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Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Minuten, muss er seine Wachschicht antreten.
     
    Nach dem Essen gehen Gerard und Bob die Straße ab und überprüfen die Sicherheitsvorkehrungen. Gerard hat zwei zusätzliche Schusswaffen mitgebracht, Pettigouts 9-mm-Beretta und Pettigouts M-16. Bob meint, damit könnten sie ihre Wachposten aufrüsten.
    »Ich wünschte, die Soldaten hätten Youngs Leiche entdeckt«, sagt Gerard.
    Der Schnee hat nachgelassen, aber der Himmel ist verhangen. Gerard schätzt, dass sie gut einen halben Meter Neuschnee haben, mit doppelt so hohen Schneewehen. Scheinwerfer beleuchten die abgefegten Autodächer – damit die Wachen eine bessere Sicht haben –, die »Schützengräben« im Schnee und den Stacheldraht auf den Zäunen entlang des Wirtschaftswegs hinter den Gärten.
    »Heute Nacht werden wir die Wachen verdoppeln«, sagt Bob. »Ich werde oben in meinem Haus bleiben. Pettigout kann bei Les Wache schieben. So können wir die ganze Straße überblicken. Die Gärten können wir vom Fenster aus im Auge behalten.«
    »Ich übernehme auch eine Schicht«, sagt Gerard.
    »Nein, du schläfst mit deiner Frau. Später hast du noch genug Gelegenheiten, Wachschichten zu übernehmen.«
    Gerard grinst. »Ganz der alte Marine. Danke.«
    Es gibt so vieles, worüber er mit Marisa reden möchte, aber das muss jetzt einfach warten. Als er ins Haus kommt, ist sie schon oben im geheizten Schlafzimmer und hat Kerzen angezündet. Sie trägt ein schwarzes Spitzenneglige. Sie wirkt dünner, als er die Bettdecke zurückschlägt, ihre Oberschenkel sind weniger fleischig, ihre Schultern eingesunken wie ihre Wangen. Aber ihre Augen sind so blau und aufregend wie damals, als sie ihn auf einer Studentenparty zum ersten Mal angesehen hat. Ihr Atem duftet nach Minze. Wahrscheinlich hat sie Zahnpasta aufbewahrt für den Tag, an dem er nach Hause kommen würde.
    Er hatte nicht mehr daran geglaubt, dass ihm das noch einmal vergönnt sein würde. Sie streicheln sich erst zärtlich, dann leidenschaftlich. Marisa hilft ihm, wenigstens für eine Weile zu vergessen, was sich draußen abspielt.
    Bakterien können so was nicht, denkt er hinterher. Sie teilen sich, um sich fortzupflanzen. Sie vereinigen sich nicht. Sie verbringen ihr Leben allein. Wie können solche Geschöpfe den Sieg davontragen?
    Eng umschlungen schlafen sie ein. In Gerards Traum ist es Sommer. Er ist mit den Kindern bei einem Spiel der Washington Nationals, hoch oben auf der Tribüne im Kennedy-Stadion. Paulo, Annie und alle anderen Fans springen auf und ab, bis das Stadion wackelt. Es ist der vierte Juli. Die Hot Dogs schmecken scharf. Dem Fänger der Nats gelingt ein Homerun und es wird ein Feuerwerk gezündet.
    Nein, das ist kein Feuerwerk, das sind Schüsse, denkt Gerard, als er die kurzen Feuerstöße aus automatischen Waffen hört.
    Das Publikum fängt an zu schreien. Selbst die Spieler, kleine Punkte unten auf dem Feld, flüchten oder gehen zu Boden.
    Ich muss meine Kinder beschützen, denkt Gerard entsetzt und reißt die Augen auf. Der Traum hört auf, aber nicht die Schießerei.
    Die Schüsse kommen von draußen.
    Er ist hier, denkt Gerard und schnappt sich die Beretta.

28. KAPITEL
    12. Dezember. 1 Uhr. 45 Tage nach dem Ausbruch. 30 Sekunden vor dem Angriff.
    Als Sergeant im Irak und als Cop in Washington litt Gordon Dubbs vor jedem Einsatz unter Beklemmungen. Auch jetzt kann er sich nicht ganz dagegen wehren. An die kalte, feuchte Rückwand von Gail Hansens Haus gedrückt, dirigiert er seine Truppen mit Hilfe der Funkanlage, die er in einem Elektronikladen erbeutet hat, zu den Barrikaden an beiden Enden der Marion Street. Seine AK-47 hält er fest umklammert. Die Ergreifung der Geiseln, die in wenigen Sekunden bevorsteht, wird das Startsignal für den Angriff sein.
    Vor zehn Minuten ist im ganzen Nordwesten der Stadt der Strom ausgefallen. In Gails Garten einzudringen war ein Kinderspiel. Der Schnee liegt hier einen halben Meter hoch, aber er ist locker und weich.
    Neun … acht … sieben …
    Vor seinem geistigen Auge sieht er die Straße wie aus der Luft, die freigeschaufelten Wege zwischen den Häusern. Dubbs, Lester, Gish und Basil Prue sind bereit, auf die Straße zu stürmen und die Invasion zu befehligen. Er stellt sich vor, wie die reichen Säcke in ihren Betten liegen und friedlich schlafen.
    Hab ich an alles gedacht?
    Fünf … vier …
    Die werden sich wundern!
    Sein Puls fängt an zu rasen, aber nicht vor Angst, sondern durch den Adrenalinstoß. Gordon ist kein Feigling, dafür

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