Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss
Energieschüben von ihm ausging. Wie gewaltige Brecher brandeten sie gegen meine psychischen Abwehrkräfte an. Jeder Nerv in meinem Körper befahl mir, um mein Leben zu rennen, doch gleichzeitig war ich wie paralysiert.
Aber wie hätte ich auch weglaufen sollen? Lugh stand so dicht vor mir, dass sich unsere Gesichter fast berührten, und er vermittelte nicht den Eindruck, als ließe er sich so einfach wieder auf Abstand bringen.
Ich schluckte mühsam und schloss die Augen, weil ich diesem Blick nicht länger standhielt.
»Morgan Kingsley, du bist eine Närrin«, knurrte er. Und damit meine ich, knurrte. Seine Stimme klang kaum noch menschlich.
Ich zitterte vor Angst. Normalerweise bin ich sehr gut darin, mir meine Furcht nicht anmerken zu lassen, aber jetzt wollte mir das ums Verrecken nicht gelingen.
»Was genau hast du eigentlich vor?«, fuhr er in diesem schrecklichen Ton fort. »Du hast kein Zuhause, du hast keine Freunde, du hast kein Geld, und du bist gerade von dem einzigen Menschen weggelaufen, der dir helfen kann!«
Er war so wütend, dass ich spürte, wie kleine Speicheltropfen auf meinem Gesicht landeten. Das nenne ich mal einen realistischen Traum …
»Mach die Augen auf und sieh mich an!«, befahl er.
Aber ich hatte einfach zu viel Angst. Wahrscheinlich hoffte ich, dass er verschwinden würde, wenn ich die Augen nicht öffnete, ähnlich wie ein Kind, das sich die Hände vors Gesicht hält.
Doch er verschwand nicht.
Eine große starke Hand schloss sich um meine Kehle und begann zuzudrücken.
Ich schnappte nach Luft, und meine Augen gingen ganz von selbst auf. Nachdem sich unsere Blicke einmal getroffen hatten, konnte ich meinen nicht mehr abwenden – dabei hätte ich nichts lieber getan.
Er hielt mich weiter an der Kehle gepackt, drückte gerade so stark zu, dass ich mit Mühe Luft bekam, und näherte sein Gesicht dem meinen, bis unsere Nasenspitzen nur noch ein paar Millimeter voneinander entfernt waren.
»Sobald du aufwachst, rufst du Adam an und bittest ihn, dich abzuholen. Vorausgesetzt, er ist aufgrund deiner Dummheit nicht verhaftet worden.«
Ich packte mit beiden Händen sein Handgelenk und versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien. Es überraschte mich nicht allzu sehr, dass sich seine Hand keinen Millimeter bewegte.
»Vielleicht nimmt er mich gar nicht wieder bei sich auf«, röchelte ich mühsam. Seltsam, dass ich sogar im Traum gezwungen war zu atmen.
»Doch, wird er. Im Gegensatz zu dir ist er kein impulsiver Kindskopf und lässt seine Gefühle nicht die Oberhand über seinen Verstand gewinnen. Und er weiß, dass hier mehr auf dem Spiel steht als nur dein Leben.«
»Du verstehst das nicht. Ich habe gesehen, wie er Val kaltblütig ermordet hat!«
»Ich verstehe das nicht?« Er schüttelte mich so heftig, dass meine Zähne klappernd aufeinanderschlugen. »Ich bewohne deinen Körper. Ich kann deine Gedanken lesen. Ich verstehe genau, wie du dich verhalten hast. Ich weiß, dass du auf dich selbst wütend warst, weil du zugelassen hattest, dass er ihr weh tut, und dass du deine Wut auf die denkbar schlimmste Weise an ihm ausgelassen hast.«
Ich musste meine Augen erneut schließen, weil ich nicht mit Lughs Wut umgehen konnte – und nicht mit dem, was ich getan hatte.
Denn Lugh hatte natürlich recht.
Er ließ meine Kehle los, und sogar mit geschlossenen Augen merkte ich, dass er nicht mehr vor mir stand, obwohl ich keine Schritte gehört hatte. Ich rutschte mit dem Rücken die Wand hinab, bis ich mit dem Hintern auf dem Boden saß.
Vorsichtig tastete ich meine Kehle nach Quetschungen ab, konnte jedoch keine finden.
Als ich genug Mut gesammelt hatte, um die Augen wieder zu öffnen, sah ich, dass Lugh etwa drei Meter von mir entfernt auf der Kante eines Ohrensessels saß, den er von irgendwo hergezaubert hatte. Seine Augen glühten immer noch, und seine Haltung wirkte nach wie vor angespannt und wütend. Aber wenigstens ließ er mir wieder Raum zum Atmen.
Ich brachte nicht mehr als ein schwaches Hauchen zustande. »Wenn du meine Gedanken lesen kannst, dann weißt du, wie sehr ich bereue, was ich getan habe. Wenn ich es ungeschehen machen könnte, würde ich es sofort tun. Aber ich bin auch nur ein Mensch. Ihn Val töten zu sehen und ihn dann sagen zu hören, dass er auch Dominic ohne Gewissensbisse umbringen könnte – das war zu viel für mich. Da bin ich durchgedreht.«
Lughs Schultern schienen sich zu entspannen, und ich glaubte auch erkennen zu können, dass seine
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