Zeit schon unterwegs waren, doch als sie kurz darauf an dem kleinen Marktplatz vorbeifuhr, erkannte sie schnell den Grund.
Scheinbar war Markttag in Settle. Es herrschte bereits betriebsames Gedränge zwischen den vielen Zelten und Ständen, die Menschen liefen geschäftig umher, viele mit großen Paletten oder Pappkisten, und einige Lieferwagen versuchten sich hupend einen Weg durch die Menge zu verschaffen.
Keine Minute später hatte Kate den kleinen Laden von Dean Reynolds’ Vater erreicht und parkte sporadisch auf dem Seitenstreifen vor dem runden Vorplatz. Sie stellte den Motor ab und streckte ihre Hand nach dem Türgriff aus – dann stutzte sie. Auch auf dem Weg in die Stadt hatte sie sich noch keinen Gedanken darüber gemacht, wie sie es überhaupt anstellen sollte, Dean davon zu überzeugen, dass er in ernsthafter Gefahr steckte. Sie wusste, wenn sie zugeben musste, nicht einmal, ob sie ihn zu dieser Zeit überhaupt in dem Haus seines Vaters antreffen würde.
Sie seufzte. Vielleicht würde Nathan Recht haben, dachte sie niederschlagen, vielleicht war sie wirklich ein wenig einfältig zu glauben, dass sie es irgendwie schaffen konnte.
Bevor sie sich jedoch ernsthaft Gedanken machen musste, kam ihr das Glück unerwartet zur Hilfe.
Ein weißer Laster kam die Straße hinuntergefahren und parkte wenige Meter neben Kates Astra auf Höhe von Reynolds’ antiques auf dem Seitenstreifen. Zwei Männer stiegen aus, und während der eine von ihnen sofort nach hinten zur Laderampe ging, schlenderte der andere – ein großer, braunhaariger Südländer – zur verglasten Eingangstür des Ladens, an der das Schild geschlossen gut lesbar an der Scheibe hing. Der Mann klingelte und nur einen Augenblick später erschien ein jüngerer zweiter hinter dem Glas. Er lächelte, als er den Umzugswagen vor dem Geschäft stehen sah, und schloss die Tür auf. Dann trat er hinaus, um dem Südländer die Hand zu reichen.
Dean Reynolds hatte keine dunklen Haare wie in Kates Traum, sondern halblange blonde, die ihm lässig ins Gesicht fielen – ansonsten sah er jedoch aus wie ein Geschäftsmann, mit einem dunklen Nadelstreifenanzug, weißem Hemd und blitzenden, schwarzen Schuhen.
Er lächelte den Mann vor sich freundlich an und begleitete ihn zum Transporter. Er sagte ein paar Worte, lachte dabei und der Südländer stimmte mit ein. Dann verschwanden sie hinter dem Wagen.
Jetzt oder nie, dachte Kate und stieg aus.
Nathan saß in dem Sessel auf seinem Zimmer und blickte gedankenverloren auf das Gemälde über dem Kamin.
Draußen hatte es aufgehört zu gewittern, der Regen war nur noch ein leichtes Tröpfeln und die aufgehende Sonne färbte den Himmel gelbrot, auch wenn sie selbst noch nicht über dem Horizont zu sehen war.
Nathan seufzte innerlich. Er war wütend – auf sich selbst. Er hatte immer noch ein schlechtes Gewissen, wenn er an gestern Abend dachte, vor allem, wenn er an Kates Blick dachte, mit dem sie ihn angesehen hatte, bevor sie aus dem Zimmer gestürmt war. Er wusste, wie verstört sie über seine Reaktion gewesen sein musste – es hatte ihr zu deutlich im Gesicht gestanden. Doch so enttäuscht und wütend sie auch sein mochte, es war noch immer besser, als sie in ihr eigenes Unglück laufenzulassen. Er hatte sie nicht ohne Grund gebeten, noch ein paar Tage in Combs Manor zu bleiben.
Es war still im Haus, und ein paar Zimmer weiter konnte Nathan Allan hören, der
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