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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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mit den Füßen tänzelten, ihre Schultern reckten, die Fäuste ballten. Sie wussten, es würde ihnen nicht viel Zeit bleiben, ehe Campbell und Eric sie zurückriefen, und als sie jetzt auf mich zuliefen, sah ich, wie sie sich um die besten Plätze rangelten – jeder versuchte, nach vorn zu kommen, um ein paar Mal zuschlagen zu können, solange es möglich war.
    Doch es gab keine Gelegenheit für sie.
    Ich lief weiter direkt auf die Gruppe zu, rannte, so schnell ich konnte – die Arme pumpten, die Beine hämmerten –, und ich behielt die Richtung bis zum allerletzten Moment bei. Erst als ich den vordersten der Greenwell-Jungs erreichte, erst als er stehen blieb und die Arme ausbreitete, um mich aufzuhalten, sprang ich zurück auf die Böschung und kletterte durch das Unterholz hoch. Es gab hier keinen |461| Trampelpfad, nur dichtes Brombeergestrüpp, Unkraut und moosbedeckte Wurzeln, und die Böschung war an dieser Stelle auch viel steiler. Es war fast unmöglich, mich auf den Füßen zu halten, ich versuchte es erst gar nicht. Ich krabbelte, kletterte, tastete und zog mich die Böschung hinauf. Die Brombeerdornen rissen mir die Haut in Fetzen, zerrten an meiner Kleidung und bohrten sich in mein Fleisch, doch es war mir egal. Die Greenwell-Jungs würden hier nicht raufkommen und sich
ihre
Klamotten versauen. Ich hörte sie unter mir, wie sie mich auslachten, als das Gestrüpp immer dichter wurde und mein Krabbeln immer langsamer. Sie wussten, dass ich nicht weit kommen würde.
    Ich wusste es auch.
    Ich versuchte jetzt gar nicht mehr weiterzukommen. Ich wälzte mich nur noch im Unterholz und suchte irgendwas, wo ich mich einen Moment lang verstecken konnte – eine Delle im Boden, eine Mulde, einen Baum mit einem dicken Stamm. Irgendwas. Solange es mich für ein, zwei Sekunden aus dem Blickfeld nahm.
    »Boland!«, hörte ich Campbell rufen. »Du kannst genauso gut wieder runterkommen... es gibt keinen Fluchtweg.«
    Eine tote Eiche ragte vor mir auf. Sie war vom Blitz getroffen worden, schwarz und verbrannt, mit kahlen Zweigen und einem ausgehöhlten Stamm. Um den Fuß des Baums herum hatte ein Dachs oder so was einen Graben gebuddelt. Ich sah mich um, prägte mir die Umgebung ein – auf halber Höhe der Böschung, direkt unterhalb einer Gruppe alter Fabrikgebäude, gleich rechts neben einem nach unten rankenden Ilex, ungefähr zehn Meter links von einem überwucherten Pfad...
    »Boland!«
    |462| Ich wälzte mich in den Dachsgraben am Fuß der Eiche, legte mich auf den Rücken und zog mein Handy aus der Tasche. Immer noch kein Signal. Ich wühlte Erics Handy aus der Tasche.
    Campbell brüllte wieder. »Wenn du nicht in dreißig Sekunden hier unten bist, komm ich rauf. Kapiert?«
    Ich machte mir nicht die Mühe zu gucken, ob Erics Handy ein Signal hatte, sondern fasste nur in den hohlen Stamm und versteckte das Telefon. Jetzt war es sicher. Ich wusste noch nicht, wozu es gut sein würde, aber Erics Handy war der einzige handfeste Beweis, den ich hatte. Namen, Orte, Zeiten, SMS. Alles steckte irgendwo da drin. Eric mochte die Nachrichten gelöscht haben, aber das bedeutete nicht, dass sie nicht mehr da waren. Und seine Anrufe ließen sich zurückverfolgen. Anrufe bei
AMO
und
BIT
... Campbell und Stella. Amour. Bitch. Liebe und Luder. Amour. Bitch. Amour...
    Es geht bei dem Ganzen um Liebe.
    »Okay, Boland, das war’s dann. Du hattest deine –«
    »Ich komm runter!«, rief ich und stand auf.
    Ich kletterte aus dem Graben und schaute die Böschung hinab. Sie waren jetzt alle versammelt – Campbell, Eric, die Greenwell-Jungs. Sie schauten zu mir hoch, blinzelten in die Sonne und warteten darauf, dass ich runterkam.
    Sie wirkten ziemlich klein von hier oben.
    Doch als ich mich langsam die Böschung hinabarbeitete, wusste ich schon, dass es nicht lange dauern würde, bis sie wieder ziemlich groß wirkten.

|463| Neunundzwanzig
    A ls ich am Fuß der Böschung ankam, war ich komplett durchgeschwitzt und verdreckt, meine Haut blutig und voller Brombeerkratzer, dazu juckte sie höllisch von einer Million Mückenstichen.
    »Gib mir das Handy«, sagte Campbell und streckte mir die Hand entgegen.
    Ich blickte an Campbell vorbei auf Eric. Er stand allein, ein Stück weiter unten auf dem Weg. Etwas rechts von ihm sah ich die Greenwell-Jungs in Richtung Brachfeld abziehen. Sie hatten ihre Arbeit getan, sie wurden nicht mehr gebraucht.
    »Handy!«, blaffte Campbell.
    Ich zog mein Handy heraus und klappte es auf. »Ich hab gerade

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