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Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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verhaftet wegen meines Vergehens?
    »Meine Herren«, sagt der Fahrer strahlend. Also keine Polizisten. Beide Männer sind Anfang zwanzig, elegant gekleidet und tragen trotz des trüben Regenwetters Sonnenbrillen. Als Gerard sich zum Fenster hinunterbeugt, entdeckt er auf dem Rücksitz in Frischhaltefolie eingewickelte, dick belegte Sandwiches.
    Sie lassen den Motor laufen. Offenbar ist Spritvergeudung für sie kein Thema.
    Der Fahrer sagt: »Ziemlich nass da draußen, Leute. Wollen Sie nicht einsteigen und sich ein bisschen mit uns unterhalten? Haben Sie Hunger? Wollen Sie vielleicht ein Sandwich?«
    Blitzartig erfasst Gerard die Situation.
    Solche Szenen hat er in der Dritten Welt erlebt, allerdings saßen die Männer bei der SARS-Epidemie in Vietnam in einem Toyota mit Allradantrieb. In Rio Branco, Brasilien, haben sie ihn aus einem Landrover heraus angesprochen. Wollen Sie Medikamente kaufen? Brauchen Sie einen Schlafplatz? Oder Lebensmittel?
    Als klar ist, dass Gerard nicht einsteigen wird, wechselt der Fahrer zur nächsten Masche. »Mann, dieser Sergeant war doch ein richtiges Arschloch.«
    »Ich habe Sie nicht in der Turnhalle gesehen«, erwidert Gerard.
    »Diese bescheuerten Typen an der Lebensmittelausgabe, die spielen sich doch auf wie die Kings«, sagt der Mann.
    Gerard bleibt nah am Fenster stehen. Seine Faust schließt sich um eine Konservendose, ohne dass der Fahrer es bemerkt. Im Wageninnern kann er keine Waffen entdecken, trotzdem geht er davon aus, dass die Männer bewaffnet sind. Bob Cantoni hat mittlerweile auch eine Dose in der Hand.
    Der Fahrer sagt: »Also, dieser Ausweis muss ja wirklich was ganz Besonderes sein, wenn man damit Extrarationen kriegt.«
    »Wir wollten keine Extrarationen.«
    »Aber die haben geglaubt, Sie wollten welche, und Sie haben sie gekriegt.«
    »Die haben sich geirrt«, entgegnet Gerard und spürt die Verunsicherung hinter der grinsenden Fassade. Die beiden wollen herausfinden, wie wichtig er ist. Das verschafft ihm vorübergehend eine gewisse Sicherheit.
    »Wir müssen jetzt nach Hause«, sagt er. »Kommt, Leute.« Er richtet sich auf und macht sich auf den Weg durch den Regen, schlägt allerdings die falsche Richtung ein, während die Männer im Wagen ihm hinterhersehen.
    Les will irgendetwas über die Richtung sagen, aber Bob schneidet ihm das Wort ab. Sie gehen alle weiter.
    Doch der Wagen schließt zu ihnen auf und hält erneut.
    Der Fahrer steigt aus und stellt sich mit erhobenen Händen vor Gerard, um ihn aufzuhalten. Er lächelt immer noch. »Mensch, bei allen liegen die Nerven blank. Tut mir leid, wenn ich Sie beleidigt habe. Ich wollte Ihnen gerade erklären, dass ich einen Freund habe, der auch so einen Ausweis haben möchte, um sich damit Lebensmittel zu besorgen.«
    »Nein«, erwidert Gerard.
    »Ich meine nicht, dass Sie ihn uns einfach so geben sollen. Verkaufen Sie ihn, oder sagen Sie, was Sie dafür haben wollen. Mein Freund hat eine Menge Sachen. Steaks. Waffen. Sie brauchen es nur zu sagen. So einen Ausweis kann man kopieren und einen anderen Namen einsetzen. Meinetwegen können Sie das Original auch behalten, falls es Ihrer sein sollte. Kann ich ihn mal sehen?«
    »Es ist nicht meiner«, sagt Gerard.
    »Verscheißern Sie mich nicht«, fährt der Mann ihn an. »Sie wissen genau, dass Sie den Wisch nicht benutzen dürfen, um Lebensmittel abzuholen.«
    Gerard tritt so dicht an den Mann heran, dass er die Poren in seinem Gesicht erkennen kann. Fühlt sich vierundzwanzig Jahre zurückversetzt. Er steht in einer Gasse in Atlanta, seine Schläfen pochen. Er sagt: »Sie haben doch keinen blassen Schimmer, was ich machen darf und was nicht. Jetzt zeigen Sie mir mal schön Ihren Ausweis. Ich bin zwar nicht im Dienst, aber bei Ihnen mache ich eine Ausnahme.«
    Sie starren einander an. Es gießt in Strömen.
    Wenn er eine schnelle Bewegung macht, schlag ich sofort zu.
    Aber der Mann hebt nur resignierend die Arme, lächelt und gibt Gerard ein weißes Kärtchen mit einer daraufgekritzelten Telefonnummer.
    »Rufen Sie mich an, falls Sie sich's anders überlegen.«
    Gerard bedeutet seinen Freunden, sich nicht von der Stelle zu rühren, bis der Wagen um die Ecke verschwunden ist.
    »Gut gemacht«, sagt Bob voller Bewunderung.
    »Super Geschichte fürs Fernsehen«, strahlt Les. »Der Schwarzmarkt! Es geht schon los!«
    Dann fällt ihm wieder ein, dass er ja beurlaubt ist.
    »Alles wird den Bach runtergehen«, murmelt er.
    Gerard beobachtet die Ecke, um die der Wagen

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