Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
Vom Netzwerk:
angezündet, in der noch Leute drin waren. Angeblich ein Versehen. Er war dafür zehn Jahre im Gefängnis. Unter den Toten war auch der Schlagzeuger von Godfuck, der eine Art Konkurrent für Therion war.«
    »Therion ist ein Radikaler, ein sehr gefährlicher Mann«, sagte Vilde.
    »Aber der einzige Intellektuelle im Svarte Sirkel«, sagte Håvard.
    »Haben sich Dark Reich damals nicht aufgelöst, weil dein Bruder plötzlich spurlos verschwunden war?«, fragte der Mandel seine neue norwegische Freundin.
    »Cristian hat sich nur zurückgezogen. Er ist kein gewalttätiger Mensch. Er wollte nichts mit den Ausschreitungen zu tun haben.«
    »Wie kommen wir eigentlich von hier zum Auto?«, fragte ich den Mandel.
    Alle schauten mich an. Vermutlich wegen dem abrupten Themenwechsel.
    »Ich bleib noch«, sagte der Mandel. »Ich komm dann später nach.«
    Ich war durch den Regen zehn Minuten zum Auto gelaufen und streifte beim Ausparken mit dem Heck leicht den Container, an dem der Mandel zu nah geparkt hatte. Weil das Navigationsgerät immer noch nicht funktionierte, verfuhr ich mich auf dem Weg nach Fantoft. Fast den ganzen Nachmittag lag ich mit Kopfschmerzen im Bett. An dem Tag kam der Mandel sowieso nicht mehr zurück ins Hostel.

5: KREUZIGUNG
    Ich träume vom Schulbus. Ich sitze mit dem Mandel in der vorletzten Reihe. In der letzten Reihe sitzen die gehässigen Realschüler, die ständig nach uns schlagen und nur mich treffen, nie den Mandel. Der Mandel scheint zu schlafen. Irgendwann drehe ich mich um und sage, jetzt hört doch bitte auf, aber natürlich stachelt sie das noch mehr an. Die gehässigen Realschüler schlagen wieder und wieder nach uns. In der Mitte durch die Sitze hindurch auf meinen Oberarm, der am nächsten Tag von blauen Flecken übersät sein wird. Was machen wir jetzt, frage ich den Mandel, aber der schläft, während die Schläge von hinten auf mich einprasseln. Du bist ein Schwuler, sagen die gehässigen Realschüler zu mir. Der Bus hält, und der Busfahrer kommt durch den Gang nach hinten zu uns. Ich hoffe, dass er die Realschüler zur Räson bringt, doch er sieht nicht danach aus. Busfahrer tun so gut wie nie das Richtige. Du machst nur Ärger, sagt er zu mir. Du musst aussteigen. Er zieht mich an der Hand durch den Bus und lässt mich vorne raus. Draußen regnet es in Strömen, und es ist stockdunkel. Mein Zuhause ist Kilometer entfernt.
    »Wann fahren wir wieder heim?«, fragte ich den Mandel am nächsten Tag beim Frühstück in der Gemeinschaftsküche, zu dem er wahrscheinlich nur erschienen war, weil Vilde in der Pension arbeiten musste und ihm langweilig war.
    »Warum willst du denn schon wieder heim?«, erwiderte der Mandel mit einem Krapfen in der Hand, den er sich im Safari-Supermarkt geholt hatte. Berliner boller hießen sie da. »Wir sind doch grade erst angekommen.«
    »Na ja, das Konzert haben wir verpasst, und jetzt kann ich auch keinen Artikel schreiben, und ich habe gestern den ganzen Tag im Hotel herumgesessen, während du deine neue Freundin zusammengebumst hast.«
    »Jetzt komm, Sigi, das war doch so ausgemacht.«
    »Was war so ausgemacht? Dass ich herumsitze, während du … «
    »Wenn der eine eine Frau kennenlernt, dann macht ihm der andere das nicht madig. Dann steckt er auch mal zurück«, unterbrach mich der Mandel.
    »Ich mach überhaupt nichts madig. Ich stelle lediglich fest, dass ich mich langweile. Das Internet funktioniert nicht, die norwegische Fußballliga interessiert mich auch nicht, und die Australier reden nur über Weltreisen, und das noch nicht einmal mit mir.«
    »Klar funktioniert das Internet«, sagte der Mandel, und sein Blick fiel auf die Zeitung, die jemand auf dem Stuhl neben ihm hatte liegen lassen.
    »Gibt’s doch nicht«, sagte der Mandel.
    »Was gibt’s nicht?«, fragte ich.
    »Jemand hat die Mariakirken angezündet.«
    »Was ist das?«
    »Die Kirche bei dem Nirvana-Döner.«
    »Gibt’s doch nicht«, sagte ich.
    »Doch, da. Schau dir das Bild an.«
    Der Mandel reichte mir die Zeitung, die VG hieß. Das steht für Verdens Gang, was »Lauf der Welt« bedeutet, wie ich mittlerweile weiß. Dem Layout nach ein schlimmes Schmierblatt. Die Schlagzeile nahm fast eine halbe Seite ein: KIRKE Brannen! Darunter fast genauso groß ein Foto von der alten Steinkirche mit den quadratischen Türmen und den Spitzdächern, die wir an unserem ersten Morgen in Bergen gesehen hatten. Da war kein Rauch oder Feuer, aber auf einem zweiten, kleineren Bild sah man ein

Weitere Kostenlose Bücher