Black Jack: Bei Anruf Mord!
Grund Polizist geworden: um die Stadt von Abschaum wie Matias und Santos freizuhalten.
Bis jetzt hatte er ganz gute Arbeit geleistet. Auf der Polizeiakademie, die er als Jahrgangsbester abgeschlossen hatte, hatte er die solide Ausbildung bekommen, die ein Polizist brauchte, um seinen Job zu machen. Den Rest hatte er von einem Meister gelernt – seinem Vater.
Eine Zeit lang hatte Nick mit dem Gedanken gespielt, Profiboxer zu werden. Er hatte einige Titel im Mittelgewicht gewonnen und war daraufhin von mehreren einflussreichen Talentsuchern angesprochen worden. Der Gedanke an eine professionelle Laufbahn mit der Möglichkeit, mehr Geld zu verdienen, als ein 19-Jähriger sich jemals hätte träumen lassen, war ausgesprochen verführerisch. Aber als Patrick McBride im Dienst während eines Banküberfalls angeschossen wurde, waren für Nick plötzlich andere Dinge wichtiger geworden.
Als er am Krankenbett seines Vaters saß und darauf wartete, dass er wieder zu Bewusstsein gelangte, erkannte Nick, dass er das wirklich Wesentliche aus den Augen verloren hatte. Es kam nicht aufs Geld oder aufs Boxen an. Wichtig war, dass man abends stolz nach Hause kam mit dem Gefühl, etwas geleistet zu haben und dem Glauben daran, dass durch die Arbeit, die man tagsüber geleistet hatte, die Welt ein kleines bisschen besser geworden war.
Das Risiko für einen Mann bei der Polizei war groß, die finanzielle Entschädigung gering und das Ansehen praktisch null. Aber Nick hatte in jenem Moment klar erkannt, dass der Polizeiberuf sein Schicksal war. Als sein Vater die Augen wieder öffnete und von seiner Entscheidung hörte, zeigte ihm dessen Blick, dass er die richtige Wahl getroffen hatte.
Ein Klopfen an der Scheibe riss ihn aus seinen Träumen. Ein neuer Kollege winkte ihm zu. Nick winkte zurück und sah, wie er im Roundhouse verschwand. Der forsche Gang des Mannes und seine makellose Uniform erinnerten Nick daran, wie er selbst vor neunzehn Jahren bei der Polizei angefangen hatte. Damals war er voller Elan und Leidenschaft gewesen. Das war er immer noch. Der Captain nannte ihn einen Hitzkopf und ließ ihn bloß deshalb gewähren, weil er seine Arbeit ordentlich erledigte.
Er warf einen letzten Blick auf den Koffer. „Tut mir Leid, Matt“, murmelte er, „aber Gesetz ist Gesetz.“
Er nahm den Koffer, öffnete die Wagentür und stieg aus.
„Oh, Scheiße!“ Captain Cross war ein großer, kräftiger Afro-Amerikaner mit drei Belobigungen und dem Ruf, zäh und anspruchsvoll zu sein. Außerdem gehörte er zu den Beamten, die sehr leidenschaftlich reagierten, besonders wenn es um seine Leute ging.
Er blickte nur kurz auf den Inhalt des Koffers, den Nick zusammen mit dem Notizbuch auf seinen Schreibtisch gelegt hatte, und schien den Tränen nahe. „Nicht Matt. Verdammt noch mal, bloß nicht Matt.“
Die Fäuste in die Hüften gestemmt, lief er durch sein Büro wie ein Löwe im Käfig. „Wie zum Teufel konnte das passieren?“ Er sah Nick an, als ob er von ihm eine Antwort erwartete, aber der fühlte sich ebenso hilflos wie sein Chef.
Schließlich blieb Cross vor dem offenen Koffer stehen. „Ich hatte zuerst Bedenken, ihn als verdeckten Ermittler einzusetzen, wussten Sie das?“ Er wartete die Antwort nicht ab. „Ich habe geglaubt, er wäre Ihnen zu ähnlich, impulsiv und ein bisschen verrückt.“ Cross lachte rau und schüttelte den Kopf. „Er sagte mir, verrückt sei o.k., das würde die Ganoven auf Trab halten. Er war der Letzte, von dem ich gedacht habe, dass er der Versuchung nachgibt.“
„Am Tag vor der Schießerei habe ich ihn gefragt, wie es um die Sache steht“, fuhr Cross fort. „Er sagte, er käme gut voran und hätte das Vertrauen von Matias und Santos gewonnen und dass es nicht mehr lange dauern würde, bis er herausgefunden hätte, wer der Kopf der Gang war.“ Er nahm ein Geldbündel in die Hand. „Haben Sie’s gezählt?“
„Nein, aber ich würde mal schätzen, das sind etwa 25.000 Dollar.“
„Korruption bei der Polizei. Für die Zeitungen wird das ein gefundenes Fressen sein.“ Er starrte auf das Geld, als ob er es verschwinden lassen wollte. Kurz darauf fragte er: „Wie gehts Patti?“
„Besser, jetzt wo das Geld nicht mehr in ihrem Haus ist. Sie wird für einige Zeit nach Ohio gehen, damit die Mädchen den Presserummel nicht mitkriegen. Sie überlegt sogar, ob sie nicht für immer dort bleiben soll.“
Cross nickte. „Gute Idee. Ich werde die Pressekonferenz so lange wie möglich
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