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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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eingeladen und mir die ganze Geschichte von Dark Reich, Død und Godfuck erzählt. Vorher wusste ich zwar, dass er bei Dark Reich gespielt hat, aber er wollte nie darüber reden. Im Gegenteil, er hat alles getan, um mich von dem Thema und dem Umfeld fernzuhalten. Doch ich weiß schon lange, was an dem Abend in Fantoft wirklich passiert ist.«
    Das wird ja immer heikler, dachte ich. Ich war heilfroh, mich gleich mit dem Mandel austauschen zu können.
    In Mundheimsvegen parkte Vilde den Porsche unmittelbar vor dem Haus, an dem wir Dienstagnacht noch geklopft hatten. Wir stiegen aus, und kurz überkam mich die Erinnerung an den Traum, in dem der Mann aus den Felsen gekommen war. Es blieb ein gewisses Unbehagen beim Blick auf die Felswand hinter den Häusern. Am Ufer lag Raskes kleines Ruderboot. Vilde setzte sich in das Boot, und ich schob es aufs Wasser. Beim Versuch, in letzter Sekunde einzusteigen, rutschte ich aus und fiel in den Fjord. Es war sicher das kälteste Wasser, in das ich je gefallen bin, selbst wenn es mir im Stehen nur bis zu den Knien ging. Und jetzt war dann auch ein Punkt erreicht, an dem ich genug hatte von Wasser und Natur, von diesem Wetter, von der ewigen Bewölkung und dem Regen, von diesen Bands und der Leichenschminke und diesem Zirkus um den Svarte Sirkel. Überhaupt dieses Theater wegen einer Musikrichtung. Einer Musikrichtung, in der sich die Leute gegenseitig anzünden. Ich bin ja ein großer Advokat von Veränderung und Entwicklung, das weiß man, wenn man mich kennt, und so gesehen war es eine gute Idee, unsere berufliche Verwesung am Nordufer kurz zu unterbrechen und nach Norwegen zu kommen, aber wieder gleich so in die Scheiße zu langen wegen einer durchzechten Nacht im Garage, das hätte nicht sein müssen. Bei aller Liebe zur Veränderung. Rentieren tut sich das maximal für den Mandel, denn der hat ja Vilde kennengelernt. Aber mir blieb nichts als Ärger, und das wegen einer Musikrichtung.
    Ich stand wieder auf, und mein erster Griff galt meinem Portemonnaie. Es war noch da. Dafür war das Display meines Telefons erloschen. Triefend stieg ich ins Boot. Vilde hatte eine Art unterdrückten Lachanfall, und in mir herrschte die tödlichste Kälte.
    »Komm, ich rudere uns hinüber«, lachte Vilde und wischte sich die Tränen aus den Augen.
    »Ich rudere«, sagte ich. Ich zitterte, als ich die beiden Ruder nahm und ins Wasser hielt. Ich versuchte, das Boot vorwärtszubewegen, aber irgendwas stimmte im Verhältnis der beiden Ruder nicht. Vielleicht auch im Verhältnis meiner beiden Arme.
    »Ich mach schon«, sagte Vilde, und mir war zu kalt für eine Widerrede. Sie ruderte uns hinüber.
    Die Tür von Raskes Haus war mit einem Polizeiklebeband versiegelt. Wir gingen um das Haus herum, und dort saßen der Mandel und Myklebust auf zwei Gartenstühlen und blickten schweigend auf den Fjord. Man konnte dem Mandel sofort ansehen, dass er jetzt gerne eine Zigarette geraucht hätte.
    »Hallo«, sagte ich zum Mandel.
    Als der Mandel mich sah, verschob sich sein Mund zu einem Grinsen.
    »Was ist denn mit dir passiert?«, fragte er sichtlich amüsiert.
    »Er ist ins Wasser gefallen«, sagte Vilde und gab dem Mandel einen Kuss auf den Mund.
    »Typisch«, sagte der Mandel. Er hatte einen blutigen Striemen im Gesicht, seine Hose war zerknittert und voller Dreck.
    »Geht es dir gut? Was machst du hier?«, fragte Vilde den Mandel.
    »Mir geht es gut. Das ist Anders von Utgang«, sagte der Mandel, und Myklebust nickte uns vorsichtig zu.
    »Wo ist mein Bruder?«, fragte Vilde, die vermutlich keine Lust hatte, sich mit Förmlichkeiten aufzuhalten.
    »Wer ist dein Bruder?«, fragte Myklebust, als ob er sich das nicht denken konnte.
    »Cristian Hallberg. Baalberith«, sagte Vilde ohne ihr übliches sanftes Konversationsgesicht.
    »Keine Ahnung. Frag seine Bandkollegen. Mit denen hat er doch gerade erst ein Video gedreht«, sagte Myklebust, und es ärgerte mich, dass Vilde ausgerechnet jetzt mit der Frage nach ihrem Bruder herausgeplatzt war. Jetzt konnte sich der Utgang-Mensch doch denken, dass wir selbst nicht wussten, wo Baalberith steckte, und dass das Video nur ein Riesenschwindel war. Die ganze Verkleidung umsonst, der ganze Aufwand in einem Satz zunichtegemacht. Aber gut, ich hätte Vilde natürlich auch entsprechend briefen können. Aber wer kann auch wissen, dass der Mandel ausgerechnet jemanden von Utgang mit zu unserem Treffen bringt.
    »Hat er sich noch nicht bei dir gemeldet?«, versuchte der

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