Black Monday
überträgt, Dr. Gerard?«, fragt er fassungslos.
»Das zu behaupten wäre verfrüht. Betrachten Sie meinen Besuch als eine reine Routinemaßnahme. Ich möchte lediglich feststellen, ob möglicherweise Symptome vorliegen.«
Gerard lächelt gespielt beschwichtigend – als bestünde tatsächlich die Gefahr einer Ansteckung bei Cougar – und konzentriert sich auf den Mann hinter seinem Schreibtisch. Er muss die Bilder von den Aufständen in der Stadt, von den Toten auf dem Boulevard, von den schießenden Soldaten beiseiteschieben. Und seine Strategie improvisieren.
Ich werde Blut-, Gewebe- und Urinproben entnehmen. Dann werde ich die Ölförderflüssigkeiten, die sie herstellen, untersuchen und mir ihre Tanks, die Labors und die Fabrik genau ansehen. Aber dafür brauche ich Zeit.
Der makellos gekleidete und gepflegte Dr. Varunisakera ist klein, um die vierzig und stammt aus Südostasien, nach den Fotos zu urteilen, die in silbernen Rahmen auf seinem überdimensionierten Schreibtisch stehen. Auf einem sieht man einen alten Mann mit einem dieser typischen konischen Hüte, wie er einen Wasserbüffel an einem Seil führt. Auf einem anderen einen jüngeren Mann mit Dr. Varunisakeras grauen Augen und ausgeprägten Wangenknochen in einem weißen Arztkittel. Außerdem jede Menge Schnappschüsse von Varunisakera mit Frau und zwei Töchtern am Grand Canyon, in Disneyland, im Glacier National Park und in den Everglades.
Je mehr Angst er hat, umso besser wird er kooperieren.
»Dass das CDC bei Laboranten Hautausschläge gefunden hat, kann auch Zufall sein. Wir überprüfen sämtliche Ölfirmen und solche, die Flüssigkeiten für die Erdölförderung herstellen«, lügt Gerard. »Vorerst besteht noch kein Grund, in Panik zu geraten.«
Er setzt das einstudierte Bürokratenlächeln auf, das garantiert einschüchtert.
»Ich werde Sie, so gut ich kann, unterstützen«, sagt Varunisakera, dann fügt er etwas hinzu, was Gerard Schuldgefühle bereitet: »Ich wohne in einer A-Zone. Meine Frau und meine Kinder leider nicht.«
Von einem bestimmten Punkt an funktioniert eine Täuschung entweder von allein, oder sie fliegt auf. Gerards Dienstausweis hat bei Cougar Wunder gewirkt. Er hat die Sicherheitskontrollen problemlos passiert, musste dann jedoch zwei Stunden auf Dr. Varunisakera warten, der gerade in der Stadt zu tun hatte. Der Leiter der Forschungsabteilung für Ölförderflüssigkeiten bei Cougar ließ alle Arbeit liegen, um sich mit Gerard zu unterhalten.
»Sie werden sicherlich mit meinen Mitarbeitern reden wollen«, sagt er.
»Selbstverständlich.«
»Diese Ausgeburt zu bekämpfen hat bei uns höchste Priorität. Wir arbeiten zurzeit an nichts anderem.«
Was bedeutet, dass die Bakterie bereits hier ist. Wie also finde ich heraus, ob sie hier ihren Ursprung hat oder nicht?
Gerard sagt: »Ich werde mit ein paar Standardfragen anfangen, die die Mikrobiologen vom FBI Ihnen womöglich bereits gestellt haben. Ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus. Meiner Erfahrung nach lohnt es sich manchmal, noch einmal ganz von vorn anzufangen. Antworten können unterschiedlich ausfallen.«
Varunisakera zeigt Verständnis. »Ehrlich gesagt, Dr. Gerard, hat es mich gewundert, dass die FBI-Leute so schnell fertig waren. Die schienen viel mehr daran interessiert zu sein, irgendwelche Verbindungen zu Terrororganisationen zu finden. Ich kann mich an keinen Mikrobiologen unter ihnen erinnern, es schienen alles Ermittler zu sein.«
Typisch, denkt Gerard angewidert. »Geben Sie mir doch bitte einen kurzen Überblick über Ihre Arbeit an Flüssigkeiten und Bakteriziden.«
»Wie gesagt, unsere regulären Projekte wurden gestoppt. Aber normalerweise suchen wir nach preiswerten Möglichkeiten, diejenigen Bakterien zu vernichten, die die Ölmaschinerie schädigen. Wir arbeiten an Chemikalien und Bioremediation, an Mikroorganismen, die organische Verbindungen mit Hilfe von Enzymen zersetzen … Ist es das, wofür Sie sich interessieren?«
Gerard nickt und macht sich Notizen, um sich später noch einmal mit dem Thema zu beschäftigen.
»Wir arbeiten mit rekombinanter DNA«, fügt Varunisakera hinzu, »um Organismen zu verbessern, die gegen Korrosion verursachende Bakterien einsetzbar sind. Unter Benutzung von Plasmiden als Träger injizieren wir genetisches Material in Zielzellen, um festzustellen, ob sich die Bakterien abtöten lassen.«
»Klingt faszinierend.«
»Früher, also vor meiner Zeit, hat die Firma auch mit kontaktinduzierter
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