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Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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lang gezogenes, gequältes Heulen, nicht aus der U-Bahn oder dem Zoo, sondern aus einer anderen Richtung, es kommt von irgendwo hinter den verrammelten Geschäften in der Connecticut Avenue. Von den Hügeln, die zur Wisconsin Avenue hinaufsteigen. Einer Wohngegend.
    Ich dreh gleich durch, denkt er, als sich Annie losreißt. Er packt sie am Arm, bevor sie zum Zoo rennen kann. Sie fängt an, hysterisch zu schluchzen wegen der Gepardenbabys. Er macht ihr klar, dass es ihr ab jetzt verboten ist, in den Zoo zu gehen. Und zwar endgültig.
    Während er sie wegzerrt, hört er, wie zwei Polizisten sich lautstark unterhalten.
    »Gestern haben sie die Tierpfleger entlassen«, sagt einer, während Gerard auf dem Dach einer Reinigung einen Affen herumturnen sieht. »Wollen wir wetten, dass es einer von denen war?«
    »Ich würde den Panda fachmännisch zerlegen«, erwidert der andere. »Ein bisschen Knoblauch, ein bisschen Salz. Schmeckt bestimmt wie Hühnchen. Jetzt verstehe ich die Wilderer in Afrika. Die haben auch hungrige Kinder zu Hause.«
     
    Gerards Handy klingelt während der abendlichen Predigt, die Pastor Van Horne in St. Paul's abhält.
    »Es gibt vieles, für das wir dankbar sein sollten«, predigt Van Horne. »Unsere Familie, unsere Freunde, unser Zuhause.«
    »Hier spricht Jim Raines, Sir. Es gibt gute und schlechte Nachrichten.«
    Marisa stößt Gerard mit dem Ellbogen an und gibt ihm zu verstehen, dass er draußen telefonieren soll. Er geht hinaus auf die Kirchenstufen. Es ist kalt, Wolken ziehen auf. Die Predigt dröhnt durch ein offenes Fenster.
    »Wir können nur hoffen, dass der Präsident bei seiner Ansprache am späten Abend Fortschritte verkünden wird«, sagt Van Horne.
    »Es geht um Cougar«, sagt Raines, und Gerard kann seine Neugier kaum bremsen. »Ich habe hier Protokolle von Jugendgerichtsakten von Elk Valley, Nevada, aus dem Jahre 2001. Zwei sechzehnjährige Burschen wurden festgenommen, weil sie innerhalb eines Monats dreimal in die Labors eingebrochen sind und Teile der Einrichtung gestohlen haben. Außerdem haben sie Graffiti an die Wände gesprüht. Genitalien und Hakenkreuze.«
    »Glauben Sie, die Jungs haben was mit Delta-3 zu tun?«, fragt Gerard.
    »Ach was. Einer der beiden studiert mittlerweile in Yale. Der andere ist bei einem Autounfall umgekommen. Den Studenten habe ich zu Hause bei seinen Eltern erreicht. Er meinte, das Sicherheitssystem sei ein Witz gewesen. Jeder hätte da reinkommen können.«
    Gerard holt tief Luft. Drei Männer reiten auf Pferden über die Connecticut Avenue. Keine Polizisten, sondern zivile Reiter, die ersten, die er in der Innenstadt entdeckt.
    Ob das ein Gewehr ist über der Schulter des einen? Schwer zu sagen.
    Danach erblickt er die Silhouette einer Frau, die auf der Connecticut Avenue aus Richtung Marion Street zur Hausnummer 5110 unterwegs ist. Ist das etwa Gail?, fragt er sich. Aber das kann nicht sein. Was sollte sie dort wollen?
    Als Raines weiterspricht, vergisst er die Frau wieder. »Noch mal zu Nevada. Sie wollten doch wissen, ob es Prozesse von Seiten verärgerter Angestellter gegeben hat. Also, was Cougar betrifft, finden sich Klageschriften en masse. Grundlose Kündigungen. Geschlechterdiskriminierung. Nicht ausgezahlte Prämien.«
    Gerard spürt, wie sein Blutdruck steigt.
    »Das heißt also, mangelnde Sicherheitsvorkehrungen im Labor und Angestellte, die im Clinch mit der Firma liegen. Hat das Labor Genforschung betrieben?«
    »Nein, aber sie haben danach geforscht, wie sich Bakterien in Ölquellen abtöten lassen und wie man Pipelines sauber hält. Läutet was?«
    Gerard kann Raines' Grinsen regelrecht durchs Telefon spüren.
    »Hat das FBI das nicht untersucht?«
    »Doch. Die machen nie Fehler. Ich habe volles Vertrauen in unsere Jungs, vor allem wenn sie nur ein paar Tage auf komplizierte Ermittlungen verwenden.«
    »Okay, als Nächstes sollten Sie –«
    »Moment noch, Sir, ich habe Ihnen noch gar nicht die schlechte Nachricht erzählt. Wir wurden angewiesen, die Finger von Cougar zu lassen. Irgendein hohes Tier muss sich beschwert haben. Ich habe einen Anruf von ganz oben erhalten.«
    Gerard atmet hörbar aus. »Vertuschung?«
    »Vielleicht fühlen sie sich auch nur genervt. Egal wie, Cougar hat jetzt einen Freibrief. Wir haben die Anordnung, die Firma nicht weiter zu belästigen.«
    Gerard wird wütend. »Belästigen?«, wiederholt er. »Bei jedem Ausbruch einer Epidemie muss ich mir denselben Schwachsinn anhören. ›Wir haben alles unter

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