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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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mit meinem Dad gesprochen«, sagte ich. »Er weiß, wo ich bin, er hat die Polizei angerufen, in ein paar Minuten sind sie hier –«
    »Ja?«, sagte Campbell, schnappte sich das Handy und warf einen Blick auf das Display. Er drückte ein paar Tasten, starrte einen Moment auf das Bild, dann sah er mich wieder an und grinste. »Kein Signal«, sagte er. »Kein Anruf bei Daddy.« Er zertrümmerte das Handy und warf es auf das Brachfeld. »Und jetzt gib mir Erics Handy.«
    »Ich hab’s nicht dabei. Hab ich zu Hause gelassen...«
    |464| Campbell trat auf mich zu, packte mich an den Schultern und hakte seinen Fuß hinten um mein Bein. Ein kurzer Stoß gegen die Brust und ich lag mit dem Rücken flach auf dem Boden. Campbell stellte seinen Fuß auf meine Brust und hielt mich unten.
    »Eric«, sagte er. »Komm her.«
    Eric kam herüber.
    »Durchsuch seine Taschen«, wies Campbell ihn an.
    Als sich Eric neben mich hockte und anfing, meine Hosentaschen zu durchwühlen, starrte ich ihn schweigend an und versuchte Augenkontakt aufzunehmen, doch er schaute weg.
    »Ich weiß, was passiert ist, Eric«, sagte ich leise. »Ich weiß, dass es ein Unfall war –«
    »Halt die Klappe«, forderte Campbell mich auf und presste mir den Fuß gegen die Brust.
    Ich schwieg, lag still und versuchte wieder Luft in die Lunge zu kriegen. Eric wühlte weiter in meinen Taschen herum.
    »Nichts«, sagte er nach einer Weile.
    »Sicher?«, fragte Campbell nach.
    Eric nickte. »Er hat’s nicht dabei.«
    »Vielleicht hat er es irgendwo weggeworfen?«
    Eric warf einen Blick die Böschung hinauf. »Wir haben aber keine Zeit, da oben zu suchen. Es kann überall sein...«
    »Okay«, sagte Campbell. »Fürs Erste müssen wir’s dabei belassen.« Er sah Eric an. »Scheiße, wenn du getan hättest, was ich dir gesagt hab –«
    »Ja, hab ich aber nicht.«
    »Das Einzige, was du hättest tun sollen, war –«
    »Ich weiß, was ich hätte tun
sollen
, Wes. Du musst es nicht |465| immer wieder breittreten.« Er stand auf. »Macht doch jetzt keinen Unterschied mehr, oder?«
    »Wohl nicht.« Campbell nahm seinen Fuß von meiner Brust und schaute auf mich herab. »Steh auf.«
    Ich stand auf. Er holte sein Messer heraus, packte mich am Arm und zog mich von der Böschung runter.
    »Warte da«, sagte er zu mir. Er wandte sich zu Eric um. »Du zuerst.«
    Eric ging den Weg entlang in Richtung St Leonard’s Road. Campbell versetzte mir einen Stoß in den Rücken, ich stolperte nach vorn und folgte Eric.
    »Ich bin direkt hinter dir«, flüsterte Campbell und ich spürte seinen Atem im Nacken. »Wenn du abhauen willst, in Ordnung. Schau mal, wie weit du kommst mit einem Teppichmesser hinten im Kopf.«
    Ich sagte nichts, sondern lief nur weiter und folgte Eric so vorsichtig wie möglich den Weg entlang. Ich vermied es, mir vorzustellen, was das wohl für ein Gefühl wäre, ein Messer im Kopf stecken zu haben, doch je mehr ich mich anstrengte, nicht dran zu denken, desto stärker zitterte mein Schädel. Und je stärker mein Schädel zitterte, desto schwieriger wurde es, mich darauf zu konzentrieren, dass ich nichts tat, was auch nur ansatzweise als Fluchtversuch missverstanden werden könnte.
    Was nicht leicht war...
    Auch weil ich andererseits versuchte zu überlegen, wohin wir gingen, was wohl passieren würde, wenn wir dort wären, und wann und wo ich tatsächlich einen Fluchtversuch wagen sollte. Doch gerade als ich ernsthaft begann, die Möglichkeiten abzuwägen, sah ich, dass Eric vor mir stehen geblieben war und die Böschung hinaufspähte.
    |466| Auch ich blieb stehen und unwillkürlich zuckte mein Schädel.
    »Ist es der hier?«, fragte Eric Campbell, weiter mit dem Blick auf die Böschung.
    »Ja, glaub schon.«
    Jetzt erkannte ich die Andeutung eines Trampelpfads, eine kaum sichtbare Spur, die sich die Böschung hinaufwand.
    Eric schaute noch einmal den Weg zurück. »Da drüben ist noch einer...«
    »Nein«, sagte Campbell, »das ist der richtige. Den andern haben wir auch probiert, weißt du noch? Er führt nicht weiter.«
    Ich warf einen Blick über die Schulter und erkannte den überwucherten Pfad wieder, den ich gesehen hatte, als ich mich in der Nähe der toten Eiche umguckte.
    Campbell schlug mir auf den Hinterkopf. »Was gibt’s da für
dich
zu glotzen?«
    Ich schaute schnell in die andere Richtung.
    Eric betrat jetzt die Böschung und stieg den schmalen Trampelpfad hoch. Campbell gab mir erneut einen Stoß in den Rücken und ich setzte mich wieder in

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