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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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noch ein zweites Død-Album ( Surtur ) in der Formation mit Aasen, während Raske schon seine Haftstrafe verbüßte.
    Raske wurde im August 2003 vorzeitig aus der Haft entlassen. Seitdem veröffentlicht er die Zeitung Fødeland , in der er die Geschichte und Mythologie Norwegens sozialideologisch auslegt und mithilfe obskurer Rassentheorien rechtsextremer Provenienz untermauert, weshalb ihn das norwegische Justizministerium seit der Entlassung weiterhin beobachtet. Seit 2004 erscheinen in regelmäßigen Abständen auch wieder Alben von Død, die Raske als einziges festes Mitglied (Gesang und Gitarre) ausweisen. Über den momentanen Aufenthaltsort von Raske ist nur wenig bekannt, aber es wird vermutet, dass er sich auf ein abgelegenes Grundstück nahe Bergen zurückgezogen hat und dort alleine lebt.
    Schon unglaublich, wie viel Aufmerksamkeit man solchen Leuten im Internet widmete. Der Wikipedia-Eintrag zu »Therion« war länger als der zu Joschka Fischer.
    Die Musik von Død zeichnet sich bereits auf dem ersten Album durch langsame und stimmungsvolle Instrumentalpassagen aus, die sich mit wütendem Geschrei und brutalen Gitarrenwänden abwechseln. So strahlen die Songs gleichzeitig eine bedrohliche Ruhe und eine ungezähmte Aggression aus. Die Verweigerung gegenüber High-End-Produktionen, die laut Raske ein »Brandsiegel der überamerikanisierten Kulturgesellschaft und ein Schandfleck für nordischen Heavy Metal« seien, wurde zum prägenden Stilmittel für den skandinavischen Black Metal.
    Für den norwegischen Durchschnittsbürger ist Aksel Raske so etwas wie der Charles Manson Skandinaviens. In der Black-Metal-Szene preisen ihn die einen als begnadeten Musiker und Vordenker, die anderen halten ihn wegen der Mitschuld am Tode Motzfelds für einen Verräter. Seit der Beobachtung durch das Justizministerium ist Raske vorsichtiger in seinen Aussagen geworden, diverse Äußerungen über eine judäo-christliche Weltverschwörung finden sich aber immer noch auf seiner Website. 2005 erschien eine Sonderausgabe von Fødeland , in der Raske die Geschichte der Älteren Edda , also die Geschichte der asischen Götter, als Historie einer außerirdischen Besatzermacht in vormittelalterlicher Zeit interpretiert. In den Jahren danach hat er von dieser Theorie nicht wieder Gebrauch gemacht. Raske wird auch nachgesagt, als Berater für die Allgermanische Nation tätig gewesen zu sein, eine verbotene, länderübergreifende völkische Bewegung in Nordeuropa und Teilen Russlands.
    Die Birne war viel zu hart, um sie zu essen.

7: ZAHNARZT
    Der Mandel, und das weiß ich, weil er es mir im Nachhinein erzählt hat, ist mit Vilde in die gemeinsame Wohnung von Baalberith und Tomas Hagelin gefahren. Die beiden haben den Ford Focus genommen, und im Wagen hat Vilde zum Mandel gesagt, ihr Bruder sei ein Mensch voller Widersprüche. Was genau sie gemeint hat, ist ihm erst ein paar Minuten später bewusst geworden. Die Wohnung lag auf der Ostseite der Bucht, in Bryggen, wo es aussah wie in einer Spielzeugstadt. Die Hafenpromenade kannte der Mandel ja schon, aber dahinter begann die eigentliche Niedlichkeit. Enge Gassen mit spitzen Winkeln, vorbei an ehemaligen Warenhäusern aus Holz, und immer bergauf.
    »Das ist der älteste Teil der Stadt. Hier hat es im Lauf der Jahrhunderte unzählige Male gebrannt«, sagte Vilde.
    »Ist ja auch alles aus Holz«, sagte der Mandel.
    »Sobald es nur einen Tag nicht regnet, sitzen alle draußen«, sagte Vilde.
    »Klar«, sagte der Mandel und stellte seinen Fellkragen hoch, direkt nachdem er aus dem Auto ausgestiegen war. Er wäre jetzt sicher auch gerne in einem Straßencafé mit einer Zeitung und einem Kaffee gesessen. Mir fehlt ja für so ausdauernde Ruhephasen die Geduld, aber der Mandel kann ganze Epochen Zeitung lesend in irgendwelchen Straßencafés verbringen.
    Das Haus, in dem Baalberith wohnte, befand sich am Scheitelpunkt einer engen Kurve an einer abschüssigen Straße. Vilde schritt voran, über eine kurze und steile Treppe hinauf zu einem strahlend weißen Haus, das in den Hang hineingebaut war. Als der Mandel sie einholte, hatte sie schon die untere Haustür mit einem Schlüssel aufgeschlossen. Ganz oben, im dritten Stock, klopfte sie an eine weiße Wohnungstür aus Holz.
    »Was macht der Mitbewohner von deinem Bruder beruflich?«, fragte der Mandel.
    »Er ist Zahnarzt«, lächelte Vilde und zeigte auf einen ihrer schönen Schneidezähne. »Den hat er gemacht.«
    »Und arbeitet dein Bruder

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