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Black Dales

Black Dales

Titel: Black Dales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Irmisch
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»Wieder so ein nettes Klischee, was man nicht los wird.«
    Kate sah ihn prüfend von der Seite an. »Du hast einen Führerschein?« Irgendwie erschien diese Vorstellung völlig abwegig, wenn Kate sich nur einmal bewusst vor Augen führte, dass Nathan seit gut zweihundertsiebzig Jahren keinen Tag gealtert war. Bisher hatte sie sich über solche Dinge noch gar keine Gedanken gemacht.
    Den Blick, den Nathan ihr daraufhin zuwarf, war mehr als vielsagend – er war schon fast vorwurfsvoll.
    Aber Kate wusste, dass er nur scherzte.
    »Wie geht das eigentlich?«, fragte sie interessiert. »Du kannst immerhin schlecht seit hundert Jahren immer wieder dieselben Dokumente verwenden, oder?«
    Nathan hob nur die Augenbrauen. »Kontakte«, erwiderte er nur trocken.
    »Kontakte.« Kate musterte sein makelloses Profil. »Du hast… Kontakte ?«
    Nathan musste lachen. »Wie du es sagst, klingt es höchstgradig kriminell, weißt du das? Ich kann dir versichern, dass mein Kontakt – sein Name ist übrigens Chris, falls er dir so etwas sympathischer werden sollte – ein durch und durch ehrenwerter Bürger ist. Er erweißt mir bloß ab und zu einen kleinen Freundschaftsdienst.«
    Die Art und Weise, wie Nathan diese Tatsache formulierte, brachte Kate zum Lachen. Sie wollte erst noch weiter darauf eingehen – sie hätte wirklich gerne gewusst, wie Nathan einem Menschen erklärte, warum er nicht älter wurde, oder ob er diesem Chris sogar verraten hatte, was er war –, aber dann beließ sie es einfach dabei.
    »Aber eine Sache stimmt, nicht wahr?« Kate beobachtete Nathan abschätzend aus den Augenwinkeln, während sie sprach. »Ein Mensch verändert sich, wenn er sich verwandelt, oder?« Sie war sicher, dass er wusste, dass sie auf das makellose Äußere hinauswollte. »Dass er als Vampir eine… besondere Ausstrahlung auf Menschen hat.« 
    Das war ja wieder richtig geschickt formuliert, dachte sie zerknirscht, noch bevor sie den Satz beendet hatte, und schickte ein kleines Stoßgebet zum Himmel, dass Nathan es nicht falsch verstehen würde.
    Er tat es nicht – jedenfalls ließ er sich wie gewöhnlich nicht anmerken, was er dachte.
    »Sag du es mir«, verlangte er ruhig.
    Sie stutzte. Die Antwort war ihr schon peinlich, bevor sie überhaupt ein Wort gesprochen hatte.
    »Ich denke schon«, gestand sie nach einer Weile, auch wenn es ein wenig schwerfiel, ihm endlich zu sagen, worüber sie schon so oft nachgedacht hatte.
    Nathan, anstatt auf ihre Worte einzugehen, bedachte sie nur mit einem langen, rätselhaften Blick – so lang, dass sie beinahe fürchtete, der Wagen müsste jeden Moment von der Straße abkommen.
    »Als du mich das erste Mal gesehen hast«, begann er, und seine Stimme war sachlich, als ginge es nicht um ihn, sondern um einen Fremden. »Was ist dir als Erstes aufgefallen?«
    Sie sah ihn erstaunt an. »Was?«, fragte sie verdutzt, doch er verzog keine Miene.
    »Ich meine es ernst.«
    Auf diese Frage wusste sie so schnell keine Antwort, obwohl sie ahnte, worauf er anspielte. Stattdessen starrte sie auf das schwarze Armaturenbrett.
    »Deine Augen, denke ich«, sagte sie schließlich leise, und Nathan nickte knapp.
    »Ganz genau. Glaubst du, dass ich diese Augen schon hatte, als ich noch ein Mensch war?«
    Kate schüttelte den Kopf. Sie wusste, dass es nicht so war – seit sie das Portrait gesehen hatte.
    »Es gibt viele Dinge, die sich verändern, wenn man zu einem Vampir wird«, fuhr Nathan fort, wieder in diesem unbeteiligten Ton. »Auch jene Dinge, die die Menschen anziehend finden: das Aussehen, der Geruch, sogar die Bewegungen. So kann ein Vampir schneller ein neues Opfer finden – hat er es einmal verführt, folgt es ihm freiwillig überall hin. Auch dorthin, wo ihm niemand mehr helfen kann.«

    Nathan hielt den Lexus ein ganzes Stück von der Kirche entfernt am Rand einer kleinen Seitenstraße, die nach nur wenigen Metern und einer kleinen Biegung vor einigen Einfamilienhäusern endete.
    Es war totenstill, als sie ausstiegen, und die Straßen waren menschenleer. Die einzigen Lebenszeichen waren ein paar beleuchtete Fenster in zwei der Häuser und eine Katze, die lautlos über die Fahrbahn sprang und unter einem Auto verschwand.
    Nathan ließ die Wagentür so leise wie möglich ins Schloss fallen und trat auf den Bürgersteig. Ein kräftiger Windstoß wehte ihm durch die Haare und riss an den Ästen eines schmalen Baumes, der in der Nähe stand. Es klang wie ein Flüstern, das sie zum Umkehren bewegen wollte, und

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