Black Monday
her?«
»Tangier, eine französische Firma, ist eine der größten.«
»Frankreich«, sagte Hauser voller Genugtuung. Ihm schien die Möglichkeit zuzusagen, dass das Problem aus Frankreich kam.
»Dann noch Halliburton in Texas und Schlumberger, außerdem Cougar Energy Services in Nevada«, zählte Preston die riesigen multinationalen Energiekonzerne auf. »Aber auch Hunderte kleinerer Firmen weltweit produzieren Flüssigkeiten und liefern sie in die Ölfelder.«
Violet Pell warf Gerard einen feindseligen Blick zu. »Wollen Sie eine US-Firma beschuldigen, dass sie unsere eigenen Ölfelder verseucht?«
»Ich möchte nur darauf hinweisen, dass Unfälle vorkommen. Oder dass es vielleicht Forschungsprojekte gibt, von denen wir nichts wissen. Ich schlage vor, dass wir diese Firmen – und zwar alle – auf einen möglichen Zusammenhang überprüfen.«
»Welches Motiv sollte eine amerikanische Firma haben, unsere eigenen Vorräte zu dezimieren?«, fauchte Violet Pell. Sie war bei Exxon Mobil angestellt, ehe sie ihren Posten im Ministerium antrat.
»Lassen Sie uns nicht über Motive diskutieren«, erwiderte Gerard. »Das einzige Motiv einer Mikrobe besteht darin, am Leben zu bleiben und sich fortzupflanzen.«
Violet Pell wendete sich an alle Anwesenden: »Sollen wir unsere Zeit wirklich mit hirnrissigen Theorien verschwenden?«
»Nun ja«, sagte Osborne Preston ruhig, »Dr. Gerard könnte recht haben.«
Danach gab Hauser – ganz plötzlich kooperativ – dem FBI und dem Heimatschutzministerium Anweisung, ihre Ermittlungen in Bezug auf US-Firmen, Forschungsprogramme, Wissenschaftler und Forschungseinrichtungen, die mit solchen Flüssigkeiten zu tun haben, zu koordinieren.
»Stellen Sie ebenfalls Nachforschungen im Ausland an.«
»Sollte das nicht jemand vom CDC machen?«, fragte Gerard.
»Negativ«, antwortete Hauser. »Das kann Homeland Security übernehmen. Die sind für diese Art Ermittlungen ausgebildet.«
»Ach? Hat es schon einmal Probleme mit Mikroben dieser Art gegeben?«
»Kein Kompetenzgerangel«, beschied Hauser. »Die Sitzung ist beendet.«
Danach nahm er Gerard beiseite, bedankte sich bei ihm und entließ ihn offiziell aus den Diensten des Pentagons.
»Fahren Sie nach Hause. Kümmern Sie sich um Ihre Familie. Sie arbeiten jetzt für Colonel Novak. Ich bin sicher, dass Sie einen hervorragenden Fußsoldaten abgeben, Gerard. Das scheint doch Ihre Leidenschaft zu sein. Bazillen in Schützengräben aufzuspüren.«
Hauser schüttelte ihm fest die Hand. »Um Nevada und Texas werden sich fähige Leute kümmern. Sie werden Antworten erhalten.«
»Schicken Sie mich hin, Sir. Ich bin Feldforscher, kein Labortechniker.«
»Machen Sie das Beste aus Ihrer berühmten Intuition. Vielleicht hat ja Colonel Novak eine Verwendung dafür. Ich jedenfalls nicht, Gerard.«
Sein Herz schlägt schneller, als der U-Bahn-Aufzug die Straßenebene erreicht. Auf der normalerweise viel befahrenen Connecticut Avenue sind keine Verkehrsgeräusche zu hören. Als er ins Sonnenlicht tritt, wundert er sich, Les Higuera zu treffen, der neben einem Zeitungsautomaten wartet. Les, gestützt auf ein knallrotes Tandemfahrrad, wirkt pummelig in seinem babyblauen Trainingsanzug. Die Higueras haben sich das Tandem im vergangenen Jahr für Ausflüge in den Rock Creek Park gekauft. Ein kleines Transistorradio baumelt am Lenker.
Les grinst wie der Fahrer einer Limousine, der seinen lange erwarteten Fahrgast kommen sieht. Er hebt ein Schild mit der Aufschrift: GERARD.
Aber sein Lächeln erstirbt, als er die Worte des Nachrichtensprechers vernimmt. »Der Prince of Wales ist gestern Abend beim Absturz seines Hubschraubers in Schottland ums Leben gekommen. Ebenfalls bestätigt wurde eine Meldung, nach der der UN-Generalsekretär beim Absturz des Privatjets des saudiarabischen Königs ums Leben gekommen ist.«
Die gleißende Sonne wird von weißen Apartmenthäusern reflektiert. Es ist ein warmer Tag. Normalerweise hört Gerard auf der Connecticut Avenue während der Stoßzeit kein Vogelgezwitscher, aber heute schon. Ein einzelner Privatwagen fährt langsam vorbei, drinnen sitzen vier Männer in dunklen Anzügen.
»Weißt du was? Ich bin für unseren Sender nicht wichtig«, sagt Les, als Gerard auf den hinteren Sitz steigt. »Man hat mir gesagt, ich kann zu Hause bleiben.« Kurz darauf radeln sie die sechsspurige Connecticut Avenue entlang, vorbei an liegengebliebenen Autos und Bussen. »Nach deinem Anruf hat Marisa alle Nachbarn
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