Black Dales
wohl nicht in der Nähe von hier.« Bitte, bitte, flehte sie stumm, lass es klappen!
Dean schien keinen Verdacht zu schöpfen. »Oh, nein! Um Himmels Willen!«, lachte er auf. »In einem so kleinen Kaff würde ich kaputtgehen!« Er lachte wieder. »Ich komme aus Newcastle. Ich bin nur hier, um alles zu regeln, ich kann das Geschäft und die Wohnung ja schlecht behalten.«
»Warum nicht? Mögen Sie Settle nicht?«
Dean zuckte mit den Schultern und stellte den Karton auf die Ladefläche des LKWs. »Das ist es nicht! Settle ist schön, keine Frage. Aber ich sag es mal so; hier gibt es wohl nicht viel Aufregendes.«
Wieder nickte Kate mitfühlend. Er hatte wirklich Recht – bis auf einen stinkreichen Vampir, einen unheimlichen, schwarzen Hund und eine Horde blutdurstiger Danags, die ihn um jeden Preis töten wollten, war das Angebot echt mies. Aber wenigstens hatte er nicht vor, länger zu bleiben als nötig.
»Naja.« Sie setzte eine kritische Miene auf. »Auch Settle ist nicht ganz ohne!«
Zu ihrer Freude ging Dean ohne Zögern auf ihre Worte ein, auch wenn er sie zu belächeln schien.
»So?«, sagte er und zog die Augenbrauen in die Höhe. »Und was gibt es hier so Spannendes zu erleben?«
Kate überlegte eine Weile. Dean die Gefahr zu erklären, ohne dass er Verdacht schöpfte oder sie für komplett verrückt hielt, war nicht wirklich ein einfaches Unterfangen.
»Wissen Sie«, begann sie langsam, »es gibt einige… Gangs in dieser Stadt, die es auf Neuankömmlinge abgesehen haben. Vielleicht wäre es besser, wenn Sie nicht allzu lange in Settle bleiben würden.« Kate sah Dean prüfend an. Hoffentlich war der letzte Satz nicht zu auffällig gewesen.
Zu ihrer Überraschung reagierte der junge Mann völlig anders, als sie erwartet hatte.
»Davon habe ich schon gehört«, erzählte er. »Aber so ein Gerede schreckt mich wirklich nicht ab. Mann, ich bin zweiundzwanzig, ich muss doch keine Angst vor irgendwelchen Jugendlichen haben, die es lustig finden, fremde Leute zu erschrecken!« Er schüttelte lachend den Kopf. »Wirklich nicht!«
»Ich finde das nicht lustig!«
»Kommen Sie! Meinen Sie das ehrlich?«
»Allerdings! Ich wurde gleich am ersten Tag überfallen, an dem ich in dieser Stadt war!« Noch im selben Augenblick fiel ihr auf, dass sie ihrer kleinen Lüge zu Anfang mit diesen Worten selbst widersprach. »Ich habe in London studiert«, erklärte sie daher schnell und bekam so gerade noch die Kurve. Und es war nicht einmal gelogen.
»Am Tag, an dem ich zurückkam, ist es passiert.«
Dean hörte endlich auf zu lachen. »Was?« Seine Miene wurde schlagartig ernst. »Wirklich? Tut mir leid, das konnte ich ja nicht wissen! Also ist an dem Gerede was dran?«
»Auf jeden Fall!« Dieses Mal waren Kates Worte so überzeugend, weil sie absolut ernst gemeint waren.
»Oh. Naja, dann…«, murmelte Dean ein wenig überrumpelt.
Den Lexus bemerkte Kate erst, als er direkt hinter ihr auf dem Seitenstreifen hielt. Er war der mit Abstand eindrucksvollste Wagen auf der Straße und einige der Menschen, die über den Bürgersteig gingen, sahen sich tatsächlich neugierig nach ihm um.
Nun, vielleicht lag es einfach nur an dem Auto oder tatsächlich daran, dass sich Nathan Combs, dessen Besitz nicht gerade unbekannt in Settle war, so gut wie nie in der Stadt blicken ließ – auf jeden Fall aber meinte Kate den erstaunten Ausdruck in den Augen der Passanten erkennen zu können, während sie sich langsam umdrehte. Sie selbst wäre dagegen am liebsten im Erdboden versunken, so viel Angst hatte sie vor Nathans Reaktion.
Er stieg aus und knallte die Autotür im Gehen zu, ohne sich auch nur im Geringsten an die Blicke zu stören. Er sah wie immer blendend aus, seinen Mantel hatte er aufgelassen und die braune Weste über dem hellen Hemd betonte seine makellose Figur.
Die Blicke der Fußgänger folgten ihm, was alles noch viel unangenehmer für Kate machte.
Gut einen Meter entfernt von ihr blieb er stehen, steckte die Hände in die Manteltaschen und blickte sie einfach nur schweigend an – mit diesen viel zu dunklen Augen. Seine Kiefer waren hart aufeinandergepresst.
Kate sah mit pochendem Herzen zu ihm hinüber. Sie hätte sich nie vorstellen können, dass er fähig wäre, dermaßen außer sich zu sein. Ob er immer dunkle Augen bekam, wenn er wütend oder erregt war? Denn Wut stand ihm nur allzu deutlich auf dem perfekten Gesicht geschrieben.
Eine Weile blieben sie wortlos voreinander stehen, dann entspannten
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