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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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entschuldigend.
    »Nicht so ein guter Freund wie der verdammte Zahnarzt«, merkte Skull zu unserem Befremden an. Welchen Zahnarzt meinte er wohl?
    »Wie läuft das Geschäft?«, fragte der Mandel.
    »Geht so. Ich hab jede skandinavische Metalband, die jemals auch nur einen beschissenen Rülpser veröffentlicht hat. Fast nur Vinyl, aber auch die alten Demokassetten. Die, die keiner mehr hat. Außer mir.«
    »Schön«, sagte der Mandel.
    Skull schloss jetzt die Ladentür auf, die mit Aufklebern von Bands übersät war. Nahezu alle Aufkleber waren schwarz.
    »Ah, da drüben ist ja wieder das Garage«, sagte ich zum Mandel und deutete ein paar Häuser weiter in Richtung der Kreuzung. Ich freute mich über die Erkenntnis, bedeutete sie doch, dass ich mich langsam in der Innenstadt zurechtfand. Der Mandel schaute noch nicht einmal hin.
    Das Massakre bestand aus zwei miteinander verbundenen Räumen. Die Wände des ersten Raums waren mit schwarzen Tüchern verkleidet, und an den Tüchern hingen diverse Tourplakate von norwegischen Bands. Die Plakate waren ausschließlich schwarz und stammten von Bands wie Dark Reich, Emperor, Godfuck, Mayhem, Enslaved, Darkthrone, Immortal und Ulver. An den Wänden stauten sich wie auf einem Flohmarkt Holzkisten voll mit Alben. Über dem Pult mit der Kasse hing eine riesige norwegische Flagge, aber senkrecht und verkehrt herum, sodass man praktisch ein umgedrehtes Kreuz sah.
    »Hier entlang«, lotste Skull uns durch einen Türbogen in den nächsten Raum. Über der Tür hing der gelbliche Schädel eines großen Tiers mit Hörnern. Der nächste Raum war deutlich kleiner und beherbergte CD s, ein Medium, das man im Massakre anscheinend nur ungern zur Schau stellte.
    »Da rein«, sagte Skull und schloss eine kleine Stahltür an der Rückwand der CD -Abteilung auf. Wir betraten einen großen, kahlen Raum ohne Fenster. Die Wände waren nicht verputzt, und auf dem Boden standen stapelweise Pappkartons. An Mobiliar waren da lediglich ein Holztisch mit einem vollen Aschenbecher und ein einzelner Holzstuhl in der Mitte des riesigen Raums. Es gab kein Deckenlicht, nur ein kleiner Strahler auf dem Boden, wie man ihn auf Baustellen benutzt, erleuchtete die Kargheit. Jemand hatte ein Pentagramm an die Wand gesprüht. Der Boden bestand aus verfugten Steinplatten.
    »Hier fanden früher die Feiern des Sirkel statt. Die Tür war damals noch versteckt. Aber seit dem verfickten Fantoft-Brand gibt es keine Treffen mehr. Hier drin war seit Jahren kein Mensch mehr außer mir. Hier könnt ihr arbeiten.«
    »Hat man hier Internetempfang?«, fragte ich.
    »Natürlich. Wir sind in Norwegen, nicht im verdammten Mittelalter«, sagte Skull.
    Während ich mich auf den einzelnen Stuhl setzte, nahm der Mandel Vilde in den Arm und streichelte ihr sanft übers Haar. Diese schönen Pausbacken, dachte ich, schade drum. Dann kam Skull mit vier Gläsern und einer Flasche billigem Bourbon wieder, und wir stießen an, bevor Vilde zur Arbeit ging und Skull uns in dem Raum mit dem Pentagramm allein ließ. Nach ein paar Minuten hatte ich es geschafft, auf den Rechnern vom Mandel und mir eine Internetverbindung mit dem Netzwerk »Massakre« einzurichten. Der Mandel bediente seinen Computer im Stehen und schickte dem Sascha sofort die Website von Utgang mit der Bitte, den Betreiber ausfindig zu machen, und wenn möglich, wann genau das Foto hochgeladen wurde.
    »Ist der in den Osterferien überhaupt online?«, fragte ich.
    »Der Sascha ist immer online«, sagte der Mandel und zündete sich eine blaue Gauloise an. Bis letztes Jahr hatte er die roten geraucht, aber irgendwann hat er dann behauptet, die leichten Zigaretten wären letztlich die schädlicheren, weil man davon noch mehr raucht. Der Mandel sagt, der Griff zur stärkeren Zigarette ist der erste Schritt zum Aufhören. Wahrscheinlich hatte er Recht, und der Sascha war tatsächlich online. Was sollte jemand wie der auch sonst mit seiner Freizeit anfangen? Ich glaube nicht, dass er Freunde hatte. Der Sascha war zudem ein ganz penibler Stundenaufschreiber, er würde sicher einen Osterferienzuschlag berechnen. Der war mittlerweile so teuer, dass ich mir schon überlegt hatte, selbst einen Hackerkurs zu belegen, falls es so etwas bei der VHS gab.
    Wenn man auf der Utgang-Website auf das Cover mit dem gekreuzigten Baalberith klickte, gelangte man auf die nächste Seite. Dort stand dann lediglich die Tracklist der sogenannten »Baalberith- LP «, und man konnte jeden Song einzeln

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