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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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wurde, wollte man sie aus Spaß an der touristischen Freud mittelalterlich aussehen lassen und hat deshalb die heidnischen Drachenköpfe dranmontiert. Und dann kommt der Black-Metal-Messias Therion daher und brennt das Ding aus Protest gegen die norwegische Kirche bis auf die Grundmauern nieder. Und röstet seinen Kumpel Hades Motzfeld gleich mit, der in dem Moment dieselbe Idee hatte. Die Medien behaupten, die Satanisten hätten sich die allerheiligste Kirche von allen ausgesucht und wollten das Land ins Chaos stürzen. Super für die Medien, denn die hatten jetzt monatelang was zu schreiben wegen dem satanischen Terror, der das Land angeblich überzog. Und während die Norweger noch immer Angst vor Black Metal hatten, baute ein Privatinvestor die Fantoft schon wieder auf, und die Touristen kommen jetzt wegen ihr in Scharen nach Bergen.«
    »Und wo ist der Treppenwitz?«, fragte ich.
    »Dass mit dieser Kirche jeder so umspringt, wie er es gerade braucht. Christen, Naturalisten, Anarchisten, Satanisten, Kapitalisten, Touristen. Ein jeder nach seiner Interessenlage«, dozierte der Mandel.
    »Stimmt, das ist lustig«, sagte ich nachdenklich. »Wollen wir mal reinschauen?«
    »Nein«, sagte der Mandel. »Ich bin verabredet.«
    Als wir zurück zum Hostel kamen, stand Vilde an der Eingangstür des Hochhauses und sah noch weißer aus als sonst.
    »Vilde und ich wollten heute mit dem Boot ein bisschen den Fjord entlangfahren«, sagte der Mandel, noch bevor wir die weiße Vilde erreicht hatten.
    »Bei dem Wetter?«
    »Ich hab mir eh schon gedacht, dass du nicht mitwillst. Aber du kannst das Auto haben«, sagte der Mandel und beschleunigte seinen Schritt, um als Erster bei Vilde zu sein. Ihre Begrüßung wirkte zurückhaltend, obwohl sie den Mandel kurz auf den Mund küsste.
    »Hallo, Sigi«, sagte sie, ohne mich zu umarmen.
    »Ist alles okay?«, fragte der Mandel.
    »Ich weiß nicht«, sagte Vilde.
    »Was ist denn los?«, fragte ich.
    »Mein Bruder ist weg.«
    »Was meinst du mit weg?«, fragte der Mandel.
    »Wir waren eigentlich gestern verabredet, aber heute hat er sich immer noch nicht gemeldet. Und er geht auch nicht ans Telefon.«
    »Vielleicht ist seine Aftershow-Party ein wenig aus dem Ruder gelaufen«, sagte ich und fing mir einen tadelnden Blick vom Mandel ein.
    »Nein, er trinkt seit Jahren nicht mehr. Ich habe bei Abbadon und Balrog angerufen, und die meinten, Cristian sei nach dem Konzert zurück in seine Wohnung gefahren.«
    Ich musste mir das Schmunzeln wegen den Namen der Bandmitglieder verkneifen. Vor allem wegen dem Bierernst der Norweger ist es zum Lachen, dieses Gewese um die Fantasienamen. In Deutschland hieß man Mille, wenn man in einer Metalband spielte, oder im Extremfall Tom Angelripper, aber ganz bestimmt nicht Abbadon oder Balrog. Was bedeutete das überhaupt?
    »Und warst du in seiner Wohnung?«, fragte der Mandel.
    »Nein, aber ich habe bei seinem Freund und Mitbewohner angerufen, und da ist er seit Sonntagmorgen, also dem Morgen vor dem Konzert, nicht mehr gewesen.«
    »Aha«, sagte der Mandel.
    »Aber Håvard hat was entdeckt, was mir ein bisschen Angst macht«, sagte Vilde, und man hörte ihr ein inneres Entsetzen an.
    »Was hat er gefunden?«, fragte der Mandel.
    »Hast du hier Internet?«, fragte Vilde.
    Der Mandel holte seinen Computer aus dem Zimmer, und wir setzten uns in den Aufenthaltsraum. Vilde gab Baalberith Utgang in das Suchfeld ein, und das erste Ergebnis, das der Computer ausspuckte, lautete Utgang: nytt album »Baalberith«. Vilde aktivierte den Link, und es erschien eine schwarze Website mit einem Bild, das offensichtlich ein Plattencover darstellen sollte.
    Auf dem Bild hing ein Mann mit langen Haaren an einem Holzkreuz. Der Raum dahinter war überwiegend dunkel, aber man ahnte, dass das Kreuz von mindestens einem Scheinwerfer von schräg unten angeleuchtet wurde und der Raum noch weiter nach hinten reichte. Durch die Handgelenke des Mannes waren jeweils Nägel geschlagen, und einer durch die überkreuzten Fußgelenke. Die Gelenke waren blutverschmiert, das Blut war auf den Boden getropft und hatte kleine Lachen gebildet. Der Mann auf dem Bild hatte den Kopf gesenkt, doch man erkannte, dass sein Gesicht weiß geschminkt war und die Augen schwarz umrandet. Über dem Kopf des Mannes prangte der Schriftzug Utgang. Mir kam er irgendwie bekannt vor.
    Vilde hielt sich die Augen zu.
    »Ist das dein Bruder?«, fragte der Mandel.
    Vilde nickte, ohne die Hände vom Gesicht zu

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