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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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die Hand auf meinen Arm. »Also schön, dann erzähl mir, was passiert ist.«

    Ich erzählte ihm natürlich nicht alles. Zum einen war nicht genug Zeit und ehrlich gesagt fand ich nicht alles von dem, was geschehen war, wirklich wichtig. Andererseits gab es auch eine Menge, wovon ich ihm unmöglich erzählen
konnte
– vom Trinken und Rauchen, von dem ganzen seltsamen Zeug, das passiert war, der Sache mit Nicole in der Hütte...
    Immerhin war er mein Dad.
    Man kann schließlich dem eigenen Vater nicht alles erzählen, oder?
    Aber ich erzählte ihm so viel, wie ich konnte: davon, wie Raymond auf der Kirmes verschwunden war, wie ich überall nach ihm gesucht hatte, wie ich zu ihm nach Hause gelaufen war und das verstümmelte Kaninchen gefunden hatte...
    |154| »Um wie viel Uhr war das?«, fragte mich Dad.
    »Gerade eben, vor ungefähr zehn Minuten...« Ich schaute auf die Uhr an der Küchenwand. Inzwischen war es fast Viertel vor sieben. »Es muss so gegen halb gewesen sein.«
    Dad nickte. »Du hast also den Kaninchenkopf am Gartentor gesehen... Was hast du dann gemacht?«
    Ich erzählte ihm von dem zerstörten Kaninchenstall, den Überresten von Black Rabbit und davon, wie ich Mr Daggett geweckt und mit ihm zu reden versucht hatte.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Dad.
    »Nicht viel...« Ich schüttelte den Kopf. »Er wollte nichts davon wissen, Dad. Ich wollte ihm das mit Raymond beibringen, aber es war ihm egal...«
    »Hat er nachgeguckt, ob Raymond in seinem Zimmer ist?«
    »Nein... aber ich hab gehört, wie Mrs Daggett zu ihm sagte, Raymond wäre die ganze Nacht nicht zu Hause gewesen.«
    »Haben sie denn damit gerechnet, dass er nach Hause kommt?«
    »Ich weiß nicht...«
    Dad sah mich an. »Ich dachte, ihr wolltet die Nacht bei Eric und Nicole verbringen.«
    »Hm, ja... aber ich weiß nicht, ob gemeint war, dass Raymond mitkommen sollte. Also, Nicole hat ihn jedenfalls nicht ausdrücklich eingeladen... und außerdem ist es sowieso nicht dazu gekommen.«
    »Wozu ist es nicht gekommen?«
    »Zum Übernachten bei Eric und Nicole...«
    Dad runzelte die Stirn. »Es ist nicht dazu gekommen?«
    »Nein.«
    |155| »Wieso nicht?«
    »Keine Ahnung... ich hab auf der Kirmes irgendwie den Kontakt zu Eric und Nic verloren und dann hab ich Stunden versucht Raymond zu finden.«
    »Wo bist du dann die ganze Nacht gewesen?«
    Ich rieb mir die Augen. »Ich bin zu Eric und Nic nach Hause, aber da war niemand...«
    »Und dann?«
    »Ich hab auf sie gewartet.«
    »Die ganze Nacht?«
    »Ich bin auf der Treppe eingeschlafen.«
    »Du bist eingeschlafen?«
    »Ja, ich war müde...«
    Dad sah mir in die Augen. »Wie viel hast du getrunken?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich war nur
müde
, Dad. Es war spät, ich bin die ganze Nacht auf der Kirmes rumgelaufen ...« Ich sah ihn an. »Was, meinst du, sollen wir wegen Raymond tun? Ich mach mir wirklich Sorgen.«
    Dad seufzte. »Ich fürchte, es gibt nicht viel, was wir momentan tun können.«
    Ich starrte ihn ungläubig an. »Wie kannst du das sagen? Wir
müssen
etwas tun... er ist verschwunden, irgendwer hat sein Kaninchen umgebracht –«
    »Wir
wissen
nicht, ob er verschwunden ist, Pete«, sagte Dad ruhig. »Er kann überall sein.«
    »Wo denn?«
    Dad zuckte die Schultern. »Bei Freunden –«
    »Er
hat
keine Freunde.«
    »Er könnte vielleicht doch zu Hause sein, das ist immerhin möglich.«
    »Aber er
ist
nicht zu Hause... seine Mum hat gesagt, er |156| war die ganze Nacht nicht da.«
    »Ich weiß, aber wir
wissen
es nicht sicher, oder?«
    »Er ist
verschwunden
, Dad. Du musst etwas
tun
...«
    »Jetzt beruhige dich erst mal einen Moment«, sagte Dad und legte mir die Hand auf die Schulter. »Ich habe ja nicht gesagt, dass ich
nichts
tun werde, aber ich kann ihn nicht als vermisst melden, nur weil du nicht weißt, wo er steckt.«
    »Wieso nicht?«
    »Hör zu«, sagte Dad. »Lass mich zu seinen Eltern gehen und sehen, was sie zu sagen haben. Okay? Wenn Raymond nicht da ist, werde ich sie dazu bringen, ihn als vermisst zu melden, und dann können wir anfangen, nach ihm zu suchen.«
    »Ja, aber was ist, wenn sie ihn nicht als vermisst melden
wollen
? Du weißt doch, wie sie sind, Dad... sie kümmern sich doch einen Scheiß um ihn. Das war schon immer so. Und was ist mit dem Kaninchen? Kannst du nicht die Spurensicherung oder sonst irgendwen vorbeischicken, dass sie sich das mal ansehen?«
    Dad schüttelte den Kopf. »Also komm, Pete... du weißt, dass ich das nicht machen kann.«
    »Wieso

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