Black Mandel
Terroranschlag geworden war, schien ihn dabei weniger zu stören. Aber er hatte noch immer keinen Hinweis darauf finden können, wo sich Baalberith befand oder was mit ihm passiert war. Und eines ist klar: Wenn sich der Mandel mal in ein Projekt hineingewühlt hat, dann taucht er auch erst wieder in der normalen Welt auf, wenn er es zu Ende gebracht hat.
Am späten Nachmittag saß der Mandel in der Gaststube vom Gardsrestaurant Fykse mit seinem Telefon und stellte fest, dass der Akku leer war und er kein Ladegerät dabeihatte. Papa Myklebust räumte währenddessen in der Küche herum, und am Nebentisch saßen zwei deutsche Touristen, die sich über die nächste Wanderroute unterhielten, und das bei dem Scheißwetter. Er war garantiert über sechzig und sie um die vierzig, sagt der Mandel. Er Oberarzt, sie Kinderärztin. Beide im Frühjahr schon braungebrannt. Ganz sicher Süddeutsche, sagt der Mandel.
»Kann ich Ihr Telefon benutzen?«, rief der Mandel in die Küche. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Myklebust senior mit einem Fisch in der Hand auftauchte und sagte: »Aber natürlich. Kommen Sie!«
Der Mandel stellte sich neben einen Topf mit einer brodelnden und übel riechenden Masse. Daneben war ein kleines Regal an der Wand angebracht, mit einem Tastentelefon und einem Spiralkabel. Er wählte die Nummer von seinem Bruder, denn die weiß er auswendig.
Der Bruder vom Mandel ist im Grunde kein schlechter Mensch. Aber er ist Fahrlehrer.
»Ich bin’s«, sagte der Mandel.
»Max, du Sauhund. Wie läuft das Geschäft? Was machen die Ganoven?«
»Ich bin grade in Norwegen und muss es kurz machen, also hör bitte zu.«
»In Norwegen? Sauber! Mensch, wo du überall herumkommst. Wahrscheinlich auf Spesenkosten. Ich hätt auch ein Ermittler werden sollen. Geschäftlich schaff ich’s höchstens mal nach Straubing, wobei ich bezweifle, dass die in Norwegen oben auch so ein gutes Café wie den Krönner am Stadtplatz haben. Ehrlich, du musst mal wieder runterkommen wegen der Agnes-Bernauer-Torte. Die gibt’s jetzt auch als Cremeschnitte.«
»Dieter, bitte, ich hab’s eilig.«
» ’ tschuldigung.«
»Ich brauch die Handynummer vom Sigi.«
»Hast du die nicht in deinem Telefon?«, fragte der Dieter.
»Ich würde nicht anrufen, wenn ich sie bei mir hätte«, sagte der Mandel.
»Völlig klar. Total logisch. Gut mitgedacht, Max«, sagte der Dieter und gab dem Mandel die Nummer durch. Der Mandel wollte schon auflegen.
»Du, Max?«
»Ja?«
»Die Weiber in Norwegen, sind die wirklich alle blond?«
»Keine Ahnung, ciao«, sagte der Mandel und legte auf.
»Das war ein Ferngespräch. Aber ich müsste noch mal telefonieren. Ich lege Ihnen hundert Kronen hin«, sagte der Mandel zum alten Myklebust.
»Sie sind eingeladen«, sagte Myklebust senior und schnitt dem Fisch mit einem langen Messer den Bauch auf.
Der Mandel rief jetzt bei mir an, aber ich ging nicht ran, weil ich gerade das Video drehte. Der Mandel setzte sich wieder in die Gaststube.
»Einen Beefeater haben Sie wahrscheinlich nicht?«, fragte er den alten Myklebust, der Küche und Gäste gleichzeitig betreute.
»Ist das ein Gericht?«, fragte er.
»Dann nehm ich noch einen Cider«, sagte der Mandel.
13: REICHSWEHR
So ganz ausgereift war mein Plan mit dem Video nicht, das ge be ich zu, aber niemand hatte einen besseren zu dem Zeitpunkt. Ich war mit Aasen in sein Haus zurückgekehrt, und er hatte mir ein Butterbrot mit Räucherkäse geschmi ert. Bei einem Glas Weißwein saßen wir auf seiner Couch und sahen eine DVD mit einigen seiner Musikvideos. Rihanna lief durch eine Wiese voller Blumen mit schwarzen Blüten und trug Strapse dabei.
»Ich will gar kein teures Video drehen. Ich brauche nur eine gute Beleuchtung und eine bedrohliche Atmosphäre«, sagte ich.
»Die Band soll nicht auftreten?«, fragte Aasen.
»Nein, die sollen nur bedrohlich herumstehen.«
»Und nichts sagen?«
»Doch, doch. Sagen sollen sie schon was.«
»Und was ist mit Baalberith? Ist das nicht merkwürdig, wenn die Band nur zu dritt ist?«, fragte Aasen.
»Ich habe eine Idee, wie wir das lösen. Aber das Wichtigste ist, dass sie Utgang herausfordern, ihnen sogar drohen.«
»Okay«, sagte Aasen, während Rihanna in einen schwarzen Apfel biss.
»Wie schnell könntest du so etwas filmen und schneiden?«, fragte ich.
»Wenn wir die Band heute noch erreichen, könnten wir bei mir im Keller drehen. Ich habe dort ein kleines Studio eingerichtet, wo sämtliche Kamerapositionen
Weitere Kostenlose Bücher