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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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okay? Du hättest den Typen echt gern und würdest alles Mögliche mit ihm tun, du weißt schon, Sachen, die du noch mit keinem andern getan hast, aber plötzlich geht der Typ hin, tut was echt Beschissenes und sorgt dafür, dass du dir durch und durch hässlich, dumm und peinlich vorkommst. Kannst du mir folgen?«
    »Ja...«, sagt Pauly zögernd.
    »Okay. Dann eines Tages, ungefähr ein Jahr nachdem der Typ dein Leben ruiniert hat, siehst du ihn etwas tun, das er vor aller Welt geheim halten will.«
    »Zum Beispiel?«
    »Oh, keine Ahnung«, sagt Stella und wirft Wes einen gemeinen Blick zu. »Sagen wir, du erwischst ihn in einem Abstellraum im Keller des Schultheaters, ihn und diesen andern Jungen. Und sie machen etwas, das du echt nicht für
möglich
hältst. Zufällig hast du aber dein Handy dabei und du
musst
ganz einfach ein Foto schießen –«
    »Ist gut, Stella«, sagt Eric leise. »Mehr muss er nicht wissen.«
    |439| »Denn die Sache ist so«, fährt Stella fort, »nicht
was
er treibt, will der Typ geheim halten..., sondern
mit wem
er es treibt.« Sie starrt jetzt Wes an. »Weißt du, der andere Typ ist nämlich keine
Theaterschwuchtel
, nein. Der ist echt hart, von der
Straße
. Kann sich nicht ausdrücken, ist dumm wie Scheiße. Tut Leuten gern weh –«
    »Stimmt genau«, sagt Wes.
    »Er ist peinlich.« Sie sieht Eric an. »Du schämst dich für ihn.«
    »Ich
schäme
mich überhaupt nicht«, sagt Eric. »Es ist nur –«
    »Na ja, egal«, sagt Stella zu Pauly, »wie würdest du dich fühlen, wenn du der Typ wärst und hättest diese heimliche Schande jahrelang versteckt... und der andere Typ will übrigens auch nicht, dass irgendwer davon weiß, weil das seinen Ruf ruinieren würde. Also leben beide dasselbe heimliche Leben und schleichen rum wie zwei geile alte Böcke. Aber dann plötzlich kriegt einer von ihnen einen Anruf von diesem netten kleinen Mädchen von vor vielen Jahren, nur dass sie jetzt nicht mehr so nett ist. Und auch nicht mehr so klein. Sie ist jetzt reich und berühmt, sie kann tun, was sie will. Und sie sagt diesem Typen, sie möchte, dass er für sie was macht. Und er fragt: Was? Und sie sagt: Ich will, dass du mich entführst.«
    »Wir sind da«, sagt Eric.
    Pauly schaut aus dem Autofenster und sieht, dass sie die Recreation Road entlangfahren, und jetzt bremst Wes ab, schaltet die Scheinwerfer aus und sie biegen nach links ein, auf einen abschüssigen Schlaglochweg, der am Haupteingang zur alten Fabrik vorbeiführt.
    »Wohin fahren wir?«, fragt Pauly.
    |440| Niemand antwortet.
    Er starrt durch die Scheibe auf die dunklen Silhouetten von Türmen und Schornsteinen und bröselnden Lagerhallen. Lampen leuchten auf dem Parkplatz am Haupteingang, aber der liegt jetzt schon hinter ihnen, und als sie weiter den schmalen Weg hinabfahren, verschwimmt nach und nach alles zu einer trüben, schäbigen Finsternis. Die verlassenen Gebäude, die schmalen Pfade, die rostigen Kolosse uralter Maschinen... alles liegt da, leblos und stumm wie ein riesiger schwarzer Kadaver aus Eisen und Stein.
    »Da drüben«, sagt Eric zu Wes und deutet durch die Scheibe.
    Wes lässt den Wagen über einen grasbedeckten Streifen Brachfeld poltern und dann rollen sie über ein Betonkarree auf ein Wirrwarr farbloser Backsteingebäude mit verrosteten Blechdächern zu. Hinter den Gebäuden ragen schemenhaft Baumspitzen in den schwarzen Himmel. Pauly hat jetzt die Orientierung verloren, doch er überlegt, ob es nicht die Bäume sind, die die Böschung am Drecksweg säumen.
    Wes steuert den Wagen um einen Haufen alter Reifen herum und hält an. Er schaltet den Motor ab.
    Die Stille ist jetzt vollkommen.
    Eric öffnet die Tür und steigt aus.
    Wes folgt ihm.
    Stella sieht Pauly an. »Ich wette, du wärst jetzt lieber woanders, stimmt’s?«
    Pauly grinst sie an.
    Es gibt keinen Ort, an dem er lieber wäre.

    Als sie durch die Dunkelheit auf die Gebäude zugehen, fangen Stella und Eric wegen irgendwas an zu streiten, wobei sie |441| instinktiv flüstern. Wes schüttelt den Kopf und lässt sie allein. Pauly schiebt sich neben ihn und bietet ihm einen Schluck von einer Flasche an, die er aus seiner Tasche zieht.
    »Was ist das?«, fragt Wes.
    »Wodka mit Schuss.«
    »Was für ’n Schuss?«
    Pauly grinst. »Ist vielleicht ein bisschen Juice drin.«
    Wes schüttelt den Kopf. »Vollidiot.«
    Pauly sagt: »Hab auch Koks dabei, wenn du willst.«
    Wes antwortet nicht.
    Pauly zuckt die Schultern und nimmt einen Schluck aus der

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