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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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war? Würde ich wissen, wer
sie
waren? Und was, wenn eine der Nummern Stella gehörte und jemand herausfand, dass ich sie angerufen hatte? Wie sollte ich das erklären?
    Andererseits, wenn ich die Nummern
nicht
anrief...
    Ich starrte das Handy an, leerte meinen Kopf und drückte auf die Kurzwahl für
BIT
.

    Die Verbindung summte einen Moment, dann zischte es und schließlich war sie tot. Nichts. Kein Ton, keine Nachricht, kein Garnichts. Vollkommen tot.
    Als Nächstes versuchte ich
AMO
und diesmal bekam ich eine automatische Ansage:
Die gewählte Nummer ist zurzeit nicht erreichbar. Bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt oder senden Sie eine SMS.
    Ich beendete die Verbindung und drückte die Kurzwahl für
PYG
. Das Handy wählte, das Freizeichen ertönte und nach ein paar Sekunden hörte ich Paulys Stimme im Ohr. »Eric? Bist du das?«
    Ich sagte nichts.
    »Eric?«, fragte Pauly.
    Ich beendete die Verbindung und klappte das Handy zu.
    Pauly klang besorgt.
    Er klang kleinlaut.
    |375| Er klang ein bisschen wie Raymond.
    Und ich hasste ihn dafür. Wie konnte er es
wagen
, mich an Raymond zu erinnern? Er war Pauly Gilpin, ein hinterhältiges Stück Scheiße, ein durchtriebenes kleines Arschloch, das sich um niemanden scherte außer sich selbst. Er benutzte Leute, er missbrauchte Leute... er tat Leuten Drogen in ihre Getränke. Er war Pauly
Gilpin
, Scheiße noch mal. Wie konnte ausgerechnet er mich an Raymond erinnern?
    Es war obszön.
    Aber es war wahr.
    Und das tat weh. Denn es brachte mich dazu, dass ich spürte, wie sehr ich Raymond vermisste und wie sehr ich wollte, dass er genau jetzt hier wäre. Wenn er nur hier wäre, mit mir in diesem Zimmer säße... Ich könnte mit ihm reden. Ich könnte ihm vertrauen. Ich könnte ihm alles erzählen, was ich sonst niemandem erzählen konnte...
    Aber er war nicht hier.
    Das wusste ich.
    Und als ich die Augen vor der flüsternden Dunkelheit schloss, wusste ich auch, dass sein Geist nicht hier war. Geister gibt es nicht. Die Geister, die mich heimsuchten, waren chemische Geister – Halluzinationen, Flashbacks... ich
wusste
das. Aber ich wusste auch, dass ich am Freitag Black Rabbits Stimme gehört hatte. In Raymonds Garten. Ich hatte eine lautlose Bewegung gespürt und nach unten auf meine Füße geschaut, wo Black Rabbit an mir vorbei in seinen Stall zurückgehoppelt war...
    Pass auf. Geh nicht.
    Ich hatte versucht mich zu überzeugen, dass ich es nicht gehört hatte, aber ich hatte es gehört. Und das war am
Freitag
gewesen. Noch vor der Kirmes, noch vor der Hütte, noch bevor |376| ich irgendwelchen Psycho-Tequila getrunken hatte.
    Und das ergab keinen Sinn.
    Wie konnte ich halluzinieren,
bevor
ich die Drogen genommen hatte?
    Es sei denn...?
    Nein, es gab kein
Es sei denn
.
    Ich hatte Black Rabbits Stimme am Freitag gehört.
    Pass auf. Geh nicht.
    Und noch einmal am Sonntag.
    Bring mich nach Hause
...
bring mich nach Hause
...
    Und am Montag...
    Oder war es Dienstag gewesen?
    Es spielt keine Rolle.
    Und jetzt...
    In dem Schweigen meines Kopfs hörte ich es von Neuem.
    Du weißt, wer Bescheid weiß
...
    Meine Haut kribbelte.
    Du weißt es.
    Ich musste die Augen nicht öffnen, um zu wissen, dass das Porzellankaninchen mich ansah. Ich spürte seine schwarzen Augen in der Dunkelheit, die leuchteten wie Lichtmomente, wie traurig gewordene Sterne...
    Die Mutter weiß Bescheid.
    »Welche Mutter?«, hauchte ich.
    Sieh ihre dunklen Augen, die weiße Haut
...
sie weiß es.
    »Wer weiß es?«
    Du magst Tiere, sie geben dir ein gutes Gefühl. Sie zeichnet mich auf den schwarzen Tisch, um ihm zu zeigen, dass sie ihn kennt. Du weißt, wer Bescheid weiß
...
    »Die Wahrsagerin?«
    Sie weiß es.

    |377| Es muss irgendwann gegen Mitternacht gewesen sein, als ich mich auf Zehenspitzen nach unten stahl, die Haustür öffnete und hinaus in die Dunkelheit schlich. Das Licht im Schlafzimmer von Mum und Dad war aus, also nahm ich an, sie schliefen, aber ich wollte kein Risiko eingehen. Deshalb hatte ich mein Handy abgestellt – und Erics auch – und versuchte so leise wie möglich zu sein, bis ich das vordere Tor geöffnet hatte und hinaus auf die Straße getreten war.
    Ich schaute nicht zurück, um zu sehen, ob Polizei oben am Ende der Straße stand, sondern wandte mich nach links und lief schnellen Schrittes in die entgegengesetzte Richtung, in der Hoffnung, völlig normal zu wirken. Ich schlich mich nicht aus dem Haus, ich folgte nicht dem Rat eines schwarzen

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