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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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geerbt«, sagte Håvard, offensichtlich nicht gewillt, das Ganze näher zu erläutern.
    »Du weißt nicht zufällig, wie ich ins Regal gekommen bin«, fragte ich.
    »Nein«, sagte Håvard und nahm seine Brille vom Wohnzimmertisch. Mit der Hornbrille über der Leichenschminke und den kurzen Haaren sah er aus wie ein Geisteskranker.
    »Dein Freund hat Sex mit Vilde«, sagte Håvard, und genau das wollte ich so exakt gar nicht wissen.
    »Soll ich uns einen Tee machen?«, fragte ich, aber Håvard lachte nur verächtlich. In der Küche sah ich dem Wasserkocher beim Heißwerden zu und überlegte, was passiert war. Der Mandel und Vilde hatten im Garage begonnen, sich ineinander zu verfangen. Ich konnte mich zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr aus eigener Kraft auf den Füßen halten. Vilde und der Mandel hatten mich mit in ein Taxi geschleift. Ich erinnerte mich noch an einen Joint mit einer dritten Person in der Wohnung, vermutlich Håvard. An ein Konzert erinnerte ich mich nicht.
    Später am Frühstückstisch war der Mandel gut drauf:
    »Du siehst aus wie ein Grufti mit deinem Lidstrich«, sagte er, und Vilde lachte mit, obwohl er es auf Deutsch gesagt hatte.
    »Ihr seid also wegen dem Dark-Reich-Konzert hier in Bergen?«, unterbrach Håvard die gute Stimmung.
    »Eigentlich schon. Aber wir waren gar nicht da, oder?«, schaute ich den Mandel fragend an.
    »Leider nein«, sagte der Mandel.
    »Ihr seid Touristen«, sagte Håvard in einem Ton, als hätten wir gegen die Zollbestimmungen verstoßen.
    »Wir sind Journalisten«, sagte ich.
    »Ich dachte, ihr seid Detektive«, sagte Vilde.
    »Detektive?«, wiederholte Håvard.
    »Wir waren früher Musikjournalisten und sind deshalb zum Dark-Reich-Reunion-Konzert eingeladen worden«, sagte ich.
    »Das ergibt wenig Sinn«, sagte Håvard, und damit hatte er nicht ganz Unrecht.
    »Und warum wart ihr nicht auf dem Konzert, wenn ihr deswegen nach Bergen gekommen seid?«, fragte Håvard weiter.
    »Das musst du den Mandel fragen«, sagte ich.
    Der Mandel setzte einen albernen »Huch, was hab ich nur getan«-Gesichtsausdruck auf, über den er sich selbst am meisten amüsierte.
    »Ihr Bruder ist Baalberith«, sagte Håvard und sah dabei Vilde an.
    Ich wusste nicht, was das sein sollte, und schaute fragend zum Mandel. Der schaute immer noch amüsiert.
    »Ich hab es ihm schon erzählt«, sagte sie und gab dem Mandel einen Kuss auf die Stirn.
    »Wer oder was ist Baalberith?«, fragte ich.
    »Das fragt ausgerechnet ein Musikjournalist«, sagte Håvard.
    »Detektiv«, korrigierte ich.
    »Das ist der Sänger von Dark Reich«, erklärte der Mandel.
    »Oha. Finsterer Zeitgenosse«, sagte ich, weil ich an die Videos denken musste.
    »Das war früher. Es war ja nur eine Maskerade, um Aufmerksamkeit zu erregen. Cristian führt längst ein ganz anderes Leben.«
    »Ein ganz anderes«, bestätigte Håvard, und da wusste ich noch nicht, wie er es meinte.
    »Und warum dann die Reunion?«, fragte ich.
    »Die alten Dark-Reich-Platten verkaufen sich bis zum heutigen Tag, und es gibt immer noch eine Menge Fans. Und jetzt ist eben eine gute Gelegenheit, zwanzig Jahre nach dem ersten Album«, lächelte Vilde, während der Mandel ihr Haar streichelte. Ich schnäuzte.
    »Eine gute Gelegenheit. Das ist aus Black Metal geworden«, sagte Håvard. »Anfang der Neunziger war es eine Protestbewegung. Aber nach der Fantoft-Sache ist ein Trend daraus geworden. In Oslo gibt es sogar eine Black-Metal-Sightseeing-Tour mit dem Bus.«
    Im Geiste notierte ich mir das, falls ich mal in Oslo sein sollte.
    »Es sind schlimme Dinge damals passiert, auch wenn ich noch zu klein war, um sie zu begreifen. Das ganze Land war so wütend, das hab ich selbst mit sechs Jahren gespürt. Es gab Familienväter, die haben auf offener Straße auf langhaarige Metal-Fans eingedroschen, und es gab Pubertierende, die Grä ber geschändet haben, nur um sich im Freundeskreis Respekt zu verschaffen«, sagte Vilde.
    »Wo Chaos ist, da ist auch eine neue Energie«, sagte Håvard, und da hatte er erneut nicht ganz Unrecht, auch wenn er sonst ein Arsch war, um das an dieser Stelle schon einmal ganz deutlich festzuhalten.
    »Die Sache mit Therion hat viele zur Vernunft gebracht. Auch meinen Bruder«, sagte Vilde und sah jetzt plötzlich müde aus.
    »Therion?«, fragte ich.
    »Von ihm hab ich dir letzte Nacht erzählt«, sagte Håvard.
    »Kann sein«, sagte ich.
    »Sänger und Gitarrist von Død«, half der Mandel.
    »Er hat die Stabkirche in Fantoft

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