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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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wegen des Kaninchens tun kann. Und mach dir keine allzu großen Sorgen, okay? Ich bin sicher, alles wird gut.«
    |160| »Ja...«
    »Sag Mum Bescheid, dass ich sie später anrufe.«
    »Okay.«
    Er lächelte mich an, nahm seinen Autoschlüssel und drehte sich zur Tür um. Ich sah zu, wie er aufbrach, und wusste noch immer nicht, was ich von allem halten sollte. Es gab einfach zu vieles, was mich berührte, zu vieles, was ich nicht verstand – Raymond, Stella, Raymond und Stella, Raymond und ich, Stella und ich...
    »Hast du sie gesehen?«, fragte Dad.
    Er war in der Tür stehen geblieben und schaute zu mir zurück.
    »Hab ich wen gesehen?«, fragte ich.
    »Stella Ross? Ob du sie auf der Kirmes gesehen hast?«
    »Äh, ja...«, antwortete ich zögernd. »Ja, ich hab sie gesehen. Ich hab sogar mit ihr gesprochen.«
    Seine Augen wurden schmal. »Du hast mit ihr
gesprochen

    »Ja...«
    Dad starrte mich plötzlich an, mit einem langen, nachdenklichen Blick, und für einen Moment war er nicht mehr mein Dad – er war einfach jemand von der Polizei. Und ich hatte mich noch nie in meinem Leben so schuldig gefühlt.
    »Ich möchte, dass du heute zu Hause bleibst«, sagte er ernst. »Hast du verstanden?«
    »Wieso?«
    »Tu’s einfach, klar?«
    »Ja, okay.«
    Er nickte. »Wir sprechen uns später.«

    Nachdem Dad gegangen war, saß ich eine Weile bloß in der |161| Küche herum und wartete darauf, dass das Telefon klingelte. Draußen hatte es aufgehört zu regnen und die schweren dunklen Wolken verzogen sich allmählich. Es schien wieder ein heißer Tag zu werden.
    Ich fühlte mich beschissen.
    Mein Kopf war total zu und vernebelt, mein Mund war staubtrocken, immer wieder musste ich rülpsen und brachte dabei einen eklig säuerlichen Geruch heraus. Alles in mir fühlte sich taub und weit weg an.
    Ich ging aufs Klo.
    Wusch mir das Gesicht.
    Versuchte den Belag auf meinen Zähnen wegzuputzen.
    Dann ging ich zurück in die Küche.
    Setzte mich an den Tisch.
    Stand wieder auf und ging zum Kühlschrank.
    Trank eine Packung O-Saft halb leer.
    Musste mich fast übergeben.
    Setzte mich wieder an den Tisch.
    Wartete darauf, dass das Telefon klingelte.

    Es war halb neun, als Dad endlich anrief. Mum war noch oben im Bett und ich schnappte mir den Hörer sofort, als es klingelte, damit sie nicht wach wurde.
    »Hallo?«
    »Pete... ich bin’s, Dad. Pass auf, ich hab eigentlich keine Zeit und kann nicht lange reden. Ich will dir nur sagen, dass ich bei Mr Daggett war und ihm gesagt habe, er soll in Raymonds Zimmer nachsehen –«
    »War er da?«
    »Nein, aber sie scheinen keinen Grund zu sehen, sich Sorgen zu machen. Sie behaupten, Raymond wäre oft allein unterwegs –«
    |162| »Ist er
nicht

    »Tja, das haben sie mir aber gesagt. Sie haben gemeint, es wäre nicht ungewöhnlich, dass er die ganze Nacht über weg ist.«
    »Quatsch, er ist nur manchmal draußen im Garten, das ist alles. Aber er ist nicht unterwegs.«
    »Tut mir leid, Pete, aber im Moment kann ich da nicht viel machen. Warte noch ein, zwei Stunden, ja? Wenn er dann nicht zurück ist, schicke ich jemanden vorbei.«
    »Was ist mit dem Kaninchen? Hast du’s gesehen?«
    »Ja...«
    »Was hältst du davon?«
    »Weiß nicht... ich meine, es ist eine ziemlich üble Geschichte, aber draußen laufen genügend Irre herum, Pete. Solche Sachen gibt’s leider – getötete Hunde, gequälte Katzen, verstümmelte Pferde, alles. Es würde mich überraschen, wenn es was mit Raymond zu tun hätte, aber ich werd mal versuchen, ob ich jemanden hinschicken kann, der der Sache nachgeht. Kann allerdings eine Weile dauern.«
    »Ja, gut, aber was ist –«
    »Tut mir leid, Pete, ich muss jetzt wirklich los. Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe: Bleib zu Hause, okay?«
    »Ja.«
    »Wir reden später drüber.«
    Die Verbindung brach ab.
    Ich legte den Hörer auf, setzte mich an den Tisch und sah aus dem Fenster. Die Welt da draußen war riesig. Eine Welt, in der alles möglich war und alles geschehen konnte.
    Ich fragte mich, ob es bereits geschehen war.

|164| Zwölf
    I ch saß noch immer am Tisch, als ich hörte, wie Mum in ihren Hausschlappen die Treppe herunterkam, ein vertrautes Geräusch. Ich warf einen Blick auf die Uhr und staunte, dass es schon so spät war. Ich hatte über eine Stunde dagesessen – nachgedacht und versucht, Verbindungen herzustellen und das Ganze zu begreifen. Aber es hatte nichts gebracht. Ich war noch immer genauso verwirrt. Im Gegenteil, ich war eher noch

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