Black Jack: Bei Anruf Mord!
hinauszögern. So gewinnt Patti ein bisschen Zeit.“
„Sie wird das zu schätzen wissen.“ Nick wollte gehen. Er konnte den Anblick des Geldes keine Sekunde länger ertragen.
„Nick, warten Sie.“ Von den Papieren, die sich auf seinem Schreibtisch stapelten, nahm Cross ein Fax. „Heute früh hat mich ein Detective Quinn von der Polizei in Miami angerufen. Kennen Sie Jonathan Bowman?“
Nick nickte. Die Neuigkeiten hatten schnell die Runde gemacht. „Er ist Cecily Sanders’ angeheirateter Neffe.“
„Detective Quinn hat gesagt, dass Bowman am Montagmorgen nach Miami geflogen ist und dass es jetzt Hinweise gibt, dass er entweder vermisst wird oder tot ist.“
Nick ließ sich zum zweiten Mal an diesem Tag über die Einzelheiten von Bowmans Verschwinden unterrichten, ohne sich anmerken zu lassen, dass er den Fall bereits kannte.
„Normalerweise würde ich mich da nicht einmischen“, fuhr Cross fort, „aber wie Sie wissen, hat Cecily Sanders viel für Philadelphia und für unsere Polizei getan. Wir stehen in ihrer Schuld.“
„Haben Sie schon mit ihr gesprochen?“
Cross nickte. „Ich habe von Quinns Anruf erzählt und ihr versichert, dass wir eng mit der Polizei in Miami zusammenarbeiten. Sie möchte auf dem Laufenden bleiben.“
„Was gibt es denn Neues über Bowman?“
„Quinn hat die Unterlagen vom Zahnarzt angefordert und das Einverständnis der Familie.“ Er klappte den Deckel des Koffers zu, als ob auch er den Anblick des schmutzigen Geldes nicht länger ertragen konnte. „Ich beauftrage Sie mit dem Fall, Nick, aber nur als Verbindungsmann zwischen Quinn und dieser Abteilung. Und sagen Sie um Gottes willen kein Wort davon zur Presse. Cecily Sanders hat unbedingt darauf bestanden.“
„Man kann eine Bombenexplosion nicht unter den Teppich kehren“, meinte Nick.
„Ich weiß. Versuchen wir’s aber so lange, wie es eben geht.“
Weil im Polizeihauptquartier viel getratscht wurde, brauchte Nick nicht lange, um herauszufinden, wer die beiden Streifenbeamten waren, die Kelly drangsaliert hatten. Officer Demaro und Officer Swan waren jung, nahmen sich selbst sehr wichtig und waren begierig, alle Vergehen auf ihre Weise zu ahnden.
Nick fand sie im Umkleideraum, wo sie gerade ihre Uniform ablegten, ihre Zivilklamotten anzogen und sich auf einen Abend in der Stadt freuten. Angesichts von Nicks Wut gaben sie schnell zu, Kellys hellblauem Käfer gefolgt zu sein und ihr jedesmal angebliche Verkehrsübertretungen vorgeworfen zu haben, wenn sie glaubten, damit durchzukommen. Doch wie sehr Nick ihnen auch zusetzte: Sie bestritten energisch, für die Zerstörungen an ihrem Haus verantwortlich zu sein.
„Wir wollten ihr nur eins auswischen“, sagte Swan verbittert. „Glauben Sie mir, sie hat Schlimmeres verdient als ein paar Protokolle, aber das ist alles, was wir gemacht haben. Ich schwörs.“
„Ich auch“, ergänzte Demaro.
„Ihr beiden Komiker habt also nicht auf die Eingangstür gesprayt oder ihre Reifen aufgeschlitzt?“ wollte Nick wissen.
„Verdammt, nein. Halten Sie uns für bescheuert? Sie glauben doch nicht im Ernst, dass wir für so etwas unseren Job aufs Spiel setzen?“
Nick hatte in seinem Leben genug Lügner kennen gelernt, um zu wissen, wann er es mit einem zu tun hatte. Diese beiden Männer jedenfalls logen nicht. Sie sagten die Wahrheit.
Und das konnte nur eins bedeuten. Jemand anders hatte es auf Kelly Robolo abgesehen.
11. KAPITEL
D er Himmel war wolkenlos und strahlend blau, und das Thermometer zeigte bereits schweißtreibende 33 Grad, als Kelly am folgenden Morgen in Miami ankam. In Florida herrschte Hochsaison, und die Frühmaschine war ausgebucht. Deshalb musste sie den nächsten Flieger nehmen, der kurz vor zehn auf dem Flughafen von Miami landete.
Vor dem Flughafengebäude warteten die Reisenden bereits auf Taxis und Hotelbusse. Dank eines tatkräftigen jungen Mannes, der die Kontrolle über die Warteschlange behielt, saß Kelly bereits nach zehn Minuten in einem Taxi und war auf dem Weg zum Polizeihauptquartier von Miami.
Zu ihrer Überraschung war Detective Quinn bei ihrem Anblick nicht halb so verärgert, wie sie erwartet hatte. Er verhielt sich sogar äußerst manierlich. Sie konnte sich diese Wandlung nicht erklären, wunderte sich aber auch nicht weiter darüber. Er war Ende fünfzig, muskulös und hatte eine rötliche Gesichtsfarbe, eine Knollennase und den müden Blick eines Mannes, für den der Tag nicht genug Stunden hatte. Auf seinem
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