Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss
mich zur Tür umdrehte. Starr vor Staunen sah ich, wer da im Türrahmen stand – Adam White.
Adam ist Leiter der Sondereinsatzkräfte, jener Abteilung der Polizei, die sich mit Dämonen befasst, die auf die schiefe Bahn geraten sind. Wie es der Zufall will, ist er selbst ein Dämon. Viele Leute – zu denen ich ebenfalls gehöre – sind der Meinung, dass da der Bock zum Gärtner gemacht wurde. Aber in gewisser Hinsicht ist das Ganze äußerst praktisch. Adam kann sich auf eine körperliche Auseinandersetzung mit einem Dämon einlassen und als Sieger daraus hervorgehen. Dazu wäre von uns Normalsterblichen keiner fähig.
Als er sah, dass ihm meine Aufmerksamkeit sicher war, lächelte er, ließ sich auf einem der Stühle vor meinem Schreibtisch nieder und streckte seine langen Beine aus. Er ist eine ziemliche Augenweide – und das weiß er auch. 1,90 Meter, ein bisschen über 90 Kilo Muskelmasse. Dunkle, beinahe schwarze Haare und ein Schlafzimmerblick aus braunen Augen, der mich immer an heiße Karamellsoße denken lässt.
Eigentlich hat er gar keinen Grund, stolz auf sein Aussehen zu sein. Schließlich sieht ja nicht er so gut aus, sondern nur sein Wirt.
Die Spirituelle Gesellschaft wählt bevorzugt attraktive Menschen aus, die als Wirte für die Höheren Mächte dienen sollen, wie man in ihren Reihen Dämonen zu nennen pflegt. Von wegen Höhere Mächte! Dämonen nennen sich selbst Dämonen. Sie behaupten, dass sie weitaus älter sind als die Bibel und ihre Bezeichnung von den Menschen verfremdet wurde. Aber nach Ansicht der Spirituellen Gesellschaft ist das Wort »Dämon« diskriminierend. Ich kann Ihnen gar nicht erzählen, wie oft mir meine Mutter den Mund mit Seife ausgewaschen hat, nur weil ich es verwendet habe.
Da Adam ein Dämon ist, mag ich ihn natürlich schon aus Prinzip nicht. Er weiß das – deswegen überraschte es mich, ihn jetzt in meinem Büro zu sehen.
»Wie kann ich dir helfen, Adam?«, fragte ich, in einem Ton, der selbst in meinen eigenen Ohren misstrauisch klang.
Er verzog den Mundwinkel zu einem knappen Lächeln. Mir wurde mit Verspätung klar, dass ich keinen besonders glücklichen Adam vor mir hatte. Zwischen seinen Brauen zeichnete sich eine senkrechte Linie ab, und er blickte sorgenvoll drein.
Adam atmete tief durch und sah mir in die Augen. »Du musst einen Exorzismus für mich durchführen.«
Ich war so verblüfft, dass mir die Worte fehlten. Das kommt nicht oft vor, darauf können Sie Gift nehmen.
»Hast du von dem Anschlag gehört, den Gottes Zorn am Wochenende verübt hat?«
Gottes Zorn ist eine der vielen gegen Dämonen gerichteten Vereinigungen, die es im Land gibt. Einige davon versuchen, gegen die Abgesandten des Satans – wie sie sie nennen – gerichtlich vorzugehen und die Spirituelle Gesellschaft wieder für illegal erklären zu lassen. Gottes Zorn hat allerdings eine etwas militantere Ausrichtung. Zu den Spezialitäten dieser Bewegung gehört es, Dämonen und deren Wirte bei lebendigem Leibe zu verbrennen – in Gottes läuternden Flammen.
Ich war dieses Wochenende zu sehr mit mir selbst beschäftigt gewesen, um Zeitung zu lesen oder Nachrichten zu gucken, also hatte ich keine Ahnung, was Gottes selbsternannte Helfer wieder mal verzapft hatten.
»Erinnerst du dich noch an den Brand, den sie vor drei Wochen im Süden von Philadelphia gelegt haben?«
Ich erinnerte mich. Bei dem Feuer waren sowohl ein als aufrechter Bürger lebender legaler Dämon umgekommen als auch dessen schwangere Freundin. Ein weiteres Kind, ein dreijähriges Mädchen, war in dem brennenden Haus eingeschlossen gewesen. Ein bei der Feuerwehr arbeitender Dämon hatte das Mädchen gerettet, indem er mit ihm vom Dach des dreistöckigen Gebäudes gesprungen war und dabei den Aufprall mit seinen Beinen abgefangen hatte. So etwas musste ganz schön wehtun. Das Kind hatte den Sturz überlebt – und zweifellos waren auch die Beine des Dämons nach ein paar Stunden wieder wie neu gewesen.
»Ich erinnere mich«, sagte ich, weil Adam auf eine Antwort zu warten schien.
Adams Miene war düster und angespannt. »Der Feuerwehrmann, der damals dieses kleine Mädchen rettete, hieß Dominic Castello. Letztes Wochenende wollte ihn Gottes Zorn dafür bestrafen, dass er das Leben der jungen Satansbrut gerettet hat.«
Ich stöhnte betroffen auf. Ich zähle mich selbst zu den großen Dämonen-Hassern dieser Welt, aber sogar ich bringe es nicht fertig, die Rettung eines dreijährigen Mädchens als etwas
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