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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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an der Theke endete, saßen Myklebust und Grimnir, die eine gelbliche Flüssigkeit aus Gläsern tranken. Daneben stand eine Flasche mit dem Etikett Hardanger Sider Tradisjonell. Auf ihren Tellern lag ein Gemansche aus irgendwas und ein paar Kartoffeln. Es hat bestialisch gestunken, sagt der Mandel. Anders Myklebust trug ein schwarzes T-Shirt mit Thor aus den Comicheften drauf und lächelte den Mandel an.
    »Sie haben sicher Hunger«, sagte der ältere Myklebust.
    »Nein, danke«, log der Mandel und setzte sich neben Grimnir, der ihn keines Blickes würdigte. Myklebust junior stellte ihm ein leeres Glas hin, und der Mandel schenkte sich sofort etwas von dem gelblichen Cider ein, um sich von dem Gestank abzulenken. Der Cider war stark alkoholisch, und auf nüchternen Magen ließ er den Mandel auf der Stelle angetrunken werden.
    »Wie gefällt es Ihnen in Norwegen?«, fragte Myklebust senior.
    »Ganz gut«, sagte der Mandel und nahm noch einen Schluck von dem Cider.
    »Schönes Gasthaus haben Sie hier«, sagte er dann.
    »Leider kommen hier nicht so viele Touristen vorbei wie unten in Norheimsund. Wussten Sie, dass der Hardangerfjord der drittgrößte Fjord auf der Welt ist? Er ist hundertsiebzig Kilometer lang.«
    »Tatsächlich?«, sagte der Mandel und tat interessiert. Mir an seiner Stelle hätte es jetzt langsam wieder gereicht mit der Natur. Ich hätte mein Telefon zurückgefordert und wäre zurück in die Stadt gefahren. In die Zivilisation. Weiß doch jeder, dass man nicht vernünftig denken kann, wenn man die ganze Zeit von Natur umgeben ist. Jedes Mal, wenn ich bei meiner Schwester und ihrer Familie auf dem Land bin, kann ich keinen klaren Gedanken fassen.
    »Darf man hier rauchen?«, fragte der Mandel.
    »Eigentlich nicht, aber solange keine Gäste hier sind«, sagte Myklebust junior und stand auf, um dem Mandel einen Aschenbecher zu holen.
    »Was esst ihr da?«, fragte der Mandel.
    »Lutefisk«, sagte Grimnir und strich seine langen schwarzen Haare hinter die Ohren.
    »Fisch in Birkenasche«, erläuterte Myklebust senior.
    Der Mandel schüttelte sich innerlich.
    »Kennen Sie eigentlich die Musik von Ihrem Sohn?«, fragte er.
    »Natürlich«, sagte Myklebust senior.
    »Gefällt sie Ihnen?«
    »Es ist nicht unbedingt mein Geschmack. Aber es steckt eine Menge von seinem starken Willen und der Wut der Jugend darin.«
    »Dir geht unser Krach doch furchtbar auf die Nerven. Du kommst ja nicht mal in die Nähe der Höhle«, sagte Myklebust zu seinem Vater, aber er meinte es eher kumpelhaft, sagt der Mandel.
    »Und wie finden Sie die Einstellung der Band?«, fragte der Mandel weiter.
    »Welche Einstellung meinen Sie?«
    »Staatsfeindlich, antichristlich, gewaltverherrlichend«, sagte der Mandel in seiner direkten Art.
    »Das ist doch überwiegend symbolisch zu verstehen. Und warum sollen wir diesem Staat nicht seine Grenzen aufzeigen? Der Staat finanziert eine Kirche, die wir nicht wollen, und stülpt uns ein Sozialsystem über, das wir uns nicht leisten können und von dem die Immigranten mehr profitieren als die Norweger. Wir zahlen Steuern, die an Wegelagerei grenzen.«
    »Klingt, als würden Sie die Fortschrittspartei wählen«, sagte der Mandel, und ich finde, dafür, dass er hier Gast war, benahm er sich reichlich unverschämt. Wer’s nicht weiß, die Fortschrittspartei ist eine rechte Partei im norwegischen Parlament.
    »Das sind doch auch nur Schwätzer. Sobald man die einmal irgendwo hineingewählt hat, debattieren sie nur noch, statt zu handeln«, sagte Myklebust senior.
    »Ich muss jetzt einkaufen fahren, Papa. Soll ich dir was aus dem Baumarkt mitbringen?«, fragte Anders Myklebust, weil Söhne ungern ihre Väter über Politik reden hören, schon gar nicht vor anderen Leuten.
    »Nein, danke.«
    »Kommst du mit, Herr Mandel?«, fragte Myklebust.
    »Mit Vergnügen«, sagte der Mandel und atmete innerlich auf, weil er von dem Lutefisk wegkonnte.
    Der Mandel und Myklebust stiegen in den schwarzen VW -Bus, der vor dem Haus geparkt war, und fuhren los.
    »Mein Vater hat manchmal extreme Ansichten«, sagte ausgerechnet Myklebust, und der Mandel wusste nicht, ob das jetzt ein Witz war oder ob er in Zungen redete.
    »Können wir unterwegs an einer Bäckerei halten?«, fragte der Mandel.
    Myklebust lachte laut, und dem Mandel war wahrscheinlich selbst gleich klar, dass man mitten in der Wildnis nicht einfach so an einer Bäckerei halten kann.
    »Was waren das eigentlich für Schüsse gestern?«, fragte der

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