Black Jack: Bei Anruf Mord!
und ihrer Tante ziehen – nur als Vorsichtsmaßnahme.“
Er blieb hinter ihr, roch ihr Parfüm und bewunderte den leichten Schwung ihrer Hüften, als sie die Treppe hinunterging. „Und deine Mutter?“
„Ich habe überlegt, dass ich meine Mutter für eine Woche nach Atlanta einlade. Um diese Zeit ist im Restaurant nicht allzu viel los, und Ronny hat Winterferien.“ Sie holte eine schwarze Lederjacke aus einem Schrank im Flur und streifte sie über.
„Könnte Connie sich weigern?“
Kelly verdrehte die Augen. „Und ob. Aber Ronny kriegt so was ganz gut hin. Er wird sie schon überreden.“
Und falls er das nicht schafft, dachte Nick, dann werde ich dafür sorgen, dass ein Streifenwagen alle paar Stunden durch Connies Nachbarschaft fährt. Demaro und Swan waren ihm noch etwas schuldig.
Jack Templeton, ein ehemaliger Polizeichef, hatte im Alter von 64 Jahren seinen Ruhestand gegen die Stelle als Sicherheitschef am Flughafen von Philadelphia eingetauscht. Er sah gut aus mit seinem schlohweißen Haar und den durchdringenden grauen Augen, und er strahlte eiserne Entschlossenheit aus.
Nachdem Nick Kelly und Victoria vorgestellt hatte, setzten sie sich nebeneinander auf ein braunes Sofa, während Templeton die Kassette in einen Videorekorder schob.
„Auf dem ersten Band ist der Betrieb rund um den Schalter der Fluggesellschaft zu sehen, wo Mr. Bowman angeblich sein Rückflugticket nach Miami gekauft hat“, erklärte Templeton. Er drückte auf einen Knopf. „Da wir bereits wissen, dass er seine Frau um halb neun angerufen hat, lasse ich das Band bis kurz vor diesem Zeitpunkt vorlaufen. Los gehts.“
Kelly spürte, wie sich neben ihr Victoria anspannte. Auf dem Bildschirm waren Reisende in einer langen Reihe zu sehen. Sie warteten, um ihre Tickets zu kaufen. Kelly beugte sich nach vorne, um einen der Männer auf dem flimmernden Bild besser sehen zu können. Er war der zweite in der Reihe. Der obere Teil seines Gesichts wurde von einem breitkrempigen Filzhut verdeckt, und die untere Hälfte war zu undeutlich, als dass sie etwas hätte erkennen können.
Nick wandte sich an Victoria. „Nun?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht“, murmelte sie. Kelly hätte nicht sagen können, ob sie erleichtert oder enttäuscht war. „Das Bild ist nicht sehr deutlich.“
„Das stimmt“, gab Templeton zu. „Vielleicht kriege ich es ein bisschen schärfer hin.“ Er drehte an einem Knopf, aber das Bild wurde kaum besser.
„Ich denke, es könnte Jonathan sein.“ Victorias Augen blieben auf den Bildschirm geheftet. „Ich habe ihn vorher allerdings nie mit Hut gesehen. Jedenfalls nicht mit so einem. Und der Trenchcoat ist auch keine Hilfe, weil ich nicht sehen kann, was er darunter trägt.“
„Trug er an dem Tag denn einen Trenchcoat?“ fragte Nick.
„Nein. Seiner ist zu Hause, aber für Notfälle hat er einen Ersatzmantel im Wagen liegen, und der ist nicht mehr da.“ Sie schaute wieder auf das eingefrorene Bild. „Die Art, wie er seine Hand hält … Es sieht fast so aus, als versuchte er, sein Gesicht zu verstecken.“
Kelly nickte. „Das habe ich auch gerade gedacht.“
Nick machte Templeton ein Zeichen, und der Sicherheitschef ließ das Band noch einmal schnell vorwärts laufen. Diesmal stand Jonathan am Schalter und holte Geld aus seiner Tasche. „Und wie ist es damit?“
Victoria schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht. Es gibt viele Ähnlichkeiten, aber trotzdem …“ Sie rückte näher und deutete auf den Bildschirm. „Warten Sie. Da unten vor seinen Füßen. Das ist Jonathans Aktentasche.“
Templeton ließ das Bild einfrieren. „Sind Sie sicher?“
„Absolut. Ich habe sie ihm geschenkt, als er zum Vizepräsidenten des Chenonceau befördert wurde. Seitdem trägt er sie immer bei sich.“
„Ich erkenne sie auch“, sagte Kelly. „Ich war mit Victoria zusammen, als sie sie gekauft hat.“
Als ob sie das Bild keine weitere Sekunde ansehen könnte, stand Victoria auf und wandte sich an Nick. „Ich weiß es einfach nicht. Er sieht aus wie Jonathan, die Aktentasche gehört Jonathan, aber wenn ich jetzt unter Eid beschwören müsste, dass der Mann auf dem Film mein Ehemann ist, dann könnte ich es nicht.“
Auf dem Rückfahrt zu ihrem Haus in Bryn Mawr sagte Victoria kaum ein Wort. Aber sobald sie es betreten hatte, brach sie zusammen. „Tante Cecily hat Recht“, sagte sie, während sie in einen Wohnzimmersessel sank. „Jonathan wollte mich verlassen, und er hatte nicht die
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