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Black Dales

Black Dales

Titel: Black Dales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Irmisch
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Kate lief unwillkürlich ein Schauer über den Rücken.
    Nathan sah sich einen kurzen Moment verstohlen um, wobei er sich eher auf seine Ohren als auf seine Augen verließ. Dann überquerte er, gefolgt von Kate, die Straße und betrat den Gehweg, an den das Grundstück der Kirche grenzte.
    Die Kirche selbst bot in der Dunkelheit einen fast unheimlichen Anblick. Die Außenmauern waren allesamt aus grauem Stein, die hohen Fenster in der Nacht nicht mehr als gähnende, schwarze Löcher und der Turm verlor sich erst nach zahlreichen Metern in einem spitzen Dach. Das Grundstück war mit einem gepflegten Rasen bewachsen und ein Weg führte zwischen ein paar Sträuchern zum Eingang. An den unzähligen Grabsteinen, die um das Gebäude verteilt standen, leuchteten hier und da einige rote Lichter.
    Nathan hatte das hohe Zauntor als Erster erreicht und schob es mit einer vorsichtigen Handbewegung auf, darauf bedacht, nicht mehr Geräusche zu verursachen als unbedingt nötig.
    »Komm«, wandte er sich flüsternd zu Kate um, die einige Meter hinter ihm stehengeblieben war und den Blick über die Reihen der Gräber schweifen ließ.
    »Bist du sicher, dass es keine Vampire gibt, die mit ihren Särgen vorliebnehmen?«, fragte sie und versuchte ihre Stimme unbeschwert klingen zu lassen. Ihre Augen ruhten auf einem besonders schiefen Grabstein unweit des Weges. Ein schräger Grabstein, so wusste sie, galt im Volksglauben als ein sicheres Indiz für einen Vampir.
    Nathan war schon ein ganzes Stück vor ihr, als er ihr antwortete. »Das stelle ich mir schon sehr unbequem vor«, erwiderte er schmunzelnd und sah sich bei jedem Schritt aufmerksam um.
    Kate beschleunigte ihre Schritte und hatte ihn am Eingangstor eingeholt.
    »Glaubst du, es ist auf?«, flüsterte sie, und ihr Atem verlor sich als weiße Wolke in der kalten Luft.
    Anstatt zu antworten, streckte Nathan nur seinen Arm aus und schob den linken Flügel auf, dann wartete er, bis Kate eingetreten war, und folgte ihr.
    In der Kirche war die Stille der Nacht noch viel unerträglicher. Hier gab es keinen Wind und keine Katze, die sich miauend unter einem Auto verbarg, nur die Schritte der zwei hallten in dem hohen Gebäude wider. Durch die langen Buntglasfenster fiel ein wenig des trüben, nächtlichen Lichts auf die Reihen der hölzernen Sitzbänke und den steinernen Boden.
    Kate sah sich einen Augenblick schweigend um. Es war hell genug, um den Großteil der Kirche erkennen zu können, auch wenn weiter entfernte Dinge nicht mehr als graue Silhouetten waren.
    »Hier«, meinte Nathan, der urplötzlich neben ihr stand, und reichte ihr eine kleine Taschenlampe. »Vielleicht kannst du sie noch gebrauchen.«
    Er sah zu, wie sie die Lampe in ihre Tasche steckte, dann schritt er zwischen den Bänken entlang, die sich in der Mitte zu einem breiten Gang teilten.
    Kate sah ihm hinterher und er schien es zu spüren, denn er deutete mit dem Arm nach vorne auf eine kleine Tür, die auf der rechten Seite in einen angrenzenden Raum führte.
    »Die Sakristei«, erklärte er.
    Sie stiegen die Stufen zum Altar hinauf, auf dem zwei Sträuße Blumen, ein goldenes Kreuz und ein hoher Kerzenhalter standen und dem Anblick irgendwie etwas Gespenstisches gaben.
    Kate gesellte sich zu Nathan an die Sakristeitür und versuchte, sie zu öffnen.
    Sie war verschlossen.
    Sie versuchte es noch einmal, aber die Tür gab nicht nach.
    Seufzend sah Kate zu Nathan auf. »Das wäre auch zu einfach gewesen!«, zischte sie verärgert, doch er bedeutete ihr nur mit einem Kopfnicken, einen Schritt zur Seite zu gehen.
    »Nicht aufregen«, murmelte er – so leise, dass es beinahe klang, als spräche er zu sich selbst –, während er einen kleinen Gegentand aus seiner Tasche zog und Kates Finger sanft von der Klinke löste. Er beugte sich zum Schloss hinunter und führte den Gegenstand in das Schlüsselloch.
    Kate sah ihn einige Sekunden fassungslos an.
    »Einen Dietrich?«, fragte sie und starrte das kleine silberne Ding in seinen Händen an, als hätte sie eine Erscheinung. »Wo hast du einen Dietrich her?«
    Er warf ihr nur einen kurzen, vielsagenden Blick zu – das hast du jetzt nicht wirklich gefragt , schien er zu sagen –, dann gab es ein leises Klicken und er drückte die Tür auf.
    In der Sakristei war es bedeutend dunkler als in der Kirche selbst, auch wenn der Raum größer war, als Kate ihn sich vorgestellt hatte. Die zwei Fenster waren nur schmal und so hoch angebracht, dass nicht einmal Nathan aus ihnen

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