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Black Dales

Black Dales

Titel: Black Dales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Irmisch
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hinaussehen konnte.
    Kate schaltete die Taschenlampe an und ließ den Lichtkegel durch den Raum gleiten. Zum Glück lag dieser an der Rückseite der Kirche, sodass keine Gefahr bestand, dass das Licht von einem Menschen auf der Straße oder in einem der benachbarten Häuser gesehen werden konnte.
    Die Wände der Sakristei waren aus einem gröberen Stein, als der Innenraum der Kirche es war, und bis auf einen Schrank, zwei Stühle und einen Tisch war der Raum leer. Eine zweite Tür an der linken Seite führte hinauf in den Turm.
    Kate hob ihre Lampe und suchte in ihrem Schein die Wand zu beiden Seiten ab. Und wirklich, dort hing ein Kreuz – es war groß und ziemlich alt…
    Aber es war nicht aus Silber.
    Kate starrte ungläubig zu dem hölzernen Kruzifix hinauf. Sie wollte nicht glauben, was sie sah. Oder besser gesagt, was sie nicht sah. Sie wollte nicht glauben, dass damit ihre letzte Hoffnung von einer Sekunde auf die andere verloren war.
    Nathan trat neben sie, und sie hörte, wie er Luft holte, um etwas zu sagen, aber dann ließ er es bleiben. Wahrscheinlich wusste sogar er nicht mehr, wie er sie noch hätte trösten können.
    Eine ganze Weile blieben die beiden so schweigend vor der Wand stehen, dann wandte sich Nathan langsam ab und ging nachdenklich ein paar Schritte umher – so leise, dass Kate es nicht einmal mitbekam.
    Plötzlich hielt er inne. Sein Blick fiel auf eine schmale Vitrine, die vor scheinbar nicht allzu langer Zeit in der Nische neben der Tür zum Turm aufgestellt worden war.
    »Kate!«, rief Nathan aus, und etwas an seinem Tonfall riss sie aus ihren Gedanken, noch bevor er ihren Namen ganz ausgesprochen hatte. Sie wandte sich zu ihm um, doch er stand schon so nah vor der Glasscheibe, dass er nur noch Augen für die Gegenstände dahinter hatte.
    »Was ist das?«, fragte sie, und er deutete auf etwas, das im Schein der Taschenlampe hell aufblitzte.
    » Kreuz der Gemeindekirche zu Settle, gestiftet vom Aldridge Abbey im Jahre 1951 «, laß Nathan die von Hand geschriebenen Zeilen, die als kleine Notiz mit einem feinen Band am Kreuz hingen.
    Kates Herz schlug höher. »Ist es das?«, flüsterte sie, und Nathan nickte.
    Ein weiteres Mal holte er seinen Dietrich aus der Tasche und bearbeitete mit ihm das Schlüsselloch der gläsernen Tür, bis sie sich mit einem leisen Klirren öffnen ließ.
    Er steckte das Werkzeug wieder zurück und machte Kate ein Zeichen.
    »Du musst es nehmen«, meinte er mit gedämpfter Stimme.
    Sie nickte. Sie war einen Moment lang so aufgeregt gewesen, dass sie vollkommen vergessen hatte, dass Vampire keine Kreuze berühren konnten, doch dann streckte sie vorsichtig ihre Hände aus und nahm es an sich. Es war schwer und das Gewicht zog an ihrer Schulter, als sie den silbernen Gegenstand in ihre Tasche gleiten ließ.
    Sie sah zu Nathan hinüber.
    »Das war es«, sagte er und warf ihr einen erleichterten Blick zu. Dann nickte er mit einem kurzen Lächeln Richtung Tür und ging voran.
    Kate folgte ihm und machte sorgfältig die Tür hinter sich zu, während Nathan bereits die Podiumsstufen hinabgestiegen war und nun auf dem Teppich zwischen den Sitzbänken auf sie wartete.
    »Und was würde geschehen, wenn du ein Kreuz berührst?«, wollte Kate wissen, als sie ihn erreicht hatte, und er warf ihr einen schnellen Blick zu.
    »Nun«, meinte er. »Wie gesagt, ich glaube, dass ich allmählich ein wenig unempfindlicher werde. Obwohl es immer noch ziemlich schmerzhaft wer…« Er verstummte. Er blieb wie versteinert stehen, sein Blick haftete auf dem Kirchentor.
    Kate sah ihn erschrocken an.
    »Jemand kommt!«, flüsterte er, und ihre Miene erstarrte. Ihr Herz machte einen Satz, und sofort war das schemenhafte Gesicht des Danags zurück vor ihrem geistigen Auge.
    Hatte er sie gefunden?
    Sie stieß die Luft aus. »Ist es…?!«, fragte sie ängstlich, doch Nathan schüttelte eilig den Kopf, um sie zu beruhigen. Dennoch legte er den Finger an seine Lippen und bedeutete ihr, still zu sein.
    »Komm schnell!«, zischte er. »Zurück!«
    Sie wandten dem Tor den Rücken zu, hasteten an den Bankreihen vorbei zum Altar hinauf und zurück in die Sakristei.
    Mit klopfendem Herzen drückte Kate die Tür zu.
    Dann lauschten sie.
    Einige quälend lange Sekunden später hörten sie, wie die Tür zur Kirche geöffnet wurde und dann mit einem dumpfen Knall wieder ins Schloss fiel. Schritte hallten durch das hohe Gebäude – langsame, fast schleichende Schritte –, dann plötzlich verstummten sie

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