Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
Vom Netzwerk:
entscheiden, welche Anlagen auf Kontamination überprüft werden müssen und welche wir auslassen können. Diese Entscheidung hängt natürlich davon ab, was wir jeweils vorfinden.«
    »Ich wollte Ihre Absichten nicht anzweifeln.«
    Gerard schenkt ihm ein Lächeln, das sagt: Und ob Sie das wollten.
    »Bitte, erläutern Sie mir genauer, worum es sich bei Ihren Projekten in Bezug auf ›Reinigungsbakterien‹ handelt.«
    »Bakterien produzieren Sulfate, die in Öl die Entstehung von Säuren verursachen, die wiederum die Pipelines angreifen. Langkettige Paraffine im Rohöl bilden Ablagerungen, die den Durchfluss in den Pipelines verringern. Wir arbeiten an der Entwicklung von Bakterien, die unter extremen Bedingungen überleben und die Paraffinablagerungen auflösen können.«
    Wie Dr. Frankenstein, nur auf dem Gebiet der Bakterien. Könnte eine dieser Mikroben mutiert sein? Oder einen ungewollten Nebeneffekt mit sich bringen?
    Dr. Varunisakera sagt: »Mit Hilfe von hitzeresistenten anaerobischen Bakterien ist es uns in Nigeria gelungen, die Förderung von Rohöl um vierundzwanzig Prozent zu steigern. Wir haben die Genome von mehr als 253 Bakterienstämmen sequenziert, die möglicherweise dazu beitragen können, die Kontamination zu vermindern.«
    Mein Gott! Delta-3 ist hitzeresistent!
    »Mikroben werden außerdem benutzt, um Ölteppiche und Bohrschmand zu bekämpfen, der in Raffinerien entsteht. Der bei Cougar entwickelte Bakterienstamm CLEANUP-3 hat dabei mitgeholfen, Hunderttausende Tonnen Ölabfälle zu vernichten.«
    Stolz fugt Dr. Varunisakera hinzu: »Ich zeige Ihnen die Labors, während wir auf den Ausdruck warten, um den Sie gebeten haben – die Liste mit den Namen und Adressen unserer Mitarbeiter. Sprechen Sie mit meinen Mitarbeitern. Vielleicht erinnert der eine oder andere sich an Dinge, die mir entfallen sind.«
     
    Der »Kriegsmonitor«, wie Varunisakera sich ausdrückt, ist ein riesiger Bildschirm an der hinteren Wand des Labors. Die Mercator-Weltkarte, die darauf zu sehen ist, ähnelt derjenigen, die Gerard im Pentagon gesehen hat, bis auf einen entscheidenden Unterschied: Es sind ausschließlich Orte eingezeichnet, an denen Cougar tätig ist.
    Gerard betrachtet das an das Kapillarsystem erinnernde Netzwerk aus roten Ölpipelines, grünen Gaspipelines und violetten Bohrtürmen, die die Ölfelder darstellen. Dunkelblaue Fässer kennzeichnen die Raffinerien.
    Von Kalifornien bis Kasachstan, von Louisiana bis Liberia blinken rote Lämpchen zur Markierung der kontaminierten Ölquellen, mit denen Cougar zu tun hat.
    Gerard beginnt mit der Analyse. Als Raines seine Überprüfung durchgeführt hat, waren 42 Prozent der Cougar-Felder infiziert. Inzwischen ist ein sprunghafter Anstieg auf mindestens 80 Prozent zu erkennen. Haben die FBI-Leute das übersehen oder einfach ignoriert? Oder führen sie immer noch im Hintergrund Ermittlungen durch?
    Dr. Varunisakera reißt ihn aus seinen Gedanken. »Fast jeder hier hat Angehörige in betroffenen Gebieten.«
    Gerard lässt seinen Blick durch den Raum schweifen. Helle Neonröhren über den Labortischen. Laboranten in weißen Kitteln. Grinder. Inkubatoren. Die Hochleistungsrechner und Sequencer entsprechen dem Standard an großen Universitäten.
    Aber die Leute, die hier arbeiten, wirken konzentrierter. Daran, wie leise sie miteinander reden und dass sie keinerlei Neugier für den Besucher zeigen, spürt man die Dringlichkeit ihrer Bemühungen. Auf Fotos an Korkwänden sind Kinder, Ehepartner, Haustiere und Eltern zu sehen.
    »Die Proben sind hier drüben«, sagt Varunisakera und zeigt auf bis unter die Decke reichende Glasschränke, in denen zahllose Petrischalen mit gelben und schwarzen Flüssigkeiten aufgereiht sind. »Die stammen aus kontaminierten Ölquellen, aber inzwischen ist es nahezu unmöglich, weitere Proben hierherzuschaffen. Durch die Sequenzierung haben wir einige Informationen gewonnen, aber es reicht noch nicht.«
    Das müssen mindestens tausend Proben sein.
    An einem Labortisch überträgt ein Mann mit einer Baseballkappe der Boston Red Sox mittels einer Pipette Flüssigkeit von einer Schale in ein Teströhrchen.
    Varunisakera erklärt: »Bei der gezielten Mutagenese wissen wir zwar, wo genau sich ein Gen in einer bestimmten Sequenz befindet, aber nicht, was es eigentlich tut. Wir inaktivieren es chemisch. Das machen wir Gen für Gen. Nach jedem Schritt überprüfen wir, ob der Mikroorganismus das Öl immer noch zersetzt. Wenn ja, inaktivieren wir das

Weitere Kostenlose Bücher