Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
Vom Netzwerk:
zum Tausch an. »Füllen Sie meinen Tank und es gehört Ihnen«, sagt er.
    Einer der beiden anderen Männer mischt sich ein. »Er hat das Ding geklaut, Rinker. Und ich wette, dass die Kiste sowieso nicht mehr funktioniert.«
    Rinkers Augen verengen sich zu Schlitzen.
    »Kippen Sie doch einfach ein bisschen Benzin in den Tank«, sagt Gerard eilig. »Der Motor springt sofort an, Sie werden sehen.«
    Rinker ruft den beiden anderen zu, sie sollen Gerards Tank aus einem Benzinkanister füllen. Als der Motor anspringt, fahren sie es ins Gebüsch und verwischen die Spuren. Dann durchsuchen sie Gerards Satteltaschen, finden jedoch nichts außer dem Werkzeug.
    »Okay, Kumpel, wem gehört die Kiste?«
    Die Abzeichen lassen die Leute wie Polizisten wirken, und Rinker mimt seine Rolle gut, die Frage klingt jedoch eher neugierig als gebieterisch, und »Bürgerwehr« kann alles Mögliche bedeuten. Soll Gerard ihnen sagen, dass er für die Regierung arbeitet? Oder dass er auf der Flucht vor dem FBI ist? Oder sollte er das Thema lieber nicht anschneiden?
    Gerard sieht Rinker direkt in die Augen und versucht es mit einer Mischung aus Wahrheit und Lüge. »Es gehört mir. Meine Familie ist in Washington. Heute werden die Zonen aufgehoben, deshalb muss ich bei meiner Familie sein, ehe die Hölle losbricht.«
    Der Mann hebt interessiert die Brauen. »Wieso wissen Sie davon?«
    »Aus demselben Grund, der mir garantiert, dass man mich in den Zug steigen lässt.«
    »Sie wollen mir weismachen, Sie wären eine wichtige Persönlichkeit. Ein Mann ganz allein am Ende der Welt.«
    »Ich sage nur, dass ich versuche, zu meiner Familie zu gelangen.«
    »Sie wollen also einfach so an den Soldaten vorbeispazieren, was? Ich hab's jedenfalls nicht in den Zug nach Washington geschafft, obwohl ich den Jungs ein großzügiges Angebot gemacht hab.«
    Warum wollte dieser Mann nach Washington?
    Seinen Dienstausweis will Gerard nur im Notfall einsetzen. »Ich zeige denen meinen Ausweis und die werden ihn überprüfen«, sagt er. »Dann werden sie mich durchlassen. Ich arbeite als Berater für das Pentagon. Ich war in Massachusetts und habe versucht, Delta-3 aufzuspüren.«
    »Wo sind die anderen, die mit Ihnen hergekommen sind?«
    »Ich habe mich von ihnen getrennt. Ich muss zu meiner Familie.«
    Die Augen werden noch schmaler. Der Mann überlegt, welche Auswirkungen das, was Gerard ihm sagt, auf sein Leben haben könnte. Rinker ruft seinen Freunden zu: »Er sagt, die Zonen werden heute aufgehoben. Er sagt, er weiß es mit Sicherheit.«
    Einer der beiden antwortet: »Dann sollten wir uns beeilen und das Haus so schnell wie möglich räumen, Rinker …«
    Der dritte Mann schnaubt: »Der Kerl lügt. Er ist nichts weiter als ein Dieb.«
    Rinker lacht. »Wer ist das heutzutage nicht?«
    Rinker tritt zurück, die Hände in die Hüften gestemmt. Anscheinend versucht er, zu irgendeiner Entscheidung zu gelangen. Sein Overall ist mit Ölflecken übersät. Sein wettergegerbtes Gesicht wirkt gerissen und hartgesotten. Er lässt sich Zeit.
    »Ein Familienvater, wie?«, sagt er schließlich.
    »Richtig.«
    »Haben Sie ein Foto von Ihrer Familie, Sie Pentagonberater?«
    Gerard zieht seine Brieftasche heraus. Der Anblick von Marisa, Paulo und Annie treibt ihm beinahe die Tränen in die Augen. Rinker überprüft Gerards Führerschein, aber er bemerkt auch seinen Gesichtsausdruck, der ihn noch mehr zu überzeugen scheint als der Führerschein.
    »Meine Schwester wohnt in Washington«, sagt Rinker.
    Gerard fragt sich, worauf der Mann hinauswill. Die Zeit läuft ihm davon. Die Sonne steht jetzt höher. Vielleicht hat der Zug ja Verspätung. Vielleicht ist er weiter nördlich, in der Nähe von Springfield liegengeblieben. Vielleicht wird er in Hartford aufgehalten. Vielleicht stimmen die Informationen über die Ankunftszeit ja auch nicht.
    »Wenn ich Ihnen einen Gefallen tue, tun Sie mir auch einen«, sagt Rinker.
    »Sicher. Versprochen.«
    »Das kam aber wie aus der Pistole geschossen, Kumpel. Sie wissen ja noch gar nicht, um was ich Sie bitten will. Wenn ich Ihnen was für meine Schwester mitgebe, können Sie das mitnehmen? Sie wird Sie am Bahnhof erwarten, wenn der Zug in Washington ankommt. Dürfte kein Problem sein, wenn die Zonen aufgehoben werden, stimmt's?«
    Rinker durchbohrt Gerard mit seinem Blick, als wäre er ein menschlicher Lügendetektor. Gerard hält seinem Blick stand.
    »Sie sollte lieber nicht allein durch die Stadt gehen«, sagt er.
    Rinker nickt, dankbar

Weitere Kostenlose Bücher