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Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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gefordert hat, haben sich die Sendeanstalten gemeinsam zu einer Rotation ihrer Berichterstattung entschlossen. Ich wünsche Ihnen einen sicheren Tag, vor allem unseren Zuschauern in den von heftigen Stürmen heimgesuchten Rocky Mountains.«
    Die Speisekammer hat seit dem Tag, als sie das Haus gekauft haben, nicht mehr so trist ausgesehen. In den Regalen liegen neun folienverpackte PowerBars, eine Packung Makkaroni und ein halbes Dutzend Dosen grüne Bohnen, die Alice mitgebracht hat.
    Alice hat fast keine Herzmedikamente mehr.
    »Daddy?« Annie steht in eine Decke gehüllt in der Esszimmertür. »Kommst du heute mit mir in den Zoo?«
    »Sicher, Liebes. Nach der Schule.«
    »Das ist doch überhaupt keine richtige Schule. In der Kirche ist es eher wie in einer alten Landschule, wo alle Kinder in einem Raum sind. Mom unterrichtet Bruchrechnen für Drittklässler.«
    »Du kannst die Kleineren beruhigen, Liebes. Sie haben Respekt vor dir.«
    Annie kuschelt sich an ihn, derweil er sein Frühstück, bestehend aus einem Vanille-PowerBar, in heißem Wasser auflöst. Während Paulo mehr auf Distanz geht und Marisa sich mehr auf Einzelheiten konzentriert, wird Annie seit der unaufgeklärten Vergewaltigung ihrer Freundin immer kindlicher und bedürftiger.
    »Eins der Gepardenbabys ist gestern krank geworden, Daddy.«
    Marisa stellt die letzten Cornflakes vor Annie auf den Tisch, angerührt mit Leitungswasser.
    »Iss etwas, sonst wirst du auch noch krank.«
    Annies Augen füllen sich mit Tränen. »Und was ist, wenn das Kleine stirbt?«
    Nie spricht sie über die Ölkatastrophe, das knappe Essen oder die Vergewaltigung ihrer Freundin. Immer nur über die Gepardenbabys.
    »Wir kümmern uns heute darum, einverstanden?«, beruhigt Gerard sie.
    Ist es erst sechzehn Tage her, seit das Flugzeug auf dem Ingomar Place abgestürzt ist? Plötzlich muss er daran denken, dass man in Fort Detrick nachts spazieren gehen konnte. Es gab drei Mahlzeiten am Tag, außerdem Automaten mit Süßigkeiten, Medikamente und sogar DVDs mit Hollywoodfilmen.
    Wahrscheinlich ist das der Grund, warum so viele Leute sich in Dritte-Welt-Ländern der Armee anschließen. Um zu überleben.
    Es klingelt, dann wird die Haustür zugeschlagen. Bob Cantoni und Les Higuera stapfen durchnässt und streitend in die Küche.
    Les ereifert sich: »Die Kontrolle über die Lebensmittelversorgung durch die Regierung ist der erste Schritt zum Staatsstreich!«
    Er wird von Tag zu Tag nervöser, seit er bei ABC beurlaubt ist.
    »Hast du eine bessere Idee? Willst du vielleicht noch mehr Plünderungen?«, faucht Bob, der mittlerweile auch schneller die Ruhe verliert.
    In ihren Öljacken wirken Gerards Freunde eher wie Hummerfischer aus Massachusetts denn wie hohe Tiere aus der Hauptstadt.
    Übertrieben gut gelaunt trällert Marisa: »Nehmt euch auch einen PowerBar, Leute.«
    »Ich hab schon gefrühstückt«, lügt Les, obwohl sein Magen knurrt.
    Marisa bereitet dennoch beiden eine Portion.
    »Bis heute Abend haben wir wieder richtige Lebensmittel. Da könnten wir doch ein Thanksgiving-Abendessen für die ganze Straße organisieren!«, sagt sie.
    Gerard erledigt seinen morgendlichen Anruf bei Raines in Fort Detrick. Sein einziger Mitarbeiter wirkt deprimiert.
    »Der jüngste Versuch, die Pipelines zu desinfizieren, ist auch fehlgeschlagen«, sagt Raines.
     
    Gerard und seine Freunde machen sich mit zweirädrigen Einkaufstrolleys auf den Weg die Nebraska Avenue hinunter. Der Dauerregen lässt die Gullys überlaufen. Aus allen Häusern und Nebenstraßen strömen die Menschen, bewaffnet mit leeren Rucksäcken, Beuteln und Einkaufsrollern aller Art. Nachdem zwei Tage zuvor in Philadelphia bei der Lebensmittelverteilung Zehntausende Schlange standen, haben die Behörden angeordnet, dass jedem, der über gültige Vollmachten verfügt, auch die Rationen für Nachbarn ausgehändigt werden können.
    Les sagt: »Während der vergangenen Jahre habe ich bestimmt ein Dutzend Sendungen zum Thema ›Abhängigkeit vom Öl‹ produziert. Verstanden habe ich das Problem nie so richtig. Jedes verdammte System, das wir in diesem Land seit dem Ersten Weltkrieg hatten, ist vom Öl abhängig.«
    Aus der Ferne sind Sirenen zu hören, und am Himmel steht eine schwarze Rauchwolke.
    »Ich wette, dass schon wieder so ein transportabler Heizofen explodiert ist«, sagt Les. »Jede Nacht geht das so. Die müsste man verbieten.«
    Bob hakt sofort ein. »Und wie sollen die Leute dann heizen?«
    Als sie sich der

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