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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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Mandel.
    »Wir haben nur zwei Fenster zerschossen, sonst nichts. Es war alles nur ein symbolischer Akt.«
    »Symbolisch wofür?«, fragte der Mandel und hielt sich am Griff über dem Fenster fest, weil der junge Myklebust wie ein Henker fuhr. Wie man das in dem Alter eben so macht.
    »Den Widerstand gegen die Staatskirche. Wir führen das fort, was Therion und der Bergener Kreis damals begonnen haben. Wir weisen den Staat in seine Schranken. Und wir benutzen die Kunst dazu. Unsere Musik ist Kunst und Auflehnung zugleich. Auch das brennende Kreuz im Garten der Bischöfin ist nichts anderes als ein Kunstwerk des Protests«, sagte Myklebust und schaltete das Radio ein. Es lief etwas von den Pet Shop Boys.
    »Raske hat fünf Leute verbrennen lassen. War das auch Kunst?«, fragte der Mandel.
    »Das war ein Unfall, das hat er doch auch vor Gericht gesagt. Er dachte, Motzfeld und seine Leute wären wieder aus dem Plan ausgestiegen, und es wäre seine alleinige Aufgabe, die Kirche anzuzünden. Und nach dem Fantoft-Zwischenfall hat die Welt immerhin genauer hingehört, was Therion zu sagen hatte.«
    »Hast du eine Freundin?«, fragte der Mandel. Vielleicht hatte er jetzt ja genug von dem Revoluzzergeschwafel.
    »Oder einen Freund?«, fügte er hinzu.
    »Ich habe eine Freundin drüben in Odda, aber sie ist eine Schlampe. Sie ist Köchin«, sagte Myklebust, und der Mandel musste lachen.
    »Was ist so lustig?«
    »Nichts«, sagte der Mandel.
    »Was wisst ihr Deutschen schon von Norwegen«, sagte Myklebust, den das Gelache vom Mandel verärgert hatte.
    »Ihr kommt wegen den Fjorden und den Holzhäusern. Ihr kauft hier Kühltruhen voller Fisch und schmuggelt ihn über die Grenze. Ihr regt euch auf, weil die Zigaretten so teuer sind und man für Schnaps in ein Vinmonopol gehen muss. Ihr seid empört, weil die Fortschrittspartei in der Regierung sitzt und wie so ein schönes Land nur so teuer sein kann. Und warum es in den meisten Orten gar keine Polarnacht gibt. Und ihr denkt, dass hier alle jungen Leute Satanisten sind. Ihr seid so was von scheinheilig! Ihr zündet Asylantenheime und Dönerbuden an, ihr verprügelt Ausländer, aber wehe, es zeigt jemand zum Spaß den Hitlergruß, dann kommt er sofort ins Gefängnis. Ihr nennt euch das Land der Dichter und Denker und seid zu geizig, in die Bildung zu investieren. Lieber kriecht ihr den Amerikanern in den Arsch und peitscht die anderen Länder auf eure gnadenlose Form des Kapitalismus ein. Ihr prahlt mit eurer Aufgeklärtheit und eurer Demokratie und kollaboriert mit China und Russland. Und wenn ihr Geld braucht, verkauft ihr ein paar Panzer an eine afrikanische Diktatur. Ihr seid überhaupt die Scheinheiligsten. Kein Wunder, dass der Papst ein Deutscher ist.«
    »Hm«, machte der Mandel, und da verstehe ich ihn. Was soll man auch sonst zu so was sagen.
    Eine Weile fuhren die beiden schweigend die Straße am Fjord entlang, bis der Mandel sagte:
    »Kann ich jetzt eigentlich mein Telefon haben?«
    »Wenn wir wieder in Fykse sind«, sagte Myklebust.
    »Und du wolltest mir sagen, was mit Baalberith passiert ist.«
    »Er war uns eine große Hilfe.«
    »Ist er tot?«, fragte der Mandel.
    »Warum soll er tot sein?«
    »Es hörte sich so an. Ich brauche ein Lebenszeichen von ihm, um seine Schwester zu beruhigen.«
    »Er ist nicht mehr hier«, sagte Myklebust.
    »Wann war er denn hier?«
    »Das ist noch nicht so lange her.«
    »So kommen wir nicht weiter, Anders«, sagte der Mandel.
    »Ich weiß«, sagte Myklebust.
    »Ich will mein Telefon zurück«, sagte der Mandel.
    »Du bekommst es, wenn wir aus dem Baumarkt zurück sind.«
    »Was machen wir im Baumarkt?«, fragte der Mandel.
    »Wir bestellen nur was«, sagte Myklebust.
    Der Parkplatz vom Baumarkt in Norheimsund war leer. Hinter dem Baumarkt begann ein Gebirge. Als wäre der Baumarkt der letzte Außenposten der Menschheit. Drinnen unterhielt sich Myklebust lange mit einem der Mitarbeiter, und es war dem Mandel völlig klar, dass das Gespräch nicht für seine Ohren gedacht war. Davon abgesehen hätte er eh nichts verstanden. Er sah sich einen riesigen Industriestaubsauger an, der gerade im Angebot war.
    »Was plant ihr denn mit Utgang als Nächstes?«, fragte der Mandel auf der Rückfahrt. »Zündet ihr wieder was an, oder probt ihr auch mal?«
    »Heute Abend gehen wir aus«, sagte Myklebust. »Und du kommst mit, Herr Mandel!«
    Der Mandel war ganz und gar nicht zufrieden mit dem Verlauf der Dinge. Dass er zum Komplizen bei einem

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