Black Monday
Befehl, eine Dienstreise anzutreten. Würde er ihnen die Wahrheit sagen, müssten sie ihn anzeigen, um sich nicht strafbar zu machen. Er wird nur ein paar Tage weg sein, verspricht er und hofft, während dieser Zeit zumindest eine kleine Chance zu haben, im Kampf gegen die Mikrobe einen Fortschritt zu erzielen. Ob sie sich während seiner Abwesenheit um Marisa und die Kinder kümmern können?
»Selbstverständlich«, sagt Richter Holmes. »Wir sind jetzt auf uns allein gestellt.«
Les pflichtet ihm bei. »Wir können die Katastrophe nicht auf Dauer von uns fernhalten. Eine ausbleibende Lebensmittellieferung oder ein gewalttätiger Aufstand, und wir sind verloren.«
»Fahren Sie nicht«, ruft Gail Hansen aufgebracht. »Man hat meine Galerie geplündert. Ich will nicht auch noch mein Haus verlieren. Wir brauchen hier jeden Mann, um den Block zu schützen. Warum brauchen die denn unbedingt Sie? Sie sind doch nur eine Einzelperson. Was glauben Sie denn, was Sie ausrichten können? Durch diese Einteilung in Zonen … die Leute werden zu Tieren werden. Melden Sie sich einfach krank.«
Chris Van Horne legt eine Hand an sein Ohr, als wäre er schwerhörig. »Vielleicht können wir morgen darüber reden …«
»Ich habe den Befehl, unverzüglich aufzubrechen«, lügt Gerard.
Es wird abgestimmt und entschieden, dass Gerard fahren soll. Außerdem wird beschlossen, von nun an die Streifengänge zu verdoppeln, die Rationen um zehn Prozent zu kürzen, und Bob Cantoni soll alle Erwachsenen im Umgang mit Handfeuerwaffen unterrichten.
»Ich bin stolz auf dich, Dad«, sagt Paulo, nachdem die Versammlung beendet ist. »Ich werde Mom und Annie beschützen. An mir kommt keiner vorbei.«
Er gibt sich tapfer und spielt den abgebrühten Teenager. Gerard fragt sich, ob er selbst sich wirklich weniger was vormacht als Paulo. Vielleicht ist die Cougar-Spur ja ein Holzweg. Es ist noch immer wahrscheinlicher, dass die Firma sauber ist. Aber Larch hat ihm schon vor langer Zeit beigebracht, sich nicht mit Wahrscheinlichkeiten zu begnügen, sondern lieber seiner Intuition zu vertrauen, auf die innere Stimme zu hören.
Gerard legt seine Uniform zurecht und bereitet sich innerlich auf sein unerlaubtes Entfernen vor.
Was ist, wenn Gail recht hat und ich unrecht?, denkt er. Dass er, falls man ihn schnappt und Hauser davon erfährt, nicht mehr nach Hause zurückkehren wird, hat er auch Marisa verschwiegen.
13. KAPITEL
21. November. Morgen. Dreißig Tage nach dem Ausbruch.
Gerard sieht aus, als würde er dazugehören. Aber der Schein trügt.
Es kommt auf das Überraschungsmoment an, denkt er.
Um acht ist er wieder in der U-Bahn, in frisch gebügelter Uniform, mit einer kleinen Reisetasche und einem Aktenkoffer, und fährt im Dreißig-Meilen-Tempo in die abgesperrte Zone der Hauptstadt. In wenigen Minuten wird er die Sperren erreichen, die neuerdings das Zentrum der Macht sichern. Wenn er es nicht schafft, sie zu passieren, ist sein Plan gescheitert, noch bevor er mit der Umsetzung beginnen kann.
Beim FBI hat er jemanden sagen hören, dass immer noch einige Flüge rausgehen. Damit ihre Ermittler überall hingelangen, wo es etwas zu ermitteln gibt.
Der Waggon ist brechend voll, trotz des neuen Gesetzes zur Zonenerrichtung. Aber die Stimmung ist angespannt. Die aufgeschnappten Gesprächsfetzen lassen keinen Zweifel daran, dass die Leute entschlossen sind, sich den Bestimmungen zu widersetzen. Die Not der Menschen ist deutlich spürbar. Alle versuchen, in die Zone A zu gelangen, in der Hoffnung, dort Lebensmittel, Jobs und Schutz zu finden.
Am besten, ich gebe mich als der aus, der ich bin, ein Arzt vom CDC mit einem wichtigen Auftrag. Falls ich es zu Cougar schaffe, werde ich behaupten, dass wir befürchten, die Mikrobe könne auf Menschen übergesprungen sein. Ich werde medizinische Fragen stellen. Anschließend werde ich die Produktionsanlagen auf Delta-3 überprüfen.
Im Aktenkoffer befindet sich seine Erste-Hilfe-Ausrüstung für Epidemien: Kanülen für Blutentnahmen und intravenöse Infusionen und stapelweise fingierte medizinische Fragebögen, die er sich in der vergangenen Nacht aus dem Internet ausgedruckt hat, bis um zwei Uhr der Strom ausfiel.
Die U-Bahn hält an der Station Cleveland Park, der letzte Halt vor der Pufferzone. Leute steigen ein, aber niemand steigt aus. Der Zug bleibt länger als gewöhnlich stehen. Plötzlich steigen bewaffnete Soldaten zu. Höflich, aber bestimmt, fordern sie alle Fahrgäste ohne
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