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Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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für die Warnung. »Jeder macht Versprechungen. Sind Sie gläubiger Christ?«
    »Ja.«
    »Welche Kirche?«
    »St. Paul's in der Nähe der Connecticut Avenue.«
    »Sie Lügner. In Washington gibt's keine St.-Paul's-Kirche.«
    »Sie wollen mich nur auf die Probe stellen. Und ob es die Kirche gibt.«
    Rinker seufzt, aber er hat eine Entscheidung getroffen, die ihm widerstrebt. Als würde ihm gar nichts anderes übrig bleiben, als Gerard zu glauben. Auf Gerard zu setzen ist für ihn Glücksspiel. Derzeit ist wahrscheinlich sein ganzes Leben ein einziges Glücksspiel.
    Wie meins, denkt Gerard.
    »Meine kleine Schwester ist alles, was ich an Familie habe. Ich telefoniere jeden Tag mit ihr«, sagt Rinker. »Sie ist krank. Ich habe Medikamente. Sie hungert. Ich habe Lebensmittel.«
    »Ich werde ihr alles bringen, was Sie mir mitgeben.«
    Der Mann seufzt. »Manche Dinge ändern sich nie, wie zum Beispiel, dass ich Fremde von dieser Scheißstraße abschleppen muss. Steigen Sie auf, Kumpel. Wir legen auf dem Weg zum Bahnhof noch einen kleinen Zwischenstopp ein …«
    »Dafür reicht die Zeit nicht.«
    »Wir machen einen Zwischenstopp, und dann werden wir uns ansehen, ob die Sie tatsächlich in den Zug lassen. Und soll ich Ihnen mal was sagen, Kumpel? Wenn Sie gelogen haben, wenn die Sie nicht einsteigen lassen oder wenn meine Schwester mir sagt, dass Sie nicht in Washington angekommen sind, dann werde ich Sie finden, verlassen Sie sich drauf. Hier oben verarscht man keinen, der zur Bürgerwehr gehört.«

22. KAPITEL
    11. Dezember. 8 Uhr 50. 44 Tage nach dem Ausbruch.
    Inzwischen fällt dichter Schnee in der Hauptstadt. Die Temperaturen sinken rapide, aber noch stürmt es nicht. Die Soldaten ziehen sich von den Barrikaden zurück, um die Regierungsgebäude zu schützen, sobald der Präsident die Aufhebung der Zoneneinteilung bekannt gibt. Der Präsident und die First Lady laufen geduckt über den Südrasen hinter dem Weißen Haus zu dem startbereiten Hubschrauber, dessen Rotorblätter den Schnee aufwirbeln.
    Der Hubschrauber hebt ab und dreht langsam eine Schleife, um dem Präsidentenehepaar einen letzten, schmerzlichen Blick auf Washington zu gewähren. Der Schnee verändert die Konturen unter ihnen, lässt das vertraute Stadtbild verschwinden, so wie der Sand, der sich am Fuß der Pyramiden anhäuft, Zeit und Strukturen unter sich begräbt. Sie überfliegen das Kapitol, Georgetown, das Außenministerium, das Finanzministerium, Gebäude, in denen Gesetze verabschiedet, in denen einst geheime Sitzungen abgehalten und Spendenpartys veranstaltet, Urteile gesprochen, Kredite bewilligt und Drohungen ausgestoßen wurden. Erinnerungsträchtige Orte, an denen der Präsident den unterschiedlichsten Menschen, ehrlichen und verlogenen, die Hände geschüttelt hat, wo er eine Geliebte geküsst und eine Krebsoperation überstanden hat, wo er seine Tochter zum Traualtar geführt und seinen besten Freund gefeuert hat. Er erinnert sich daran, wie er als Achtklässler aus Nebraska bei einem Besuch der Hauptstadt durch den schmiedeeisernen Zaun am Weißen Haus gespäht und in sich schon die ersten Regungen politischen Machtstrebens verspürt hat.
    »Noch eine Schleife über die Stadt«, weist er den Piloten an. »Ich möchte sie noch einmal sehen.«
    Der Hubschrauber fliegt über die Marion Street, wo die Leute durch das Schneetreiben nach oben blinzeln. Sie wundern sich, etwas über ihren Dächern zu hören.
    Dann ist das Motorengeräusch wieder verschwunden.
    Und in der St.-Paul's-Kirche vernimmt Pastor Bartholomew Young eine bewundernde Stimme hinter sich: »Sie können wirklich gut mit Kindern umgehen.«
    Er richtet sich auf und ringt sich ein Lächeln ab. Seit einer Stunde kümmert er sich um die Kranken im Hauptschiff der Kirche. Der Raum ist so überfüllt wie die Notaufnahme eines Harlem-Krankenhauses an einem Freitagabend. Säuglinge schreien, Patienten stöhnen vor Schmerzen. Der Organist versucht, die Leidenden zu trösten, und lässt aus zwei Reihen kupferner Orgelpfeifen, die sich wie Engelsflügel über der Empore ausbreiten, »Amazing Grace« ertönen.
    »Ich tue, was ich kann«, sagt Pastor Young zu Chris Van Horne. »In der Küche gibt es nicht einmal mehr Katzenfutter. Es ist nichts mehr zu essen da.«
    Die Lampen werden schwächer, erlöschen aber nicht.
    Das bleiverglaste Kirchenfenster über ihnen stellt den Heiland in einem roten Gewand dar, wie er ein kleines Kind segnet, während andere Mütter ihm ihre Säuglinge

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