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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Zeit lang, während Dad und ich unser Gespräch fortsetzten, |363| war ich mir überhaupt nicht mehr bewusst, worüber wir eigentlich sprachen. Ich war tief in mir versunken und dachte – ohne zu denken – an andere Dinge. Meine Gedanken waren roh und schwarz.
    Pauly.
    Pulver.
    Wieso?
    Handy.
    Wann?
    Wer?
    Stella.
    Nackt.
    Körper.
    Tot.
    Stella.
    Nackt.
    Körper.
    Tot.
    Kaninchen.
    Kiesel.
    Raymond.
    Tot.

    Ich weiß nicht, was mich zurückkommen ließ, doch als ich wieder da war – plötzlich auftauchte, mit schwerem, dumpfem Kopf –, sprach Dad noch immer mit mir, allerdings hatte ich keine Ahnung, worüber.
    »... und als ich das in das CC A-System eingegeben habe«, sagte er gerade, »fand ich drei Fälle, die ähnlich gelagert sind, und noch ein paar weitere, bei denen sich eine genauere Überprüfung lohnte.«
    |364| »Wie bitte?«
    Er sah mich an. »Was ist?«
    »Ich war einen Moment abwesend. Was ist CCA?«
    »Das habe ich dir doch gerade erklärt. Hast du mir nicht zugehört?«
    »Tut mir leid«, sagte ich mit einem Lächeln. »Ich muss irgendwie abgedriftet sein oder so...«
    »Vielleicht ist es besser, du schläfst erst mal ein bisschen«, antwortete er und sah mich besorgt an. »Ich kann dir das alles auch morgen früh erzählen.«
    »Nein, ist schon in Ordnung. Ich bin nicht müde. Ich war nur nicht bei der Sache, das ist alles.« Ich lächelte ihn wieder an. »Jetzt hör ich dir zu.«
    »Okay«, sagte er. »Erinnerst du dich an das, was ich dir über den PNC erzählt habe?«
    »Den was?«
    »PNC. Police National Computer, unseren landesweiten Polizeicomputer.« Dad sah in mein leeres Gesicht und seufzte. »Dann fang ich am besten noch mal von vorn an?«
    »Bitte.«
    Und schließlich hörte ich ihn erklären, wie er am Nachmittag ins Büro gegangen war und der Kriminaloberkommissar ihn in einen abgelegenen Raum auf einer anderen Etage geschickt hatte, um ihn von der Ermittlung des Falls fernzuhalten, und wie er dort den ganzen Morgen damit zugebracht hatte, sich durch Aktenordner zu lesen und Daten in Computerverzeichnisse zu übertragen, bis ihn nach einer Weile so sehr die Langeweile überkam, dass er sich in den landesweiten Polizeicomputer einloggte und anfing, ein bisschen herumzusurfen.
    »Ich habe eigentlich gar nicht bewusst nach etwas über |365| diese ganze Geschichte gesucht«, erzählte er mir. »Aber wahrscheinlich hatte ich trotzdem irgendwas in der Art im Hinterkopf und ich dachte, es kann ja nicht schaden, mal ein paar Sachen durchzuchecken. Also schaute ich nach, ob ich im CC A-System Übereinstimmungen mit unserem Fall hier fände.« Er sah mich an. »CCA steht für Comparative Case Analysis. Das CC A-System ist eine nationale Datenbank, die dazu dient, Fälle mit ähnlicher Struktur zu vergleichen und zu analysieren.«
    »Du meinst zum Beispiel bei Serienmördern?«
    Er nickte. »Serienmördern, Serienverbrechern ... Es ist vor allem nützlich, wenn man versucht, bestimmte Muster von Fällen zu finden, die in unterschiedlichen Teilen des Landes begangen wurden.«
    »Aber das ist hier doch –«
    »Nein, ich weiß, dieser Fall
klingt
ganz und gar nicht so, aber wie ich schon sagte, ich wollte einfach bloß schauen, ob ich vielleicht etwas fände.«
    »Und, hast du?«
    Er runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht... da gibt es schon etwas, aber ich weiß nicht, ob es von Bedeutung ist. Verstehst du, das System funktioniert über die Analyse bestimmter Aspekte eines Verbrechens und untersucht, ob sie mit den entscheidenden Merkmalen anderer Verbrechen übereinstimmen. Das Problem in diesem Fall ist nur, dass die meisten Identifizierungsmerkmale zu allgemein sind, um weiterzuhelfen.«
    »Was heißt das?«
    »Nun ja, ich wusste, wenn ich sehr allgemeine Schlüsselbegriffe eingeben würde – so was wie
vermisster Teenager, Entführung
oder
Mord
–, bekäme ich buchstäblich Tausende |366| Übereinstimmungen, also war klar, dass ich etwas suchen musste, um die Fälle einzugrenzen. Ich habe alles ausprobiert, was mir einfiel – Tageszeit, Jahreszeit... Altersgruppe, Stadt, Region... ich habe sogar Dinge eingegeben wie
Fluss, Kaninchen, Fernsehstar
–, doch nichts davon hat mich richtig weitergebracht. Erst als ich den Tatort noch weiter eingrenzte, fand ich etwas.« Dad sah mich an. »In den letzten vier Jahren wurden vierzehn Jugendliche nach dem Besuch einer Kirmes als vermisst gemeldet.«
    »Vierzehn?«
    Er nickte. »Fünf davon kehrten später doch noch zurück oder es wurde im

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