Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss
einsetzt.«
»Himmelherrgott!«, platzte es aus mir heraus. Meine Enttäuschung über Brian wich der Empörung. »Es gibt jede Menge Exorzisten, die solche Kerzen benutzen! Außerdem …«
Brian streckte die Hand aus und legte sie so fest um meinen Arm, dass ich vor Schmerz verstummte. Er blickte mich mit teilnahmslosen Augen an. »Lass mich das klären, Morgan. Dafür hast du mich schließlich mitgebracht.«
»Bis jetzt warst du aber nicht gerade eine große Hilfe«, fauchte ich.
Sein Griff schloss sich fester um meinen Arm. Hätte er mit noch mehr Kraft zugedrückt, hätte ich blaue Flecken bekommen. Da ich sowieso schon wütend auf ihn war, hätte mich das eigentlich erst recht zum Ausflippen bringen müssen. Doch es entsprach so wenig Brians üblichem Verhalten, dass ich stattdessen innehielt und nachdachte. Brian stellte immer noch dieselbe neutrale Anwaltsmiene zur Schau, und nichts an seinem Blick deutete darauf hin, dass er nicht mit einem seiner üblichen Klienten sprach, sondern mit seiner Freundin. Plötzlich ging mir auf, dass er meinen Arm absichtlich von hinten gepackt hatte – damit O’Reilly nicht sehen konnte, wie fest er zudrückte.
Ich schluckte also meine Wut hinunter und beschloss, ab sofort den Mund zu halten. Meine Hoffnung war, dass Brian immer noch auf meiner Seite stand und deswegen O’Reilly nichts von seinem Wink sehen lassen wollte. Er ließ mich los und nickte zufrieden.
»Inspektor O’Reilly«, sagte er. »Hätte meine Klientin tatsächlich einen illegalen Exorzismus durchgeführt, glaube ich kaum, dass sie ihre Kerzen am Tatort zurückgelassen hätte, damit die Polizei sie findet.«
Na, das war ja eine tolle Verteidigung.
»Vielleicht wurde sie gestört.«
»Das genügt wohl kaum, um …«
Jemand klopfte, und Finn steckte seinen Kopf zur Tür hinein. Er bedeutete O’Reilly mit einer Geste, dass er einen Moment herauskommen sollte, und wie er dabei lächelte, gefiel mir überhaupt nicht.
O’Reilly erhob sich. »Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick. Fühlen Sie sich wie zu Hause.«
Kaum war er aus der Tür, wandte ich mich wutschnaubend zu Brian um.
»Sei still, Morgan!«, fuhr er mich leise und eindringlich an. Sein Gesicht sah nicht mehr so unbeteiligt wie eben aus, sondern ernst und besorgt. »Hätte ich gelogen, als er mich gefragt hat, wo du warst, und das würde irgendwie herauskommen, könnten wir beide in große Schwierigkeiten geraten. Bitte reiß dich am Riemen und lass mich die Sache regeln. Streiten können wir uns später.«
Ich hätte am liebsten auf der Stelle wieder damit angefangen, aber in dem Moment kam O’Reilly zurück ins Büro. Für meinen Geschmack sah er viel zu zufrieden aus.
»Sehr nachlässig von Ihnen, Ms Kingsley«, sagte er. Er öffnete die Hand, in der viele kleine bunte Papierschnipsel lagen, die aussahen wie Konfetti.
Es war aber kein Konfetti. Jedes Mal, wenn man einen Taser abfeuert, hinterlässt es Spuren – bis zu vierzig solcher kleiner bunter Papierschnipsel, auf denen die Seriennummer der Kartusche des Tasers verzeichnet ist. Mich beschlich die ungute Ahnung, aus wessen Taser-Kartusche die Schnipsel in O’Reillys Hand stammten. Und wenn die Polizei das Datenlogbuch meines Tasers herunterladen würde, zeigte es vermutlich an, dass er genau zwischen halb vier und fünf Uhr heute Morgen abgefeuert worden war.
Eigentlich war das eine gute Erklärung für den Einbruch in mein Haus. Die Einbrecher hatten meinen Taser ausgetauscht, um mir einen Mord anzuhängen. Nur wäre dazu wohl kaum ein dreiköpfiges, bis an die Zähne bewaffnetes Überfallkommando nötig gewesen. Nein: Die Männer mochten meinen Taser ausgetauscht haben, aber das war nicht ihr ursprüngliches Ziel gewesen. Ein Ausweichplan vielleicht?
Ich unterdrückte ein Schaudern. Die illegale Austreibung hatte stattgefunden, nachdem in mein Haus eingebrochen worden war. Und vermutlich hatten die Typen mir noch einen zweiten heimlichen Besuch abgestattet, um den Original-Taser wieder an seinen Platz zu legen.
Ich sollte mir wohl eine neue Alarmanlage einbauen lassen.
»Ms Kingsley, hiermit verhafte ich Sie wegen Mordes am Dämon von Thomas Wilson. Sie haben das Recht zu schweigen.«
Wie O’Reilly mich über den Rest meiner Rechte aufklärte, bekam ich nicht mehr mit. Brian sagte kein Wort, während ich die Arme hinter den Rücken nahm und mir Handschellen angelegt wurden. Mir gefiel nicht, wie er mich ansah -als glaubte er, ich könnte die Tat tatsächlich
Weitere Kostenlose Bücher