Black Monday
dich. Aber du hast den Träger gefunden. Also wag es jetzt bloß nicht, frühzeitig nach Hause zu kommen.«
»Danke«, sagt er, während er eine Träne wegblinzelt. Draußen wird es dunkel.
»Vernichte die verdammte Bazille, Greg«, beschwört ihn seine Frau. »Vernichte das Biest und komm dann nach Hause.«
Um ihn herum ist es stiller als auf dem letzten Flug. Die Leute sind in Gedanken versunken, starren aus den Fenstern. Der Verizon-Angestellte entschuldigt sich gerade telefonisch bei seinem Sohn dafür, dass er dessen Hochzeit verpasst hat. Alle hasten irgendwelchen Ereignissen hinterher, entschuldigen sich, stellen Dinge klar.
Und als Gerard Colonel Novak erreicht und sich bei ihr dafür bedankt, dass sie ihm das Leben gerettet hat, stellt auch sie etwas klar.
»Du hattest recht mit deiner Vermutung, warum ich zu dir nach Hause gekommen bin, Greg.«
»Das musst du nicht sagen.«
»Doch. Ich hatte Gefühle für dich. Ich dachte, wenn ich erst deine Familie kennenlerne, würden sie sich wieder legen. Und es hat mich geärgert, dass du mich sofort durchschaut hast.«
»Es ist ja nicht so, als hätte ich keine Gefühle für dich gehabt. Hör zu, ich möchte mich richtig ausdrücken, damit du mich nicht falsch verstehst. Ich liebe meine Familie. Meine Frau und meine Kinder sind mir das Wichtigste auf der Welt. Aber wenn ich ungebunden wäre …«
»Ja, ja … ich weiß. Ehrlichkeit kann auch ein Fluch sein.«
Er holt tief Luft, während er sich vorstellt, dass Lewis Stokes sich irgendwo herumtreibt. »Theresa, ich habe eine Bitte. Kannst du meine Familie in Fort Detrick oder in Zone A unterbringen?«
Schweigen.
»Nicht mich, nur die drei«, sagt er, denn sobald er wieder in Washington ist, wird er in die Marion Street gehen und seinen Nachbarn zur Seite stehen. Aber er muss für die Sicherheit von Marisa und den Kindern sorgen.
Bestimmt denkt sie, ich hätte nur Angst um mich selbst. Dass ich meine Gefühle ihr gegenüber erfunden habe, damit sie mir einen Gefallen tut.
Aber Theresa seufzt nur. »Ich wünschte, ich könnte. Aber die Zonen werden aufgegeben, die ganze Aktion war eine einzige Katastrophe. Sie hat mehr Probleme geschaffen als gelöst. Der Präsident wird die Entscheidung morgen bekannt geben. Jetzt sitzen wir alle im selben Boot. Und das sinkt ziemlich schnell.«
7. Dezember. 14 Uhr. 40 Tage nach dem Ausbruch.
Turbulenzen reißen ihn aus dem Schlaf, und er hört den Piloten ankündigen, dass sie Albany – Gerards Ziel – überfliegen werden. Am Flughafen herrsche dichtes Schneetreiben, und die Enteisungsmaschinen funktionierten nicht, weil das Schmieröl kontaminiert sei, erklärt der Pilot. Selbst wenn ihm eine Landung gelänge, könnte das Flugzeug anschließend nicht wieder starten.
Ich muss unbedingt hier runter. Uns läuft die Zeit davon.
Gerard löst den Sicherheitsgurt und wankt in Richtung Cockpit, ohne sich um die Stewardessen zu kümmern, die ihn anweisen, sich wieder hinzusetzen. Um nicht umzufallen, muss er sich an den Sitzen festhalten. Als er gegen die Tür zum Cockpit hämmern will, stehen ein paar bullige Militärtypen auf, um ihn von der Tür zu entfernen.
Gerard präsentiert ihnen seinen Wunder wirkenden Dienstausweis.
»Setzen Sie sich, Gentlemen«, sagt er. »Wenn Sie mich nicht loslassen, werde ich Sie bei der nächsten Landung verhaften lassen.«
Das Flugzeug legt sich in die Kurve und dreht nach Osten in Richtung Boston ab. Als die Tür zum Cockpit sich öffnet, sieht Gerard sich zwei wütenden Piloten gegenüber, die noch wütender werden, als er ihnen befiehlt umzukehren.
»Es interessiert mich nicht, was auf Ihrem Ausweis steht, Commander Gerard. In diesem Flugzeug gelten meine Anweisungen«, erklärt ihm der Captain. »Ich werde nicht Ihretwegen unser aller Leben aufs Spiel setzen.«
Von einer Wolkenwand wird das Licht der Scheinwerfer ins Cockpit reflektiert. Auf dem Radarschirm erscheint ein roter sichelförmiger Bogen. Warntöne schrillen durch das Cockpit. Dem Captain steht der Schweiß auf der Stirn.
»Kehren Sie zurück auf Ihren Platz, oder ich lasse Ihnen Handschellen anlegen.«
Das hatte ich gestern schon.
»Der Mann, der die Ölmikrobe in die Welt gesetzt hat, befindet sich da unten«, sagt Gerard mit Nachdruck. »Verstehen Sie? Wir glauben, dass wir den Typen, der das Zeug hergestellt hat, gefunden haben, und zwar da unten.« Er zeigt in Richtung Erde. »Und nicht in Boston. Wollen Sie mir immer noch Handschellen anlegen? Bitte
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