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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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Englisch noch zwei Aquavit hinterher und musste auch sofort bezahlen.
    »Keinen Beefeater?«, fragte ich, weil der Mandel außer Bier sonst immer Gin der Marke Beefeater mit Tonic-Wasser bestellte.
    »Haben sie nicht, hab ich schon beim Reinkommen gesehen.« Er lächelte komisch breit und hielt mir sein Schnapsglas entgegen. Vermutlich wollte er mit mir anstoßen. Offenbar war er bester Dinge. Es hatte sich eine Art Urlaubsstimmung bei ihm eingestellt. Ich war noch skeptisch. Mich hatte die Reise geschlaucht, unser Hotel war zu weit von der Innenstadt entfernt, und das Osterwetter hatte bisher auch keinen Anlass zu einem In dulci jubilo gegeben. Der Barkeeper drehte die Musik lauter. Gluecifer, das erkannte ich, eine Rock’n’Roll-Band aus Oslo, die wie aus den Siebzigern klang. Diese ewige Rückwärtsgewandtheit. Der Aquavit schmeckte grauenvoll, nach nichts außer Kümmel. Jetzt fiel mir auch wieder ein, warum ich keinen Aquavit mochte. Wegen dem Kümmel. Kümmel ist überhaupt das fürchterlichste Gewürz, gleich nach frischem Koriander. Das Garage füllte sich langsam. Bei unserer Ankunft wäre es noch als Tagescafé durchgegangen, aber langsam fielen die Kreaturen der Nacht ein. Schwarze Motorrad-Lederjacken, lange Haare und Ziegenbärte. Dazu das eine oder andere T-Shirt von Død, Immortal und natürlich Dark Reich.
    »Auf Norwegen«, brüllte der Mandel in die Musik hinein und hob sein Bierglas.
    »Auf uns in Norwegen«, schrie ich zurück, und der Mandel schlug mit seinem Glas meins beinahe in zwei Teile vor lauter Überschwang.
    Je mehr monochrome Menschen ins Garage kamen, desto bunter fühlte ich mich. Ich trug ein grün kariertes Hemd, Jeans und Turnschuhe und neuerdings eine Brille mit halbem Hornrand, unten war das Glas offen und abgeschliffen. Maria war ganz hin und weg, wenn ich die alte Brille von meinem Vater aufhatte, der Mandel dagegen nannte die Brille hässlich. Der Mandel trug ein weißes Hemd, die oberen Knöpfe offen, unter dem Hemd ein graues Halstuch und eine graue Bundfaltenhose. Am Handgelenk eine seiner teuren Uhren. Dazu die kurzen grauen Haare und die frische Rasur. Er sah wieder aus wie der alternde Dandy. Wir würden unangenehm auffallen auf dem Konzert. Der Mandel bestellte noch zwei Aquavit und zwei Fassbier. Dann sah ich etwas Erfreuliches.
    »Da drüben an dem Tisch beim Fenster, gleich neben der Rothaarigen, das Mädchen. Die kenn ich. Die mit den Pausbacken. Das ist doch die aus der Pension«, sagte ich nicht ohne Begeisterung, weil es sich trotz oder vielleicht gerade wegen der Pausbacken um ein besonders schönes Mädchen handelte. Sie strahlte die völlige Ruhe und Glückseligkeit aus, wie sie sich da ausgelassen, aber nicht überdreht mit ihren Freundinnen unterhielt und zwischendurch aus einem Glas Bier trank.
    »Das ist die aus der Pension«, schrie der Mandel mir ins Ohr.
    »Sag ich doch.«
    »Sie sieht ausgezeichnet aus«, sagte der Mandel, und ich fragte mich, wann ich das letzte Mal jemanden das Wort ausgezeichnet für das Aussehen einer Frau hatte verwenden hören.
    »Ich geh mal rüber«, sagte der Mandel und ließ mich vor meinem Aquavit sitzen. Man darf den Mandel niemals unterschätzen, wenn es um Frauen geht. Wenn er sich etwas mit einer Frau in den Kopf gesetzt hat, dann ignoriert er alle Bedenken. Wie ein Springteufel schnellt er quasi aus seiner Lethargie heraus und erschreckt einen zu Tode mit seinem Aktivismus. Ich sah dem Mandel zu, wie er mit seinem Kümmel, den er mit an den Mädchentisch genommen hatte, in die Runde prostete und mit allen anstieß. Neben Pausbäckchen und ihrer rothaarigen Freundin saßen noch zwei weitere nicht gänzlich unansehnliche Norwegerinnen an dem Tisch. Ich wartete vergeblich auf eine einladende Geste, aber zu meiner Überraschung kehrte der Mandel nach ein paar Minuten an den Tresen zurück. Und nicht alleine.
    »Sigi, that’s Vilde«, sagte der Mandel.
    »Hi, I’m Vilde«, sagte Vilde, deren Beine ungefähr so lang waren wie der Mandel im Gesamten.
    »I’m Sigi. Nice to meet you«, sagte ich.
    »Vilde geht auch aufs Konzert«, erklärte der Mandel.
    »Sie sieht gar nicht danach aus«, sagte ich und betrachtete ihren dunkelblauen Cardigan mit der weißen Bluse darunter. Die obersten drei Knöpfe waren offen, die Haut war weiß und spiegelglatt.
    Was sie beruflich mache, fragte ich Vilde auf Englisch. Sie studiere Erziehungswissenschaften im siebten Semester. Und arbeite nebenbei in der Pension Kaltenborn.
    Es sei

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