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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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nicht?«
    »Es ist ein Kaninchen...«
    »Ja, ich weiß, aber irgendwer hat ihm den Kopf abgeschlagen und ihn ans Gartentor gehängt.«
    Dad stand auf. »Ich kläre das, okay? Ich geh da gleich rüber. Lass mich nur vorher deiner Mum Bescheid sagen, wohin ich gehe...«
    Während er müde durch die Küche zur Tür schlurfte, starrte ich auf die Tischplatte und versuchte mir darüber klar zu werden, wie ich mich fühlte. Natürlich war ich froh, dass |157| Dad etwas wegen Raymond unternahm, und ich verstand auch, wieso er nicht mehr machen konnte... ich meine, ich
wusste
, dass es sinnvoll war, erst den Sachverhalt zu klären, ich
wusste
, dass das tote Kaninchen nur ein totes Kaninchen war... und vielleicht machte ich mir ja wirklich zu viele Sorgen und zog unsinnige Schlüsse... vielleicht machte ich einfach viel Lärm um nichts.
    Doch was, wenn nicht?
    Was, wenn...
    Dad stand jetzt in der Tür, und als ich zu ihm hinübersah und gerade etwas sagen wollte, klingelte sein Handy. Er nahm es aus der Tasche, klappte es auf und hielt es ans Ohr.
    »Boland«, sagte er.
    Ich beobachtete ihn, wie er zuhörte, und konnte an seinem Gesicht ablesen, dass es was Polizeiliches war, irgendwas Wichtiges.
    »Ja«, sagte er, »ich weiß, wer sie ist. Wann war das?«
    Dann warf er mir einen Blick zu und es lag etwas in seinen Augen, das ich nicht verstand – eine Art von Heimlichkeit oder vielleicht Verdacht.
    »Reicht es in einer halben Stunde, Sir?«, sagte er in das Handy. »Ich wollte gerade etwas erledigen... nein, nein, ich verstehe... ja, natürlich... okay, ich bin in zehn Minuten da.«
    Er klappte das Handy zu und seufzte schwer.
    »Was ist denn?«, fragte ich.
    Er sah mich an. »Ich muss los... sie wollen, dass ich zurück aufs Revier komme.«
    »Aber was ist mit Raymond?«, fragte ich. »Du kannst doch nicht einfach...«
    »Tut mir leid, Pete«, sagte er. »Das war der Kriminaloberkommissar. |158| Ich muss zurück.«
    »Wieso?«
    Einen Moment lang schaute er etwas hilflos. Fast ein bisschen beschämt. »Pass auf, ich schau bei den Daggetts vorbei, bevor ich gehe, und ich schicke jemanden hin, der sich das mit dem Kaninchen ansehen soll –«
    »Wieso musst du los, Dad?«
    Er seufzte wieder. »Ein Mädchen wird vermisst... Ihre Eltern haben vor ungefähr einer Stunde angerufen.« Er sah mich an. »Es ist Stella Ross.«

    Eine Weile war ich zu verwirrt, um etwas zu sagen. Ich saß bloß da, starrte ins Leere und versuchte, im Kopf alles auf die Reihe zu bringen. Stella Ross war verschwunden... Raymond war verschwunden...
    Stella...
    Raymond...
    Die Schöne und das Biest.
    Körperlose Stimmen hallten in meinem Schädel wider:
    Der Stern geht heute Abend aus
.
    Stella geht heute Abend aus...
    Du wirst dir noch wünschen, dass du das nicht getan hättest ...
    »Pete?«, fragte Dad. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Ich sah ihn an. »Stella wird vermisst?«
    Er nickte. »Sie war offenbar auf der Kirmes... aber sie ist nicht nach Hause gekommen und ihr Handy ist ausgeschaltet. Niemand weiß, wo sie steckt.«
    »Wo Raymond steckt, weiß auch niemand.«
    »Ist mir klar, Pete, aber das ist etwas anderes...«
    »Wieso? Was ist daran
anders

    |159| Dad sah mich nur an und wusste nicht, was er antworten sollte.
    Ich schüttelte den Kopf. »Weil sie berühmt ist, stimmt’s? Sie ist
prominent
... ihre Eltern sind prominent.«
    »Sie haben sie als vermisst gemeldet, Pete. Wir müssen das überprüfen.«
    »Ach ja, richtig«, sagte ich kalt. »Es hat natürlich überhaupt nichts damit zu tun, wer sie ist, klar.«
    »Es geht nicht darum, wer –
    »Nein? Und wieso hat dich dein Chef dann angerufen? Er hat dich doch noch nie angerufen, wenn jemand vermisst wurde, oder? Ich meine, der würde dich doch nie im Leben anrufen, wenn Raymond als vermisst gemeldet würde, stimmt’s?«
    »Bei Raymond gibt es kein öffentliches Interesse«, sagte Dad leise.
    »Na
und
?«, blaffte ich. »Das darf doch keinen Unterschied machen.«
    »Stimmt... aber es macht einen.«
    Dad sah mich an und wollte, dass ich verstand. Und ich verstand ja auch. Ich wusste genau, was er meinte, und ich wusste auch, dass es nicht seine Schuld war und dass er nichts daran ändern konnte.
    Aber deshalb war es trotzdem nicht in Ordnung.
    »Pass auf«, sagte Dad. »Ich muss jetzt los, okay?«
    Ich sah ihn an. »Gehst du trotzdem bei Raymonds Eltern vorbei und redest mit ihnen?«
    Er nickte. »Ich rufe dich an, sobald ich mit ihnen gesprochen habe, und ich guck auch mal, was ich

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