Black Mandel
einer Sache, von der ich nicht sicher weiß, ob sie überhaupt passieren wird?«
»Kannst du sie nicht wegen etwas anderem anzeigen? Wegen Satanismus oder Blasphemie oder so was? Dann nimmt man sie sofort fest, und sie können die Sache, von der du noch nichts weißt, überhaupt nicht anstellen.«
»Ich will sie nicht hinhängen, Sigi. Die haben eine gute Energie, eine gute Wut. Man darf sie nur nicht Raskes Nihilismus aussetzen«, sagte der Mandel, der Seelenretter.
»Aber der ist doch jetzt eh im Gefängnis«, sagte ich.
»Das ist noch nicht zu Ende mit Raske.«
»Ich weiß was Neues«, sagte ich.
»Und zwar?«
»Baalberith hat damals für die Polizei gearbeitet und Raske verraten. Wegen ihm saß Raske im Gefängnis. Eigentlich weiß das keiner, aber vielleicht hat Raske es herausgefunden und Baalberith damit erpresst.«
»Oha«, sagte der Mandel. »Nur noch bis Sonntag, Sigi, dann komm ich wieder nach Bergen. War das eigentlich deine Idee mit dem Video?«
»Ja«, sagte ich.
»Keine schlechte Idee«, sagte der Mandel, »auch wenn ich dich sofort erkannt habe.«
»Woran?«, fragte ich und freute mich, dass mich der Mandel offensichtlich so gut kannte, dass er mich auch unter der ärgsten Maskerade ausfindig machte.
»An deinem Buckel«, sagte der Mandel.
»An meinem Buckel?«, fragte ich entsetzt.
»Ja, ja, deine Haltung. Du machst immer einen Buckel. Das hast du von deinem Vater.«
»Arschloch«, sagte ich. »Und was hast du eigentlich im Gesicht?«
»Ich bin gestürzt«, sagte der Mandel.
»Geschieht dir recht«, sagte ich.
»Was hast du mit Gunarr Aasen zu tun?«, fragte der Mandel.
»Er hilft mir. Er ist ein netter Kerl.«
»Er ist Vildes Ex-Freund«, sagte der Mandel.
»Ich weiß«, sagte ich.
»Eins noch, Sigi«, sagte der Mandel.
»Was?«
»Der Schlagzeuger von Dark Reich spielt auch bei Utgang. Das wissen die Dark Reichler nicht. Bei ihnen nennt er sich Nergal, bei Utgang Neofenrir.«
»Im Ernst? Hier stecken doch schon wieder alle unter einer Decke. Das ist genau wie letztes Jahr, als … «
»Ich hol Vilde und Myklebust, dann rudern wir zurück«, unterbrach mich der Mandel.
»Mir ist eiskalt. Alles ist nass«, sagte ich, als könnte der Mandel etwas daran ändern.
»Dann hol dir doch drinnen im Haus was von Raske zum Anziehen.«
»Und was mach ich mit dem Polizeisiegel?«
»Abreißen«, sagte der Mandel.
Es war eng, zu viert in dem kleinen Ruderboot. Ich hatte einen schwarzen Kapuzenpullover mit dem Logo von Død und eine grüne Tarnhose gefunden. Ich hatte auch meine Unterhose ausgezogen, weil die Nässe im Schritt ja das Grundübel war. Die nasse Kleidung hielt ich in der Hand, die Unterhose hatte ich darin eingewickelt. Myklebust und der Mandel ruderten, während Vilde und ich in der Mitte saßen. Die aufziehende Dunkelheit zeichnete sich schon über den Felsen ab. Drüben stiegen der Mandel und Myklebust in ihren VW -Bus und fuhren weg. Vilde und ich saßen in dem Porsche Carrera und schwiegen eine Weile, bis Vilde fragte: »Was hat er gesagt? Warum kommt er nicht mit uns mit? Utgang haben meinen Bruder doch gar nicht.«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Er will verhindern, dass Utgang irgendetwas anrichten.«
»Ich verstehe«, sagte Vilde und sah so aus, als ob sie es nicht verstand.
»Das ist sicher nicht persönlich gemeint, er hat dich gern«, sagte ich und wusste schon im selben Moment, was das für ein monströser Blödsinn war, den ich da redete.
»Das weiß ich«, sagte Vilde und beugte sich zu mir herüber und küsste mich. Ich küsste sofort und ohne schlechtes Gewissen zurück. Es war ja nur ein Kuss, und der Mandel war selbst schuld, wenn er seine Zeit lieber mit Nihilisten verbrachte. Wir knutschten wortlos mindestens zehn Minuten herum. Ich musste an meine Unterhose denken. Going commando , nennt man das im Englischen, wenn man ohne Unterhose unterwegs ist.
»Das war schön«, sagte Vilde.
»Find ich auch«, sagte ich.
18: GRIMNIR
Auf dem Weg zurück nach Fykse sah Myklebust beunruhigt aus. Er zog wieder an der Haut an seinem Hals.
»Alles gut?«, fragte der Mandel.
»Was soll denn nicht gut sein?«
»Die Polizei hat deinen Mentor mitgenommen.«
»Du kannst mich nicht provozieren, Herr Mandel. Ich weiß, was du mit deinem Kollegen draußen vor dem Haus besprochen hast.«
»Nämlich?«
»Dass du noch bei uns bleibst, solange du nicht weißt, was wir vorhaben. Du hast wahrscheinlich behauptet, es verhindern zu können.«
»Hab ich
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