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Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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entgegenhalten. Zwischen gläsernen Blumen tummeln sich gläserne Häschen und Eichhörnchen.
    Das Bibelzitat unter der Szene stammt aus dem Matthäusevangelium: »Jesus sprach: Lasset die Kindlein zu mir kommen.«
    »Ah, da kommen ja unsere freiwilligen Helfer aus der Marion Street«, sagt Chris Van Horne.
    Pastor Young fährt herum und schaut zu dem Torbogen hinüber, der das Kirchenschiff vom Vorraum und der doppelflügeligen Eingangstür trennt. Eine Frau und zwei Kinder im Teenageralter stampfen sich den Schnee von den Schuhen. Er sieht ein großes, schlankes schwarzes Mädchen und einen etwas kleineren Jungen mit schwarzen Locken, der aussieht wie ein Latino. Das Mädchen diskutiert mit der schlanken, blonden Mutter. Beide wirken erregt.
    »Ah, die Gerards«, sagt Chris Van Horne.
    »Sympathische Familie.«
    »Marisa? Kinder? Ich möchte euch Pastor Bartholomew Young vorstellen.«
     
    Mit den »Bürgerwehr«-Aufklebern auf den Schneemobilen, vermutet Gerard, können die drei Männer sich wahrscheinlich überall in Hartford frei bewegen.
    Ich wünschte, sie würden mich auf direktem Weg zum Zug bringen.
    Das Leben in der Hauptstadt von Connecticut ist zwar eingeschränkt, funktioniert jedoch noch einigermaßen. Auf den Straßen liegt tiefer Schnee, aber es sind weniger ausgebrannte Häuser zu sehen. Überall sind Menschen zu Fuß irgendwohin unterwegs oder schaufeln gerade Schnee. Gerard entdeckt sogar einige junge Eltern, die ihre Kinder auf Schlitten hinter sich herziehen und das Beste aus der immer schlimmer werdenden Situation machen. Die Kinder lachen und spielen.
    Hurra, verdammt.
    Ganz anders als in Washington stehen hier Polizisten an allen Straßenecken und wärmen sich unter dem blauen Himmel wie sonst nur die Stadtstreicher an Feuern in Ölfässern, bereit, Notrufe von Orten entgegenzunehmen, die sie zu Fuß erreichen können.
    »Die haben keinen Sprit mehr, genau wie die Armee«, ruft Eric Rinker Gerard über die Schulter hinweg zu, kurz bevor er neben einer Gruppe Polizisten hält. Aus seiner Satteltasche nimmt Rinker eine Flasche Johnny Walker, die einer der Polizisten freudig entgegennimmt. Dann geht die Fahrt weiter.
    Gerard fragt: »Warum beschlagnahmen die nicht Ihre Schneemobile?«
    »Gott segne die Republikaner. Unser Gouverneur sagt, ein funktionstüchtiges Schneemobil zu beschlagnahmen wäre so, als würde man einer Familie die Lebensmittel vor dem Mund wegschnappen.«
    An vielen Häusern prangen rotweißblaue Schilder mit der Aufschrift »Bürgerwehrgebiet«. Weiße lächeln und winken Rinker zu, wenn sie vorbeifahren. Schwarze werfen ihnen grimmige Blicke zu, und einmal hält Rinker neben ein paar Lateinamerikanern, die mit Schneeschippen unterwegs sind, offenbar auf der Suche nach Arbeit. Rinker starrt die Männer so lange an, bis sie sich eilig verziehen.
    Ich möchte lieber nichts Genaueres über diese Bürgerwehr erfahren.
    Sie halten vor einem zweistöckigen, weißen Holzhaus, aus dessen Kamin Rauch steigt. Das Haus wird von ein paar bewaffneten Weißen bewacht, die unaufgefordert die Hirschkadaver abladen. Rinker führt Gerard ins Haus. In einem Fenster hängt ein Transparent mit der Aufschrift: BÜRGERWEHR-HAUPTQUARTIER.
    »Ich will den Zug nicht verpassen.«
    »Ja, ja, ich weiß. Glauben Sie mir, die Züge hier haben immer Verspätung.«
    Überrascht betrachtet Gerard die Kartons, die sich im Wohnzimmer stapeln: Konserven, Zigaretten, alkoholische Getränke, Keilriemen, Handys. Dazwischen entdeckt er einen benzinbetriebenen Stromgenerator. An einer Wand lehnen Sturmgewehre, Langlaufskier und Skistöcke neben bergeweise Skihandschuhen und Schneeschuhen.
    Rinker verschwindet in einem Hinterzimmer und kehrt mit einem großen Timberland-Rucksack zurück, den er mit Vitaminpräparaten, Aspirin, Antibiotika und einer Tüte voller goldener Ringe und Ketten vollstopft. Dann packt er noch eine Schachtel Müsliriegel, einige Pakete Nudeln, Eipulver und gebratenes Hühnerbrustfleisch dazu.
    »Meine Schwester wohnt auf dem Kapitolshügel«, sagt Rinker zu Gerard. »Ich hab sie angerufen und ihr gesagt, dass Sie bei ihr durchklingeln werden, kurz bevor Sie in Washington ankommen. In dem Rucksack sind zwei Wegwerfhandys. Benutzen Sie die, für den Fall, dass man versucht, Ihre Spur zu verfolgen, Dr. Fahnenflucht. Meine Schwester erwartet Sie auf der Massachusetts Avenue vor dem Haupteingang des Bahnhofs. Schicken Sie mir per Handy ein Foto von ihr, damit ich weiß, dass Sie heil angekommen

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